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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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»Lieber nicht. Setzen wir uns auf
eine der Bänke drüben am Denkmal.«
    »Gut.« Sie
überquerten den Hof und nahmen Platz. »Also, woher
wissen Sie, dass es sich bei dem Toten im Stausee um Ihren Mann
handelt?«, fragte Heike.
    »Es gibt einige
Fakten, die übereinstimmen.« Schweres Stöhnen.
»Es spricht vieles dafür, dass es sich
bei…«, sie stockte. »Dass es sich bei dem Toten
um Peter handelt.« Tränen traten in ihre Augen.
»Peter war ein Kollege von Ihnen, er war auch Journalist. Als
freier Mitarbeiter arbeitete er für viele Magazine und
Zeitungen. Peter war auf heikle Themen spezialisiert:
Wirtschaftskriminalität, Politikskandale und so weiter. Es kam
schon des Öfteren vor, dass er für ein paar Tage und
Wochen einfach von der Bildfläche verschwand, wenn er wieder
mal an einer heißen Story arbeitete. So auch
diesmal.«
    »Wissen Sie,
woran er zuletzt gearbeitet hat?«
    »Arzneimittel.« Das
kam wie aus der Pistole geschossen. Sie zog ein Taschentuch hervor,
murmelte eine Entschuldigung und wischte sich die Tränen fort.
Das Make-up hielt. »Er war dabei, einen Arzneimittelskandal
aufzudecken. Und letzten Donnerstag hat er sich mit einem
Informanten getroffen. An einem See, mehr weiß ich nicht. Wir
leben in Vallendar, das ist ein kleiner Ort in der Nähe von
Koblenz. Die Geschichte hat ihn hierher, ins Bergische Land
geführt.« Eine wegwerfende Handbewegung. »Wie dem
auch sei. Jedenfalls haben wir täglich telefoniert. Und seit
Donnerstag - kein Lebenszeichen mehr. Immer wenn ich ihn versuchte
anzurufen, sprang die Mailbox an. Er hat sein Handy ausgeschaltet,
warum auch immer. Das Letzte, was wir verabreden konnten, war ein
Treffen in einem Hotel in Wuppertal. Peter hoffte, bis dahin mit
den Recherchen fertig zu sein. Er hat nicht über seine Arbeit
gesprochen, aber das tat er nie. Nur diesmal wusste ich, woran er
arbeitete. Ich habe den Eindruck, dass er geahnt hat, was passieren
würde.« Sie putzte sich die Nase, und weder Heike noch
Stefan unterbrachen sie. »Also - er hat recherchiert, und wir
waren verabredet. Zu dem Treffen gestern ist er nicht erschienen -
wie denn auch? Ich wusste von dem Treffen an einem See in
Wuppertal. Und im Radio hörte ich heute von der Wasserleiche,
die man aus einem See in Wuppertal gezogen hat.« Sie blickte
die Reporter mit tränenverschleiertem Blick an. »Oder
gibt es noch mehrere Seen in Wuppertal?«
    »Eigentlich
nicht.« Stefan schob die Mundwinkel nach unten und dachte
kurz nach. »Der Beyenburger Stausee liegt ziemlich abseits,
da könnte ich mir schon vorstellen, dass man sich dort zu
einem geheimen Treffen verabredet.«
    »Sie sprachen
von einem Arzneimittelskandal«, erinnerte Heike. »Was
wissen Sie darüber?«
    »Es ging um
Korruption im großen Stil. Pharmakonzerne bestechen
Ärzte, um ihre Produkte verkaufen zu können. Dabei werden
teils noch nicht offiziell am Markt erhältliche Medikamente
ohne Zulassung
an Patienten angewandt - ohne deren Wissen, wohlgemerkt. Die
Politik verschließt sich vor dieser Tatsache und akzeptiert
stillschweigend, dass sich die Pharmakonzerne mit den Medizinern
verbünden. In diesen Praxistests erfahren sie viel mehr
über etwaige Nebenwirkungen eines neuen Medikaments als in
langjährigen und kostspieligen Versuchsreihen im Labor. Dass
ahnungslosen Patienten unter Umständen irreparable
Schäden zugefügt werden, nehmen sie in Kauf. Das sind
keine Menschen, das sind Monster!«
    »Und Sie
glauben, dass …«, wagte Stefan einen
Vorstoß.
    »Diese Schweine
haben ihn eiskalt aus dem Weg geräumt.« Monika Borns
Stimme klang verbittert, ihre Miene glich einer Maske. Sie
kämpfte erneut gegen die Tränen an, doch diesmal waren es
Tränen der Wut. »Er ist ihnen gefährlich geworden.
Wären sie aufgeflogen, dann wären einige angesehene
Ärzte und die Bosse in den Pharmakonzernen in den Bau
gewandert.«
    »Warum gehen Sie
nicht einfach zur Polizei und erzählen denen, was Sie wissen?
Dann würden die Mörder Ihres Mannes gefasst werden, und
der Arzneimittelskandal wäre ebenfalls aufgedeckt. Ich
könnte mir vorstellen, dass das im Sinne Ihres Mannes
wäre.«
    »Entschuldigen
Sie«, mischte sich Stefan ein. »Haben Sie vielleicht
ein Foto von Ihrem Mann dabei?« Er lächelte ein wenig
verlegen. »Ich meine, viele Leute tragen ein Bild von ihrem
Partner mit sich. Es könnte uns vielleicht
weiterhelfen.« Sicherheitshalber hatte er sich ein Foto des
Toten von der Homepage des Polizeipräsidiums ausgedruckt und
mitgebracht.

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