Bittere Pille
Heike
ließen sich auf die Besuchersessel vor Eckhardts Schreibtisch
sinken.
»Haben wir den
Beitrag über die Umweltzonen auf dem Server?«, fragte
er, an Heike gewandt.
Sie schüttelte
den Kopf. »Das muss warten, fürchte ich. Oder stellen
Sie von mir aus die junge Volontärin daran. Es gibt schlechte
Nachrichten, was Ihren Freund Klinke betrifft.«
Eine steile Falte
stand auf Eckhardts Stirn. »Wovon reden
Sie?«
»Seinen Wagen
haben wir auf Schloss Burg gesehen, nachdem Monika Born dort erschossen
wurde«, begann Heike aufgeregt. »Und er streitet alles
ab. Gestern hat es eine Entführung gegeben. Eine junge Frau,
die in Dr. Brechtmanns Klinik arbeitet, hat Stefan eine geheime
Akte zugespielt. Darin wird der Missbrauch von nicht zugelassenen
Medikamenten dokumentiert. Ein ahnungsloser Patient ist Brechtmann
auf dem Behandlungstisch gestorben. Wie gesagt - die Akte wurde uns
zugespielt und gestern noch an die Kripo weitergegeben. Die Frau
wurde nach dem Diebstahl von einem Unbekannten verfolgt, Ulbricht
konnte ihr aber keinen Personenschutz gewähren - die knappe
Personalsituation bei der Polizei, bla bla, kennen wir ja auch.
Also zurück zu der Frau: Sie wurde in den gestrigen
Abendstunden das Opfer einer Entführung.«
»Die
Entführung ist beendet«, erwiderte Eckhardt.
»Ziemlich spektakuläre Aktion, über die ich
übrigens morgen einen Beitrag hören möchte, Herr
Seiler.«
So viel zum freien
Tag, dachte Stefan zähneknirschend.
»Richtig.
Vielleicht interessiert es Sie, dass der Entführer als
Autoverkäufer in Klinkes Autohaus arbeitet.« Heike
musterte den Chefredakteur der Wupperwelle. »Ein paar
Zusammenhänge zu viel, wie ich finde.«
»Sie glauben,
dass der Verkäufer auch mit Reinhardts Wagen unterwegs war,
nachdem die Frau auf Schloss Burg erschossen
wurde?«
»Es wäre
zumindest eine Möglichkeit, oder?«
Eckhardt lehnte sich
weit zurück und verschränkte nachdenklich die Arme hinter
dem Kopf. »Das ist ein ziemlicher Hammer, den Sie mir da
auftischen, Frau Göbel.«
»Es sind nur
Fakten, fürchte ich.«
»Allerdings.
Fakten, die nicht gerade für Ihren Freund Reinhardt Klinke
sprechen - mit Verlaub.« Stefan räusperte sich.
»Er steckt irgendwie in der Sache drin, da können wir
uns drehen und wenden, wie wir wollen, Herr
Eckhardt.«
»Ich kann das
alles einfach nicht glauben.« Eckhardt schüttelte
den Kopf.
»Es muss noch eine andere Lösung geben«, murmelte
er sichtlich verwirrt. »Reinhardt würde sich lieber eine
Hand abhacken, als kriminelle Geschäfte zu machen. Er lebt
für sein Autohaus.« Eckhardt blickte erst Stefan, dann
Heike an. »Was haben Sie jetzt vor?«
»Wir werden ihm
einen Besuch abstatten«, erwiderte Stefan. Seine
Müdigkeit war wie verflogen, dennoch hoffte er, heute
früher ins Bett zu kommen als gestern.
Eckhardt betrachtete
ihn nachdenklich. »Herr Seiler, Sie unterstützen Frau
Göbel. Die Geschichte ist komplexer, als ich anfangs gedacht
hatte. Und morgen möchte ich Sie hier frühestens zur
Redaktionskonferenz sehen. Für die Frühsendung finden wir
eine Vertretung, notfalls moderiere ich selber.« Er grinste
schief. »Außerdem fehlen Ihnen ein paar Stunden Schlaf,
das ist nicht zu übersehen. Frau Göbel gibt sowieso keine
Ruhe, bevor der Fall aufgeklärt ist. Und danach will ich eine
riesengroße Story, die wir bundesweit anbieten
können.«
Heike blickte Stefan
triumphierend an. »Prima, dann kämpfen wir jetzt wieder
gemeinsam an der Front. Wie in alten Tagen.«
64
Autohaus Klinke,
11:15 Uhr
»Diesmal war er
schneller als wir«, brummte Stefan, als er den Käfer auf
das Gelände des Autohauses Klinke lenkte und eine freie
Parklücke zwischen den hier versammelten Luxuskarossen suchte.
Er deutete mit dem Kinn auf einen dunkel lackierten Opel Vectra mit
Wuppertaler Kennzeichen. Die Funkantenne auf dem Dach verriet, dass
es sich um ein ziviles Polizeifahrzeug handelte.
»Das war zu
befürchten.« Heike winkte ab. »Vielleicht
können wir von Ulbricht was erfahren. Das erspart uns einen
Besuch in der Höhle des Löwen.« Sie hatte
eigentlich keine große Lust auf ein weiteres Gespräch
mit Eckhardts Freund Reinhardt Klinke gehabt. So langsam wurde die
Sache heikel. Mittlerweile war sie sich sicher, dass Peter Born die
geheimen Akten dem Bundesgesundheitsministerium hatte Zuspielen
wollen. So weit war es nicht gekommen, und inzwischen wusste Heike
nicht einmal mehr, ob das die Sache geändert
hätte.
Während sie den
Platz
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