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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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mitsamt einer
kleinen Prüf- und einer Waschhalle.
    Ein junger Mann im
ölverschmierten Overall war damit beschäftigt, den
Innenraum eines dunklen 7er BMW zu reinigen. Mit einem Blick auf
das Kennzeichen stellte Heike fest, dass es sich um Klinkes Wagen
handelte.
    »Der Chef ist
schon mal im Hause«, freute sie sich. Bewusst hatte sie sich
keinen Termin von Michael Eckhardt vereinbaren lassen. Sie wollte
den Überraschungseffekt auf ihrer Seite
haben. 
    »Na dann mal ab
mit dir.« Kalla hatte das Taxi in eine enge Parklücke
zwischen einen S-Klasse-Mercedes und einen Jaguar gelenkt und den
Motor abgeschaltet. Mit einem letzten Schütteln erstarb der
Diesel.    
    »Kommst du nicht
mit?« Heike löste den Gurt und stieß die Tür
auf. Kopfschütteln. »Nee, lass mal, ich bin eher so der
Typ für die Hintergrundarbeit.«
    »Wie du
meinst.« Heike stieg aus. »Dann wartest du
hier?«
    »Klar. Ich werd
mir den Laden mal ein wenig ansehen.«

28
    Lichtscheid, 10:40
Uhr
    Im Ausstellungsraum
roch es nach Gummi und frischem Lack. Weichspülermusik sollte
potenzielle Kunden wohl einlullen und dazu bewegen, möglichst
schnell den Kaufvertrag für einen Neuwagen zu
unterschreiben.
    Es herrschte kein
Betrieb, was sicherlich nicht nur an der Uhrzeit lag. Die
Autobranche war arg gebeutelt, daran hatte auch die von der
Bundesregierung eilig eingeführte Abwrackprämie nur
kurzfristig etwas ändern können.
    Ein junger
Verkäufer, adrett und seriös im Anzug, trat auf Heike zu,
die vor einem Cabrio stehen geblieben war. Der vorsichtige Blick
auf das Preisschild hatte ihr die Sprache verschlagen. Vermutlich
würde ihr Gehalt als Reporterin auch in der nächsten Zeit
nur für einen Gebrauchtwagen mit zwei Jahren TÜV reichen.
»Guten Tag - kann ich Ihnen helfen?«
Staubsaugervertreterlächeln, der Duft nach schwerem
Rasierwasser. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt wie
ein dozierender Professor. Auf der Brusttasche des Sakkos ein
Schild mit seinem Namen. »Jan Rüben«. Er zeigte
auf das Cabrio. »Gefällt er Ihnen? Wir können gern
einen Termin für eine Probefahrt vereinbaren. Er erfüllt
die neuesten Abgasnormen, Ledervollausstattung,
Perleffekt-Metalliclack, schicke Alufelgen, einige nette Extras,
und …« Er geriet förmlich ins Schwärmen,
doch Heike schüttelte lächelnd den Kopf. Rüben
unterbrach seinen
Redeschwall.         
    »Eigentlich
suche ich Herrn Klinke.« Heike löste den Blick von dem
kleinen Cabrio, in das sie sich um ein Haar verliebt hätte.
»Worum geht es, bitte?«
    »Es geht um eine
private Angelegenheit.« Heike hatte nicht die geringste Lust,
dem Verkäufer den Grund ihres Besuchs auf die Nase zu
binden.
    »Dann folgen Sie
mir bitte.« Rüben machte eine Geste und ging voran. Sie
durchquerten den Verkaufsraum, kamen an einer Theke mit der
Aufschrift »Service-Annahme« vorbei und gelangten in
einen Hintertrakt des Gebäudes. Hier befanden sich die
Büros. Letzte Türe links, er blieb stehen. Lauschte kurz,
dann ein zögerliches Klopfen mit einem Knöchel. Wieder
Lauschen.
    »Herein.«
    Rüben steckte den
Kopf durch den Türspalt, murmelte eine Entschuldigung. Heike
hörte die Worte »junge Frau« und
»privat«. Das waren für den Chef des Autohauses
wohl die Schlüsselwörter. »Aber nur kurz«,
antwortete er von drinnen.
    Jan Rüben gab den
Eingang frei und winkte Heike heran. »Herr Klinke erwartet
Sie.« Er setzte ein kaltes Lächeln auf,
überfreundlich. »Danke.« Heike nickte dem Jungen
zu und drückte sich an ihm vorbei. Das Büro strahlte
einen fast sterilen Charme aus. Der Boden war gefliest, es gab
einen Schreibtisch aus Chrom mit Glasplatte darauf, dahinter ein
lederner Chefsessel und ein Telefon. An der rechten Wand
Aktenschränke, links Poster von Autos. Und eine Glasvitrine
mit Modellen. Wohl ein absolutes Muss für einen Mann, der
angeblich Benzin im Blut hat, dachte Heike. Sie grüßte
höflich. »Heike Göbel«, stellte sie sich vor.
»Von der Wupperwelle.«
    »Nehmen Sie
Platz.« In seinem Gesicht lagen Neugier und spannende
Erwartung. »Hat mein Freund Michael Eckhardt Sie zu mir
geschickt?« Ein unverbindliches Lächeln.
    »Nein, ich
arbeite an einer Geschichte, bei der Sie mir vielleicht helfen
könnten.« Während Heike sich auf einen der beiden
Stühle vor seinem Schreibtisch setzte, betrachtete sie
Reinhardt Klinke. Anfang fünfzig, gut aussehend. Er strahlte
förmlich vor Selbstsicherheit. Sonnenbankgebräunt,
dezentes Goldkettchen am Armgelenk, der Anzug

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