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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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USB-Stick gezogen hat, Beweise enthielten, mit denen
er Brechtmann verhaften könnte.«
    »Wir sind in
knapp drei Stunden wieder im Tal«, versprach Heike und
drückte den roten Knopf. Sie wandte sich an Corinna
Ückesheim. »Es scheint, als würde sich der Kreis
schließen. Wir müssen dringend nach Wuppertal und die
Daten vom Rechner Ihres Schwagers auswerten lassen. Der Mediziner,
den wir suchen, hat tatsächlich eine Menge Dreck am Stecken.
Er hat einen schweren Fehler begangen, ein Patient ist tot, und der
Arzt ist seitdem spurlos verschwunden. Der Arzt ist übrigens
Leiter einer Privatklinik. Insofern scheint sich auch Ihr Verdacht,
dass es sich um einen ranghohen Mediziner handelt, der viel zu
verlieren hat, zu erhärten, Frau
Ückesheim.«
    »Ich habe eben
unfreiwillig mitgehört. Sie sagten, die relevanten Dateien
seien passwortgeschützt.«
    »Kennen Sie das
Passwort etwa?«
    »Nehmen Sie den
3. April 1974 - also null drei, null vier, vierundsiebzig. Das war
Monikas Geburtstag.« Sie dachte angestrengt nach und hatte
Schwierigkeiten, sich auf Heikes Frage zu konzentrieren. Die
Nachricht vom Tod ihrer Schwester und des Schwagers hatte sie noch
lange nicht verdaut. Dann blickte sie die Reporterin an.
»Oder versuchen Sie es mal mit Garfield.«
    »Garfield?«
    »Ja, wie die
fette Katze vom Nachbarn, die immer durch den Garten streicht.
Peter hat den Kater immer Garfield genannt, weil er seiner Ansicht
nach genauso aussieht.«
    »Danke für
den Tipp!«
    »Fahren Sie nach
Hause und sorgen Sie dafür, dass dieses Schwein hinter Gitter
wandert.« Corinna Ückesheims Miene war zu einer starren
Maske geworden.
    Dem war nichts mehr
hinzuzufügen, und Heike zog es nach Wuppertal. Dort wartete
viel Arbeit auf sie. Sie drückte Corinna Ückesheim eine
Karte in die Hand und bat, sie möge sich melden, falls ihr
noch etwas einfiel. Sie verabschiedeten sich und schlenderten
nebeneinanderher zum Konrad-Adenauer-Ufer. Kallas Taxi parkte
unbehelligt zwischen den anderen Fahrzeugen am Taxistand. Sie
stapften hinüber und stiegen eilig ein. Heike schnallte sich
an und sagte: »Bring uns nach Hause, Kalla. Wir haben zu
tun.«

42
    Richard-Strauss-Allee, 18:00
Uhr
    Auch nach dem dritten
Klingeln öffnete niemand. Stefan überlegte, ob es
vielleicht besser gewesen wäre, den Käfer ein wenig
abseits zu parken und den Rest des Weges zu Brechtmanns Haus zu
Fuß zurückzulegen. Die Villa, in der Brechtmann
residierte, war umgeben von sattem Grün. Im Vorgarten penibel
gestutzter Rasen, kreisrund geschnittene Büsche und ein gut
anderthalb Meter breiter, mit weißem Zierkies belegter Weg,
der zum Eingang der Gründerzeitvilla führte. Hinter dem
Haus ein unverbaubarer Ausblick auf Barmen, das - von hier aus
betrachtet - im Talkessel lag. Wer hier wohnte, verfügte
über ein gutes Einkommen. Leider hatte er diesen Reichtum wohl
nicht mit ehrlicher Arbeit verdient, dachte Stefan verbittert und
legte den Finger erneut auf den Klingelknopf. Drinnen erklang die
dumpfe Melodie von Big Ben. »Der Herr Doktor ist nicht
da.« Eine weibliche Stimme. 
    Stefan drehte sich um
und sah eine vornehme alte Dame an der Hecke stehen. Sie trug ein
buntes Kostüm und einen Hut mit einer Feder an der Krempe. Sie
mochte Ende sechzig sein, vielleicht auch Mitte siebzig. Die alte
Dame trat in gebückter Haltung näher. »Ich habe ihn
heute noch gar nicht gesehen. Vorhin war auch schon ein Herr da,
der nach Doktor Brechtmann gefragt hat.«
    »Das war
sicherlich ein Kollege von mir«, erwiderte Stefan schnell.
Ulbricht, fügte er in Gedanken hinzu. Bestimmt hatte Ulbricht
schon versucht, den Leiter der Privatklinik zu Hause zu erreichen.
Logisch eigentlich.
    »Sie müssen
wissen, ich wohne gleich nebenan. Wir sind Nachbarn, der Herr
Doktor und ich.«
    »Haben Sie eine
Idee, wo ich Dr. Brechtmann finden könnte?«, fragte er
höflich.
    »Nein.«
Das leutselige Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Sie
machte auf dem Absatz ihrer Schuhe kehrt und schritt davon. Stefan
folgte ihr. »Warten Sie.«
    »Es steht mir
nicht zu, Auskunft über den Verbleib des Herrn Doktor zu
geben.«
    Stefan war beim
Käfer angelangt. Er schloss die Tür auf und wollte soeben
einsteigen, als die alte Frau eine Hand hob. »Warten
Sie.« Stefan hielt inne und lehnte sich über das runde
Dach.
    »Sie fahren
Volkswagen?« Forschender Blick, Sehnsucht in den stahlgrauen
Augen.
    »Ja«,
nickte Stefan. »Schon seit Jahren. Er lässt mich nicht
im Stich.« Lächeln. »Na ja, so gut wie

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