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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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unserer guten alten Wupperwelle
noch zurückstecken. Vielleicht sollten wir die Leistung des
Senders am Westfalenweg mal erhöhen,« bemerkte
er, während er sich auf die Autobahn Richtung Wuppertal Nord
einordnete. »Da können wir viel mehr Leute erreichen,
als nur bei uns in der Stadt.«
    Heike lächelte
süffisant. »Du bist der Boss.«
    Nachdem er in den
vierten Gang geschaltet hatte, winkte Stefan ab. Der Motor im Heck
war ungewöhnlich laut. Normalerweise ersparte Stefan seinem
Käfer weitere Strecken. Mit der Motorleistung moderner
Fahrzeuge kam Clemens natürlich nicht mehr mit, und so
fühlte sich Stefan mit den offiziellen 44 Pferdestärken
des Käfers reichlich untermotorisiert, sobald es auf die
Autobahn ging. Obwohl es Clemens auch schon mal bis zum
Tachoanschlag, also 140 Stundenkilometer, geschafft hatte, schonte
Stefan den Käfer lieber. In der Regel legte er Autobahnfahrten
auf der rechten Spur, unter der Woche eingeklemmt von Lastwagen,
zwischen 80 und 90 Stundenkilometern zurück.
    Doch an diesem Sonntag
war die dreispurig ausgebaute Autobahn relativ frei, und so
beschleunigte er den Wagen bis auf knapp 130 Kilometer pro Stunde.
Das war bergab und mit viel Rückenwind durchaus zu schaffen,
und in der hier herrschenden 120er-Zone kam man mit etwas
Glück ohne Foto davon, falls die Polizei hier blitzte. Unter
dem Radar fliegen, nannte Stefan das.
    Heikes Stimme riss ihn
aus den Gedanken. »Jemand räumt den Taxifahrer aus dem
Weg, weil er etwas gesehen haben könnte und zu einem
lästigen Zeugen wurde«, überlegte Heike weiter.
»Derjenige muss sich verdammt viel Arbeit machen. Er muss
erst einmal herausfinden, wie der Mann, den er am See erschossen
hat, dorthin gekommen ist. Gut, anhand der Lage ist es ziemlich
wahrscheinlich, dass der Mann entweder mit dem eigenen Auto oder
mit dem Taxi anreist. Ein eigenes Auto fand man nicht in der
Nähe des Sees, zumindest keins, das niemandem gehörte.
Also bleibt das Taxi. Ein Anruf in der Zentrale, und schon
weiß man, wer den Mann dorthin gefahren hat. Vielleicht wurde
auch jemand zum Zeugen.«
    »Ich kann mir
nicht vorstellen, dass die Taxizentrale so ohne Weiteres den Namen
des Fahrers herausgibt«, murmelte Stefan. »Von seiner
Privatanschrift mal ganz abgesehen.«
    »Dann hat sich
der Mörder in der Taxizentrale als jemand anderes ausgegeben,
als jemand, dem vertraut wurde. Oder er nutzte einen Vorwand.
Beispielsweise, dass er etwas im Taxi vergessen hat. Oder eine
Frau, die behauptet, sich unsterblich in Baumgart verliebt zu
haben. So was gibt es immer wieder.«
    »Oder man kannte
ihn in der Taxizentrale.«
    »Möglich
ist alles. Aber ich kann die beiden Fäden noch nicht
miteinander verknoten«, murmelte Heike. »Wie passt das
zusammen? Vielleicht handelt es sich um einen Taximörder, so
was gab es schon öfters. Dann wäre der Tote im See
vielleicht nur ein Zufallsprodukt, ein unerwünschter Zeuge,
was weiß ich. Das Ganze also genau anders herum, als wir bis
jetzt vermutet haben.«
    »Deine Phantasie
wundert mich immer wieder«, grinste Stefan und schielte auf
den Tacho des Käfers, nachdem er einen Smart überholt
hatte, der auf der rechten Spur zockelte. Moderne Kleinwagen
konnten also auch nicht viel mehr als der Käfer, dachte er
triumphierend.
    »Moment«,
rief Heike. »Jemand von der Kripo hat die Taxizentrale
angerufen, bevor Kalla es getan hatte.« Sie erinnerte sich
daran, dass Kalla nach seinem Telefonat mit der Kollegin in der
Zentrale berichtet hatte, wie sich jemand nach dem Fahrer erkundigt
hatte. Sie zog das Handy hervor. In den Tiefen ihrer Handtasche
fand sie auch das Kärtchen mit dem Taxi-Logo, das sie gestern
von Kalla bekommen hatte. Eilig wählte sie seine Nummer.
»Ich bin es noch mal, Heike. Es gibt schlechte
Nachrichten.« Sie berichtete dem sympathischen Taxifahrer von
dem Mord an dessen Kollegen. »Die Fahrt an den Beyenburger
Stausee war sicherlich der Grund für den Mord. Vermutlich hat
Baumgart mit seinem letzten Fahrgast gesprochen und dabei
Informationen bekommen, die er nicht hören durfte. Jedenfalls
dürfte sein Mörder genau davon ausgegangen sein.« Die
zweite Theorie verschwieg Heike ihm. Eine Panikmache unter
Wuppertals Taxifahrern wollte sie vermeiden.
    »So ein
verdammter Mist.« Kalla war sichtlich berührt.
»Wie kann ich euch helfen?«, fragte er, nachdem er den
ersten Schrecken über den Mord an seinem Kollegen verdaut
hatte.
    »Du hast gestern
doch deine Kollegin in der Zentrale angerufen, um sie zu

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