Bittere Pille
doch
auf der Hand, dass beide Morde etwas miteinander zu tun
haben.« Heinrichs grinste und hechelte förmlich nach
Lob.
Ulbricht hasste es,
wenn »Brille« Heinrichs den Speichellecker
raushängen ließ. Er griff nach dem Rest der Kippe,
klopfte mit dem Zeigefinger die Aschestange, die sich inzwischen
gebildet hatte, ab und rauchte weiter. Er hatte keine Lust auf eine
Diskussion mit seinem Assistenten. Immerhin hatte er Ergebnisse
vorzuweisen. »Im Ansatz brauchbar, jetzt fehlt uns das
Tatmotiv für den ersten Mord. Und der Täter
natürlich. Was ist überhaupt mit den Obduktionsberichten?
Pennen die in
Düsseldorf?«
»Notbesetzung,
heute ist Sonntag. Vor morgen Mittag brauchen wir gar nicht damit
zu rechnen, Chef.«
Ulbricht brummte etwas
Unverständliches. Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette
und drückte den Stummel im Ascher aus. »Dann müssen
wir wissen, was mit den Projektilen ist. Stammen sie wirklich aus ein
und derselben Waffe? Fordern Sie einen Bericht der Ballistiker an,
um zu prüfen, ob…"Bevor er fortfahren konnte, klingelte
das Telefon auf seinem Schreibtisch.
»Ulbricht?!«
»Göbel
hier, hallo Kommissar. Es gibt Neuigkeiten im Fall der Leiche aus
dem Stausee.« Die Stimme der Radioreporterin klang aufgeregt.
»Die mögliche Frau des Ermordeten hat sich bei unserem
Schwestersender Radio Berg-Land gemeldet, nachdem die Kollegen den
Beitrag gesendet haben.« Ulbricht machte große Augen,
und als Heinrichs ihn mit fragender Miene betrachtete, schaltete er
den Lautsprecher des Telefons ein. »Woher wollen Sie wissen,
dass es sich bei ihr tatsächlich um die Frau des Toten
handelt?«
Heike Göbel
berichtete Ulbricht, was sie von Zachi erfahren hatte. »Wo
ist die Frau jetzt?«
»Sie hat sich
ein Hotelzimmer genommen.«
»Soll herkommen,
damit wir ihr die Leiche zeigen können. Dann wissen wir mehr,
vorher mache ich keine Pferde scheu«, erwiderte
Ulbricht.
»Sie steht unter
Schock.«
»Ist sie in
ärztlicher Behandlung?«
»Soweit ich von
den Kollegen weiß, hat sie einen Arzt abgelehnt. Sie wollte
einfach nur alleine sein. Aber wir bleiben am Ball, Kommissar. Wir
sollten ihr etwas Zeit
geben!«
»Zeit,
Zeit!«, blaffte Ulbricht. »Sie sind lustig. Ich habe
hier morgen den Baum brennen, wenn ich nichts vorweisen kann, und
Sie reden von Zeit, Frau Göbel!«
»Ich denke, wir
sollten den Wunsch der Frau respektieren. Sie hat angegeben, dass
sie es nicht überstehen würde, ihren Mann tot
identifizieren zu müssen.« Die Reporterin ließ
sich nicht aus der Ruhe bringen. »Wir bleiben am Ball,
versprochen!«
»Was ist mit
der…«
»Entschuldigung,
aber ich habe da noch eine andere Sache«, unterbrach Heike
Göbel ihn. »Jemand hat bei der Taxizentrale angerufen und sich
nach Baumgart erkundigt. Eine Frau, um genau zu sein. Sie hat sich
als Mitarbeiterin der Wuppertaler Mordkommission ausgewiesen.
Wissen Sie darüber etwas?«
»Das ist
unglaublich«, entfuhr es Ulbricht. Er schnaufte und blickte
zu seinem Assistenten hinüber. Dieser zuckte die Schultern und
schüttelte stumm den Kopf. Langsam nur beruhigte sich der
Kommissar. »Nein, es gibt keine Mitarbeiterin in meiner
Abteilung. Aber danke für den Hinweis, ich will gar nicht
wissen, woher sie den schon wieder haben. Ich werde das
natürlich überprüfen lassen.« Ulbricht machte
eine kleine Pause, bevor er fortfuhr. »Und Sie melden sich
bitte, sobald Sie mehr über diese Frau wissen, die angeblich
Witwe ist.« Er legte auf. Nachdem er sich mit der Hand durch
das gerötete Gesicht gefahren hatte, lehnte er sich
zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
»Schöne Scheiße«, brummte er. »Wir
haben - mit etwas Glück -die Frau des Toten, und wissen nicht,
ob wir eine Spur haben. Ich könnte kotzen.«
»Lassen Sie uns
Schluss machen für heute.«
»Nichts
da.« Ulbricht schüttelte den Kopf. »Sie
kümmern sich um den rätselhaften Anruf in der
Taxizentrale. Ich will wissen, wer sich als Mitarbeiterin der Kripo
ausgegeben hat. Das stinkt doch zum Himmel! Demnach hätten wir
es mit einer Täterin zu tun.« Seine Hand sauste auf die
Schreibtischplatte herunter. »Wie blöd sind die in der
Taxizentrale eigentlich, dass sie die Privatadresse eines Fahrers
herausgeben, nur weil sich jemand mit dem Zusatz
›Mordkommission‹ meldet?«
»Ich werde
versuchen, das zu rekonstruieren, Chef", versprach
Heinrichs.
»Sie erreichen
mich zu Hause. Ich muss morgen fit sein, und, wer weiß,
vielleicht
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