Bittere Pille
sind wir auch hier am Ball. Heinrichs ist seit heute
Morgen in Remscheid unterwegs und stellt die Wohnung von Jan
Rüben auf den Kopf. Vielleicht finden wir dort einen wichtigen
Hinweis auf seine Auftraggeber.«
Heike berichtete ihm,
was sie befürchtete. »Zunächst dachte ich, dass
Brechtmann hinter den Morden steckt und dass Klinke ihm
möglicherweise zur Hand gegangen ist - deshalb wurde sein BMW
nach dem Mord an Monika Born gesehen. Dann erhärtete sich der
Verdacht, dass MM Pharma ungebetene Zeugen aus dem Weg geräumt
hat. Jetzt allerdings stellt sich die Frage, für wen Jan
Rüben unterwegs war. Möglicherweise steckt doch
Brechtmann dahinter, und Rüben hat für ihn die
Drecksarbeit erledigt - wahrscheinlich gegen ein fürstliches
Honorar. Fragen Sie Brechtmann.«
»Das wird leider
nicht gehen.«
»Warum?«
Heike beschlich eine dunkle Ahnung.
»Noch eine
schlechte Nachricht: Er ist tot, ermordet worden. Letzte Nacht in einem Hotel
in Winningen an der Mosel. Die Putzfrau des Hotels fand ihn mit
einer Kugel im Kopf, die Waffe in der Hand. So wie wir vermuten,
hat er das Haus nach Ihrem Besuch in Wermelskirchen fluchtartig
verlassen, nachdem Sie sein Versteck aufgespürt haben, Herr
Seiler.« Ein vorwurfsvoller Unterton lag in Ulbrichts
Stimme.
»Moment,
Moment«, rief Stefan. »Heißt das, er ist
zufällig an der Mosel untergetaucht, um sich Ihnen zu
entziehen?«
»Das wäre
zu einfach. Aber wahrscheinlich hatte die Flucht nach
Rheinland-Pfalz zwei Gründe: Zum einen wollte er untertauchen,
zum anderen hat er sich dort mit einem Geschäftspartner
getroffen, der ebenfalls in der Sache drinhängt. Wir haben
herausgefunden, dass dieser Geschäftspartner in
Koblenz-Metternich wohnt. Das ist einen Katzensprung von Winningen
entfernt. Bei ihm handelt es sich um Markus Müller, den
Geschäftsführer der MM Pharma.«
Heike horchte auf. Der
Name Markus Müller war ihr bei ihren Recherchen bereits
aufgefallen. Und MM Pharma war mehrmals in Peter Borns Listen
aufgetaucht. »Es gibt diverse Vorwürfe gegen ihn. All
das steht in den Unterlagen von Peter Born, die ich Ihnen gestern
noch zugemailt habe.«
»Ich habe die
Listen nur kurz überflogen, aber der Rest ist hinlänglich
bekannt. Und was das angeht, so ist das Sache des LKA.
Wahrscheinlich ist es sogar nur noch eine Frage der Zeit, bis sich
das Bundeskriminalamt einschaltet.« Mit den Lippen formte
Ulbricht Rauchkringel.
»Was halten Sie
von der zugegebenermaßen gewagten Theorie, dass das
Bundesgesundheitsministerium in der Sache drinhängt?«,
wagte Heike einen Vorstoß.
»Das haben wir
auch schon geprüft. Allerdings ist nicht das
Bundesgesundheitsministerium zuständig, sondern das
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn.
Im Zuge des Regierungsumzuges von Bonn nach Berlin hat man damals
im Berlin/ Bonn-Gesetz festgelegt, dass der
Sitz der Behörde als Ausgleichsmaßnahme von Berlin nach
Bonn verlegt wird. Das war schon im Jahr 2001, und 2005 wurde ein
umfassender Restrukturierungsprozess des
Arzneimittel-Zulassungsbereiches abgeschlossen. Somit sitzt die
Behörde, die für die Überwachung von neu
zugelassenen Medikamenten zuständig ist, in Bonn. Es gibt ein
Buch, in dem alle neuen Arzneimittel gelistet sind, sowohl die mit
positiven Bewertungen als auch die mit den negativen Eintragungen.
Und wir wissen dank der geheimen Patientenakte, die Sie uns durch
Frau George zugespielt haben, Herr Seiler, dass Brechtmann
tatsächlich Medikamente anwandte, die nicht zugelassen waren.
Es gibt Liefernachweise und Einträge, die dies belegen.«
Ulbricht holte tief Luft. Er war es nicht gewohnt, lange Reden zu
halten. Jetzt zog er an seiner Zigarette, schnippte die Asche weg
und betrachtete Heike und Stefan. Ein triumphierendes Grinsen lag
auf seinen Mundwinkeln. »Sie sehen - ich habe mir die Nacht
mit Recherchen um die Ohren geschlagen. Und die Kollegen vom
Landeskriminalamt verfolgen ebenfalls eine heiße Spur in
diese Richtung. Insofern ist Ihr Verdacht also nicht ganz
unberechtigt. Dass das Institut allerdings einen
Auftragsmörder losschickt, halte ich für
irrwitzig.«
»Nicht das
Institut«, erwiderte Heike schnell. »Vielleicht gibt es
dort einen Mitarbeiter, der viel zu verlieren hat, wenn seine
Machenschaften ans Licht der Öffentlichkeit
geraten.«
»In Bonn
arbeiten rund tausend Angestellte - möglicherweise gibt es ja
wirklich ein schwarzes Schaf darunter. Aber das sollten die
Kollegen von LKA und BKA
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