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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Ihren
Sender fortan als Erstes mit Informationen bedienen, sodass Sie mit
Exklusivgeschichten Quote machen können. Das dürfte
Eckhardt gefallen.«
    Stefan traute dem
plötzlichen Frieden nicht. »Wo ist der
Haken?«
    »Es gibt keinen.
Natürlich werden Sie über nichts berichten, was die
laufenden Ermittlungen gefährden könnte. Nach wie vor
werde ich Ihnen so etwas wie eine Nachrichtensperre verhängen,
wenn es nötig sein sollte.«
    »Und wie
können wir Ihnen helfen?« Heike schürzte die
Lippen. »Sie werden Ihr mächtigstes Instrument nutzen.
Die Hörer der Stadt, vielleicht sogar die Hörer des
Bergischen Landes. Sicherlich arbeiten Sie mit den angrenzenden
Lokalradios in den Nachbarstädten zusammen, oder irre
ich?«
    »Nein, wir sind
untereinander befreundet«, lächelte Heike und dachte
daran, dass Stefan gestern Zachi von Radio Berg-Land getroffen
hatte.
    Ulbricht nickte
zufrieden. »Sehen Sie. Ich möchte, dass Sie eine Sendung
machen, in der Sie nach dem Toten aus dem See fahnden lassen.
Irgendjemand muss ihn gekannt haben.«
    Stefan grinste.
»Sie meinen so etwas wie Aktenzeichen XY, nur im
Radio?«
    »So könnte
man es vielleicht nennen.« Der Kommissar nickte. Heike
räusperte sich. »Und Sie haben wirklich keinen
Ansatz?«
    »Nichts.«
Ulbricht blickte auf seine Schuhspitzen und schüttelte den
Kopf. »Der Mann aus dem See taucht weder in einer
Vermisstenmeldung auf, noch haben wir ihn jemals
erkennungsdienstlich behandelt, was auf eine kriminelle
Vergangenheit des Mordopfers hinweisen
würde.«
    »Sie glauben, es
war ein Krimineller?« Heikes Augen wurden groß.
»Wir haben nichts außer Acht gelassen. Aber wir
dürfen keine Zeit verlieren, ich stehe auch nach dem zweiten
Mord mit leeren Händen da und muss morgen der
Staatsanwaltschaft Rede und Antwort stehen.«
    »Die Tatsache,
dass es sich bei dem Opfer um den Taxifahrer des Mannes handelt,
der erschossen im See lag, legt doch den Schluss nahe, dass er
möglicherweise zu viel wusste und deshalb sterben
musste.« Stefan wanderte durch den kleinen Raum, blieb
schließlich wieder am Fenster stehen und beobachtete, wie der
Wagen eines örtlich ansässigen Bestattungsunternehmens
vorfuhr.
    »So stellt sich
die Sachlage dar«, nickte Ulbricht.
    »Sonst wissen
Sie nichts?«
    »Beide Opfer
starben durch jeweils einen einzigen Schuss aus einer
kleinkalibrigen Waffe, das bestätigt unseren Verdacht, dass es
sich um denselben Täter handeln könnte.«
    »Das ist doch
schon mal ein Anfang«, meinte Heike. Insgeheim hatte sie das,
was ihnen Ulbricht gerade erzählte, auch schon
vermutet.
    »Also denken Sie
dran: Sie halten sich an die Spielregeln. Ich will heute nichts von
unserem Verdacht im Radio hören, ist das klar? Im Gegenzug
erhalten Sie das Privileg, vorab von mir Informationen zu erhalten.
Wir kennen uns lange genug, es sind bestimmt schon fast zehn Jahre,
schätze ich. Also beruht diese Zusammenarbeit auf reiner
Vertrauensbasis. Klappt diese Zusammenarbeit nicht, drehe ich den
Hahn zu und werde mich bei Eckhardt über Sie
beschweren.«
    Michael Eckhardt war
Chef der Wupperwelle. Ein Journalist der alten Schule. Er
arbeitete, wenn es sein musste, Tag und Nacht. Der Erfolg des
kleinen Senders lag ihm am Herzen, und er verlangte von allen
Mitarbeitern vollen Einsatz und volle Integrität.
    Eckhardt war ein
Chaot, trotzdem herzensgut, aber auch ein Choleriker, der
förmlich ausrasten konnte, wenn etwas nicht nach seinen
Vorstellungen lief. Und er war journalistisch immer gern ganz vorn
am Ball, wenn etwas in »seiner« Stadt geschah, ging
trotzdem stets mit dem nötigen Feingefühl vor, denn
schließlich wollte er es sich nicht mit einflussreichen
Leuten in der Stadt verderben. Deshalb setzte er eben dieses
journalistische Feingefühl auch bei jedem Einzelnen, der zum
Team des Senders gehörte, voraus.
    »Sie sind mit
ihm befreundet, das müssen Sie nicht betonen«, grinste
Stefan.    
    »Gut, dann
verstehen wir uns.« Ulbricht nickte. Langsam entspannten sich
seine Gesichtszüge. Er reichte erst Heike, dann Stefan die
Hand. »Dann auf eine gute Zusammenarbeit.« Ulbricht
erhob sich, klappte den Stuhl zusammen und stellte ihn zurück
an die Wand hinter der Tür. »Wir bleiben in
Kontakt.« Dann war er draußen, schrie die Männer
des Bestattungsunternehmens an und war wieder ganz der
Alte.
    »Was war das
denn für eine Vorstellung?«, fragte Stefan, als sie
wieder alleine in der kleinen Kammer des toten Taxifahrers waren.
Heike zuckte die

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