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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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uns.«
    »Hat sich Herr
Brechtmann schon mal ein Auto bei Ihnen geliehen?«
    »Natürlich,
ich schwärme ihm ja immer von unseren neuesten Modellen vor,
und da sagt er nicht nein, wenn ich …« Klinke brach
abrupt ab. »Moment«, rief er. Seine Miene hatte sich
verfinstert. »Worauf wollen Sie hinaus?« Er
schüttelte den Kopf. »Nein, um Ihre Frage zu
beantworten, bevor Sie sich erdreisten, sie zu stellen: Ich habe
ihm meinen Wagen gestern Abend nicht geliehen.«
    »Entschuldigen
Sie die Frage.« Heike senkte den Blick, und auch Klinke
beruhigte sich so schnell wieder, wie er sich aufgeregt hatte.
»Schon gut, aber Ihre Gedanken sind für mich nicht
nachvollziehbar. Andererseits gehen Sie nach Fakten vor, und die
Fakten sprechen dafür, dass … aber wir verrennen uns
hier in Spekulationen, Frau Göbel.«
    »Danke für
Ihr Verständnis.«
    Reinhardt Klinke
wirkte plötzlich sehr distanziert. Er warf einen
demonstrativen Blick auf seine Armbanduhr. »Wenn ich Ihre
Fragen beantwortet habe: Ich habe zu tun.«
    »Natürlich.«
Heike stand auf. »Ich werde Ihre Zeit nicht länger in
Anspruch nehmen. Entschuldigen Sie noch einmal meine Fragen.«
Sie gab Klinke ihre Visitenkarte und bat ihn, sie anzurufen,
wenn ihm noch
etwas einfallen würde.
    »Schon
vergessen.« Er lächelte freundlich. »Vielleicht
kann ich Ihnen ja auch mal ein Fahrzeug zu einer Probefahrt
überlassen. Dann wollen wir nur hoffen, dass Sie nicht gleich
unter Mordverdacht geraten.«
    Der hatte gesessen,
dachte Heike. Eins zu null - für ihn.

29
    Wupperwelle, 10:15
Uhr
    »Da hat jemand
für dich angerufen, als du auf Sendung warst«, rief
Roland Kracht ihm hinterher, als er am Arbeitsplatz des
Nachrichtenredakteurs vorbeimarschierte. Stefan blieb stehen und
wandte sich zu dem Kollegen um. Es war nichts Besonderes, dass
eingehende Anrufe während der laufenden Sendung beim
Nachrichtenredakteur landeten. An Krachts vielsagendem Grinsen
erkannte Stefan, dass dieser Anruf aber doch etwas Besonderes
gewesen sein musste. Stefan zog eine Augenbraue hoch. »Ach
ja?«
    »Eine nette
junge Frau hatte offenbar Sehnsucht nach dir.«
    »Heike?«    
    »Was die dazu
sagen wird, würde mich offen gestanden auch
interessieren«, feixte Kracht. Er wühlte in den
Unterlagen auf seinem Schreibtisch und hielt Stefan einen Zettel
mit einer eilig aufgekritzelten Nummer hin. »Hier«,
sagte er. »Das ist die Nummer der jungen Dame. Sie schien es
ziemlich eilig zu haben, sich mit dir zu treffen.« Kracht
zuckte die Schultern. »Geht mich ja nichts an, aber ich frage
mich wirklich, was Heike davon hält.«
    »Wovon?«
    »Von dieser Frau
hier. Daniela George. Sie behauptet steif und fest, dich seit
Ewigkeiten zu kennen.« Wieder grinste er blöde.
»Was das wohl zu bedeuten hat?«
    »Das werde ich
klären«, brummte Stefan, dem die dummen Sprüche des
Kollegen auf die Nerven gingen. Er hatte sich nichts vorzuwerfen
und war glücklich mit Heike. »Aber sollte eine
heiße Story daraus werden, sag ich dir
selbstverständlich früh genug Bescheid.« Er schnappte sich
den Zettel und ließ den Nachrichtenredakteur zurück.
Kracht blickte ihm lange nach, wandte sich dann kopfschüttelnd
wieder seinen Nachrichten zu. In wenigen Minuten hatte er
Sendung.
    Während Stefan
das Großraumbüro durchquerte und den Zettel zwischen
Daumen und Zeigefinger bewegte, überlegte er, woher er den
Namen Daniela George kannte. »Hat sie gesagt, um was es
geht?«, rief er quer durch die Redaktion.
    Kracht schüttelte
stumm den Kopf.
    »Wahrscheinlich
um Unterhaltszahlungen«, spottete er und wich einem
Radiergummi, den Stefan in seine Richtung warf, geschickt aus.
Kichernd konzentrierte er sich wieder auf die Arbeit, als Eckhardt
auf der Bildfläche erschien und erst Stefan, dann Roland
Kracht mit einem fragenden Blick
bedachte.         
    Stefan ließ sich
an seinem Schreibtisch nieder und blickte nachdenklich auf die
Telefonnummer, eine Handynummer. Dann dämmerte es ihm. Mit
Daniela hatte er seine Kindheit verbracht. Sie hatten gemeinsam im
Sandkasten gespielt. Dannis Eltern hatten im Nebenhaus gewohnt, und
so waren die beiden quasi als Nachbarskinder aufgewachsen und
hatten den gleichen Kindergarten und die gleiche Grundschule
besucht. Als Kind hatte Danni immer behauptet, mit dem Schauspieler
Götz George verwandt zu sein, was ihr natürlich niemand
abgenommen hatte. Nach dem Ende der Schule waren die Eltern
weggezogen, und so hatten sie sich aus den Augen
verloren. 
    Heute, in Zeiten

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