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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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»Worauf
warten Sie also?«
    »Kein
Problem«, erwiderte Stefan und zückte das Handy. Nachdem
er mit Roland Kracht von der Nachrichtenredaktion telefoniert
hatte, wählte er die Nummer des Nachbarsenders, Radio
Berg-Land. Es dauerte keine Minute, bis er Zachi an der Strippe
hatte. Er beschrieb ihm, worum es ging.
    »Klar sende ich
das, gleich schon in den nächsten Nachrichten. Hast wohl
Angst, dass die Sendeleistung eurer Wupperwelle
nicht genügend Hörer erreicht, was?«,
frotzelte er. »Das kostet dich ein Bier,
Alter.«       
    »Ich dachte, du
trinkst nur noch Mineralwasser und futterst Salat wie ein
Kaninchen«, konterte Stefan trocken. »Aber wenn es dich
beruhigt, habe ich bald schon eine heiße Story für
dich.«
    »Wie
heiß?« Zachis Neugier war erwacht.
    »Sehr
heiß.« Stefan bedankte sich und unterbrach die
Verbindung. Zu viel wollte er dem Kollegen noch nicht verraten,
denn das könnte Kommissar Ulbricht falsch verstehen.
Außerdem wäre es sicherlich fatal, jetzt zu viel
über den Äther zu jagen, denn die Wahrscheinlichkeit,
dass der oder die Entführer einen der beiden Sender
hörten, war relativ groß. Er hielt sich wahrscheinlich
noch im Bergischen Land auf, denn Flughäfen und Bahnhöfe
hatte Ulbricht schon abriegeln lassen. Der alte Kommissar war
richtig auf Zack heute, dachte Stefan und konnte sich ein Grinsen
nicht verkneifen.

53
    Wipperfürth,
21:30 Uhr
    Hinter dem
Ortseingangsschild von Wipperfürth hatte er den Golf an den
Straßenrand gelenkt, um sich auf der Karte zu orientieren.
Auf das Navi verzichtete er bewusst, denn mit der geklauten Karre
wollte er die Hauptstraßen meiden. Hier war Handarbeit
angesagt, denn vermutlich fahndeten sie längst nach dem Wagen.
Nach seinem Stopp in Remscheid war er über Bergisch Born und
Wermelskirchen nach Wipperfürth gelangt. Dies war der
gefährlichste Teil der Route gewesen. Jetzt gab es
genügend kleine, kaum befahrene Ausweichstrecken, die durch
ausgedehnte Waldgebiete führten, wo sich Fuchs und Hase gute
Nacht sagten.
    Er hielt sich auf
einer kleinen Landstraße rechts und gelangte bald schon nach
Sassenbach und Niedergaul, kleinere Ortschaften tief im
Oberbergischen Land. Er hatte keinen Blick für die Idylle und
fuhr am Limit. Je schneller er untertauchte, umso besser. Bis zur
nächsten Ortschaft waren es noch ein paar Kilometer.
Langsam fragte
er sich, ob die Frau noch lebte. Hatte die Kleine anfangs noch im
Kofferraum herumgepoltert, so herrschte hinten seit einiger Zeit
Stille. Er bekam es mit der Angst zu tun. Tot nutzte sie ihm
nichts.
    Er verlangsamte sein
Tempo und suchte einen Forstweg. In einem Waldstück vor Breun
fand er einen kleinen Abzweig. Der unbefestigte Weg führte
geradewegs in eine Schonung. Er schaltete herunter, tippte das
Bremspedal an und riss das Steuer nach rechts. Unsanft lenkte er
den Golf auf den Forstweg. Obwohl es schon seit Tagen nicht
geregnet hatte, war der Weg noch von zahlreichen tiefen
Pfützen übersät. Hier kam nur selten Sonne hin. Die
Reifen drehten durch und schleuderten Erdmassen in die Luft.
Tiefhängende Äste kratzten mit einem Geräusch, das
eine Gänsehaut bei ihm verursachte, über das Wagendach.
Der rechte Außenspiegel wurde abgerissen, als er einen dicken
Ast, der seitlich in den Weg ragte, zu spät sah. Glas
splitterte, Plastik brach. Jetzt hing nur noch ein hässlicher
Stummel an der Beifahrertür. Mehrmals schlugen die
Stoßdämpfer hart bis zum Anschlag durch. Der Wagen
geriet in die Fahrrinne eines Traktors, der hier vor einiger Zeit
den Boden gepflügt hatte. Hart riss er am Steuer und betete,
dass jetzt nicht die Ölwanne aufriss, denn mit einem
Motorschaden wäre die Fahrt sofort zu Ende. Auf einer Lichtung
blieb er stehen und schaltete den Motor ab.
    Türe auf,
Stille.
    Die frische Waldluft
drang in seine Lungen ein. Langsam beruhigte sich sein Puls. Er
atmete tief durch und versuchte, klar zu denken. Dann stieg er aus
und ging nach hinten, um sich am Kofferraum zu schaffen zu
machen.
    Dort lag sie,
zusammengeschnürt zu einem handlichen Bündel. Mit einer
Rolle Panzerband hatte er ihre Fuß- und Handgelenke fixiert.
Einen Streifen hatte er ihr um den Mund geklebt. Wie er erleichtert
feststellte, lebte sie. Mühsam rollte sie sich auf die Seite,
um ihn ansehen zu können. Sie hatte geweint. Ihre Augen
wirkten glasig,
die Nase war rot. Mit großen, angstgeweiteten Augen starrte
sie ihn an. Beinahe hätte er Mitleid verspürt, doch
für Gefühle war augenblicklich kein

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