Bittere Pille
maßgeschneidert
und bestimmt sündhaft teuer. »Was kann ich für Sie
tun? Braucht die rasende Reporterin ein neues Auto für ihre
Außenreportagen?« Er lachte gewinnend. »Ich habe
Sie mir offen gesagt ganz anders vorgestellt. Blond und nicht so wuschelig.
Aber nun ja, so kann man sich täuschen.« Dass sie bis
gestern Abend blond gewesen war, band sie ihm nicht auf die
Nase.
»Immer, wenn ich
Ihre Stimme im Radio höre, weiß ich, dass irgendetwas in
unserer Stadt geschehen ist.«
»Ich hoffe, ich
enttäusche Sie nicht«, antwortete Heike lächelnd.
»Ganz und gar nicht, Frau Göbel.« Wieder lachte er
und schenkte ihr ein Kopfschütteln.
Er verbarg sich hinter
einer Fassade, war aber ein schlechter Schauspieler, wie Heike
fand. »Wenn Sie unser Programm so aufmerksam verfolgen,
wissen Sie, woran ich zur Zeit arbeite. Es hat am Wochenende ein
paar rätselhafte Mordfälle gegeben. Drei Tote sind zu
beklagen.«
»Worauf wollen
Sie hinaus?« Das Lächeln war aus seinem markanten
Gesicht verschwunden. Klinke lehnte sich zurück und lockerte
den Knoten seiner Krawatte. Nervös spielte er mit dem unteren
Ende der Krawatte, rollte es mit Daumen und Zeigefinger auf,
ließ wieder los, rollte es wieder ein.
»Wie wir wissen,
wurde Ihr Wagen unmittelbar nach dem letzten Mord gestern Abend
gesehen - als Fluchtfahrzeug.«
»Die
Geschichte!« Er nickte zerknirscht. »Die Kripo war
gestern schon bei mir, eine Halteranfrage über ZEVIS hatte
mich identifiziert. Aber ich habe dem ermittelnden Kommissar der MK
schon gesagt, dass ich nichts mit dem Mord zu tun
habe.«
Versuchte er, sie mit
Abkürzungen zu verwirren? Das gelang ihm nicht, denn MK stand
schlicht für Mordkommission, und Heike wusste, worum es sich
bei ZEVIS handelte: um eine Datenbank, in der alle Angaben zu
Kraftfahrzeugen und deren Haltern gespeichert waren - auch das
Punktekonto aus Flensburg war Bestand der Datei des
Kraftfahrtbundesamtes. Die Abkürzung ZEVIS stand für
Zentrales Verkehrs-Informationssystem.
»Ich weiß
von Herrn Eckhardt, dass Sie gestern beim Golf waren. Und danach
haben Sie sich mit einem alten Freund bei sich zu Hause
getroffen.«
»Wir haben uns
nicht getroffen - wir sind nach dem Match zusammen nach Hause
gefahren«, verbesserte Klinke schnell.
»Mit welchem
Wagen?«
»Sie fragen wie
die Kriminalpolizei«, stellte Klinke mit einem
süffisanten Lächeln fest. »Aber das muss man in
Ihrem Job wohl, wenn man gut sein will.« Eine kleine Pause,
dann: »Und weil Michael Eckhardt so ein guter Freund von mir
ist, werde ich Ihnen auch Ihre Fragen
beantworten.«
Netter Kerl, dachte
Heike.
»Wir sind mit
seinem Wagen gefahren.«
»Und wo war Ihr
Auto zum betreffenden Zeitpunkt?«
»In der Garage
zu Hause«, erwiderte Klinke so selbstverständlich wie
möglich und war um einen gleichgültigen Tonfall
bemüht. »Darf ich Ihnen eine Frage
stellen?«
Wieder ein
verstehendes Lächeln. »Tun Sie das nicht die ganze Zeit
schon?«
»Wie
erklären Sie sich dann, dass Ihr Wagen am Tatort gesehen
wurde?«
»Auch das habe
ich der Polizei gestern schon beantwortet. Ich habe offen gestanden
keine Ahnung, aber möglicherweise hat sich der Zeuge, der mein
Nummernschild gesehen haben will, einfach
getäuscht.«
Heike band ihm nicht
auf die Nase, dass es Stefan gewesen war, der Klinkes Auto nach dem
Mord an Monika Born gesehen hatte. »Die Beschreibung des
Wagens passt eindeutig zum Nummernschild -sind das nicht ein paar
Zufälle zu viel?« Sie schlug die Beine
übereinander. Heike wusste, dass sie eine Gratwanderung
unternahm. Sie hatte kein Recht, diese Fragen zu stellen, zumal es
sich bei Klinke um einen Freund ihres Chefs handelte. Eigentlich
müsste sie vorsichtiger an die Sache herangehen, aber es
brachte nichts, Klinke in Watte einzupacken. Sollte er sich doch
bei Eckhardt beschweren, dachte Heike ein wenig trotzig.
»Dazu kann ich
Ihnen nichts sagen, tut mir leid.«
»Was macht Ihr
Freund beruflich?« Sie wusste es, wollte es aber von Klinke
selber hören. An seinem Verhalten würde Heike vielleicht
feststellen können, ob er den Mediziner irgendwie zu decken
versuchte.
»Er ist Arzt und
leitet die Privatklinik Wiesenhang in Ronsdorf. Ein Meister seines
Fachs, wenn es um plastische Chirurgie geht.« Klinke lachte.
»Er macht alles - aber in Perfektion. Vom einfachen
Fettabsaugen bis hin zu Gesichtschirurgie nach Unfällen. Wir
kennen uns seit unserer Jugend, und die Treffen an den Sonntagen
sind lieb gewordene Gewohnheit für
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