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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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auf ein Minimum beschränkt werden.
Brechtmann tut aber genau das Gegenteil: Er setzt seinem Patienten
ein Gerät ein, das den Wirkstoff permanent an den Körper
abgibt. Und es gibt keine offizielle Freigabe - weder für das
Gerät, noch für das eingesetzte Medikament. Das Ergebnis
kennen wir - Franz Dahlhaus ist tot. Er wurde unmittelbar nach
seinem Ableben aus der Klinik geschafft, dem Bestatter
zugeführt und danach ins Krematorium gebracht. Seine Leiche
wurde verbrannt, weil seine Frau es wünschte. Das steht
jedenfalls in den Unterlagen. Somit sind alle Beweise vernichtet,
und Brechtmann wäscht seine Hände in
Unschuld.«
    »Du hast anfangs
die Sterbehilfe erwähnt. Was hat das mit dem Toten zu
tun?«
    »Ich weiß
nicht, aber Hackethal war auch ein streitbarer Arzt, so wie
Brechtmann es ist. Und je nachdem, wie weit die Demenz bei dem
Patienten schon fortgeschritten war, könnte er seinen Tod auch
als Sterbehilfe empfunden haben.«
    »Woher
weißt du das alles?«
    »Von Carlos. Er
ist ein junger Assistenzarzt und wohl scharf auf mich, deshalb
erfüllt er mir jeden Wunsch. Und er hat mich alleine in dem
Raum zurückgelassen, in dem die geheimen Akten aufbewahrt
werden. Vermutlich macht er sich jetzt meinetwegen
Hoffnungen.« Sie kicherte kurz. »Nicht so, wie du
denkst. Wir verstehen uns ganz gut - kollegial, mehr nicht. Carlos
war dabei, als Brechtmann den Eingriff vorgenommen
hat.«
    »Klingt, als
wäre dein Carlos unser Kronzeuge.«
    »Er ist nicht
mein Carlos.« Sie klang jetzt fast ein bisschen beleidigt.
»Außerdem hat er gesagt, ich solle um Gottes willen
niemandem etwas verraten, weil er sonst sicherlich auch dran sei.
Er hätte den Eingriff verhindern
müssen.«
    »Hätte
Brechtmann sich von ihm aufhalten lassen?«
    »Wohl
kaum.«
    »Du wirst deinen
Job verlieren, wenn du auffliegst.«
    »Dann fang ich
beim Radio an. Storys finde ich schon.«
    Stefan nickte.
»Das hast du eben eindrucksvoll bewiesen.« Unter dem
Tisch waren die Unterlagen für zufällig vorbeikommende
Passanten, die einen Blick ins »Lui« warfen,
unsichtbar. »Damit bezichtigst du Dr. Brechtmann, Medikamente
an Patienten auszuprobieren, die keine Freigabe haben. Brechtmann
kassiert von dem Pharmakonzern sicherlich Unsummen für diese
illegale Leistung. Das verstößt gegen die
Menschenwürde, und Brechtmann wird der Korruption
überführt.« Stefan überlegte, ob Brechtmann
tatsächlich an drei Morden beteiligt gewesen sein könnte.
Steckte der angesehene Mediziner hinter den Morden? Immerhin hatte
er den Tod von Dahlhaus für die Durchführung seiner
Experimente in Kauf genommen. Fahrlässige Tötung war ihm
so gut wie sicher nachzuweisen.
    »Es ist ein
ziemlicher Hammer. Ich habe Angst, Stefan. Vielleicht sollte ich
zur Polizei gehen.«
    Stefan nickte.
»Ist vielleicht wirklich nicht die blödeste Idee.«
Er zückte das Handy und wählte Ulbrichts Nummer. Das
Freizeichen ertönte, aber Ulbricht meldete sich nicht.
Scheinbar hatte er heute früher Feierabend gemacht. »Der
hat Nerven«, brummte Stefan. »Es hat drei Morde
gegeben, und er geht pünktlich nach Hause.« Er
unterbrach die Verbindung und wählte Ulbrichts Handynummer.
Endlich erreichte er den Kommissar. Kurz und präzise
schilderte er ihm, was er von Danni erfahren hatte. »Bleiben
Sie, wo Sie sind. Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen.«
Mehr sagte er dazu nicht.

41
    Koblenz, 17:30
Uhr
    »Ich kann das
alles nicht begreifen. Es klingt einfach so …
unglaublich.« Corinna Ückesheim schüttelte den
Kopf. Die bedrückende Stimmung im Haus ihrer Schwester hatte
sie dazu bewogen, die beiden Reporter mit nach Koblenz zu nehmen.
Hier bewohnte sie ein kleines Haus im Stadtteil Ehrenbreitstein.
Sie waren aber nicht dorthin, sondern zum Deutschen Eck gefahren.
Die Nachricht vom Tod ihrer Schwester und des Schwagers hatte sie
schwer getroffen.
    Kalla hatte den
Vorschlag gemacht, sich am Deutschen Eck zu treffen. Neutraler
Boden, hatte er es genannt. Nach Rücksprache mit den Kollegen
vom Taxistand am Konrad-Adenauer-Ufer hatte er den alten Daimler
zwischen den Droschken der Jungs parken dürfen. Er wollte
nicht auffallen. Denn kaum, dass sie das Haus der Borns verlassen
hatten, war ihnen ein Streifenwagen entgegengekommen. Anscheinend
funktionierte Ulbrichts Amtshilfe schneller, als sie vermutet
hatten. Wenn die Polizisten schlau waren, dann führte die Spur
zu Kalla und Heike. Vielleicht hatte auch die schwatzhafte Gerda zu
viel verraten. Mit etwas Pech lief bereits eine

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