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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Heike schüttelte den Kopf. Ulbricht hatte
den Vectra abgeschlossen und stapfte nun mit wütendem Gesicht
über den Platz, geradewegs auf sie zu. Den zerknitterten
Sommermantel hatte er aufgrund der angenehmen Temperaturen
weggelassen. »Darf man fragen, was Sie hier zu suchen
haben?«, bellte er.
    Ganz der Alte, dachte
Heike und fragte sich, ob sein Angebot, das er ihnen gestern in
Baumgarts Haus gemacht hatte, bereits wieder vergessen war.
»Guten Morgen, Herr Kommissar«, versuchte sie es auf
die freundliche Art. Sie hatte nicht vor, sich von Norbert
Ulbrichts mieser Laune anstecken zu lassen. »Vermutlich der
gleiche Grund, aus dem Sie hier sind. Aber vergessen Sie es. Klinke
wäscht seine Hände in Unschuld.«
    »Na prima, war
zu befürchten.« Ulbricht zog die verbeulte
Zigarettenpackung aus der Hemdstasche und steckte sich eine an.
Kalla zückte das Zippo und gab ihm Feuer. Ulbricht bedankte
sich mit einem Nicken. »Aber ich habe schon gesehen, unser
gesuchtes Fahrzeug steht in einer der Hallen.«
    »Allerdings«,
bestätigte Heike.
    »Ich habe
gestern Abend Heinrichs zu Klinke geschickt. Er sollte ihm auf den
Zahn fühlen, was er anscheinend auch getan hat. Aber er war so
blauäugig und hat sich mit dem zufriedengegeben, was Klinke
ihm erzählt hat.«
    »Und
jetzt?«
    »Jetzt werde ich
den Wagen sicherstellen und zur KTU bringen. Dann sollen die
Kollegen sich den BMW mal aus der Nähe ansehen. Sicherlich
gibt es an den Bedieninstrumenten Fingerabdrücke des Fahrers.
Haare in den Sitzpolstern, Schuppen, Fußabdrücke auf dem
Teppich, was weiß ich.« Ulbricht zuckte die
Schultern.
    »Das können
Se vergessen, Meister.« Kalla schnippte den Stumpf seines
Zigarillos auf den Boden und trat die Glut mit dem Absatz seiner ausgelatschten
Turnschuhe aus. »Anscheinend hatte Klinke nichts Besseres zu
tun, als einen seiner Sklaven auf den Wagen anzusetzen.
Während du drinnen warst, Heike, hat der Junge die Kiste auf
Hochglanz gebracht. Und zwar von innen und außen.«
Kalla machte ein vielsagendes Gesicht. »Der hat gewienert,
als wollte Klinke den Schlitten als Neuwagen verkaufen.« Er
schüttelte den Kopf und wandte sich an den Kommissar.
»Wenn Sie mich fragen, sind da keine Spuren mehr zu
finden.«
    »Wie meinen Sie
das?« Ulbricht war fassungslos.
    »Na, so wie ich
es sage, Meister.« Kalla lachte. »Der hat innen feucht
durchgewischt, wenn Se so wollen. Stundenlang mit dem Staubsauger
war er zugange, hat das Armaturenbrett gereinigt und neu
imprägniert. Da finden Sie bestimmt nichts mehr, was
interessant sein könnte.«
    »Verdammt«, zischte
Ulbricht und machte seinem Spitznamen einmal mehr alle Ehre. Er
trat die Zigarette wütend aus und ließ Heike und Kalla
stehen. Aufgebracht marschierte er in den Verkaufsraum - und prompt
dem übereifrigen Verkäufer Jan Rüben in die
Arme.

31
    Klinik Wiesenhang,
11:00 Uhr
    »Es bedient Sie
Birgitt Mergelsmann«, so stand es auf dem metallisch
glänzenden Schild auf dem Tresen des Eingangsbereichs der
Klinik Wiesenhang. Es gab Leute, die waren einem auf den ersten
Blick unsympathisch, dachte Stefan. Diese Person gehörte
definitiv dazu. Er trat dennoch an den Empfangstresen und erregte
die Aufmerksamkeit von Frau Mergelsmann. Er warf einen Blick auf
ihr Namensschild. Birgitt, mit zwei T, bemerkte Stefan. Wie igitt.
Sie beäugte ihn wie ein lästiges Insekt. Kalt,
abschätzend. Das Lächeln war nur aufgesetzt, denn in
ihrem Blick lag die pure Langeweile. Er wurde nach seinem Wunsch
gefragt und trug sein Anliegen
vor.    
    »Ich weiß
nicht, ob Frau George nicht gerade im OP ist, das kann dann nämlich
dauern, und vielleicht vereinbaren Sie einen Termin?
    Mit dir bestimmt
nicht, giftete Stefan in Gedanken und zwang sich zu
Höflichkeit. »Ich habe einen Termin mit ihr«,
entgegnete er lächelnd und beobachtete die Empfangsdame, die
einen Hörer nahm und auf der entsprechenden Station anrief.
»Ja hallo, ich bin’s, die Birgitt. Sag mal, hier ist
ein Herr …« Verwirrung, kurze Zeit flammte
Hilflosigkeit in ihrem Blick auf.
    »Seiler«,
half er ihrem Kurzzeitgedächtnis auf die Sprünge. Fatale
Inkompetenz.
    »Ein Herr
Seiler. Er sagt, er sei mit der Daniela verabredet.« Birgitt
mit zwei T führ sich durch die gefärbten blonden Haare
und lächelte ihn an. Stefan schätzte sie auf Mitte, Ende
vierzig - irgendwann hatte sie aufgehört, die Jahre zu
zählen, und kleidete sich immer noch wie mit Mitte zwanzig.
Die Gesichtshaut unter dem Make-up wirkte wie gegerbtes

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