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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Nummer
gekommen?«
    Der Kommissar
strahlte. »Berufsgeheimnis. Aber weil Sie es sind, werde ich
eine Ausnahme machen. Die Kollegen im Präsidium haben sich die
Zugangsdaten Ihres Handys vom Netzdienstbetreiber geholt. Dort hat
man die Möglichkeit, auch die Anrufer mit unterdrückter
Rufnummer zu rekonstruieren. Es dauert halt ein wenig länger,
aber es funktioniert.«
    »Daniel
Düsentrieb und McGyver in einer Person«, stellte Stefan
fest. »Und wie geht es jetzt weiter?«
    »Wir werden die
Verfolgung aufnehmen.«
    »Dann wird Danni
sterben!«, rief Stefan aufgeregt. »Das ist viel zu
gefährlich!«
    »Unsinn.«
Ulbricht schüttelte den Kopf und betrachtete das heillose
Durcheinander in Danielas Wohnung. »Wir werden anhand der
Fingerabdrücke feststellen, um wen es sich handelt -
vorausgesetzt, er ist bereits in unserer Datenbank
erfasst.«    
    »Und wenn
nicht?«
    »Dann wird er
das bald schon sein.«
    Ulbricht ging in die
kleine Küche und rief Heinrichs an. »Kommen Sie her, wir
machen jetzt einen Ausflug ins Bergische Land.« Er nannte seinem
Assistenten die Adresse von Daniela George. »Und bringen Sie
einen Dienstwagen mit, meiner steht zu Hause. Was? Nein,
erzähl ich Ihnen später. Jetzt aber pronto«,
fügte er hinzu und steckte das Handy in die Tasche. »Die
Kollegen in Wipperfürth sind ihm auf den Fersen. Sie werden
ihn sich krallen und festhalten, und wir werden ihn übernehmen
und im Präsidium verhören.« 
    »In
Wipperfürth?« Stefan war dem Kommissar in die Küche
gefolgt und hatte den Rest des Gesprächs mitgehört. Er
wunderte sich, dass der Entführer trotz der eingeleiteten
Fahndung und des Aufrufs im Radio überhaupt so weit gekommen
war.
    »Man hat das
Handy in einem Waldstück südlich von Wipperfürth
geortet«, antwortete Ulbricht. »Vermutlich gibt es dort
eine Jagdhütte oder einen Unterschlupf. Er denkt wohl
ernsthaft, dass wir ihn da nicht finden.« Ulbricht kehrte die
Handflächen nach oben. »Mit etwas Glück können
wir ihn einkreisen und festnehmen.« Der Kommissar ging
zurück ins Wohnzimmer. Die Vernehmungen der Nachbarschaft
hatte nichts ergeben. Niemand hatte eine fremde Person gesehen, die
sich gewaltsam Zutritt zu Dannis Wohnung verschafft haben
könnte. Gehört hatten die Mitbewohner auch nichts. Etwas
anderes hatte Ulbricht auch gar nicht erwartet. Er hatte eine
Streifenwagenbesatzung losgeschickt, um Dannis Mutter aufzusuchen.
Möglicherweise wusste die Mutter etwas. Mit
allergrößter Wahrscheinlichkeit würde die alte Dame
aber einen Schock erleiden, wenn sie von der Entführung ihrer
Tochter
erfuhr.         
    Stefan war dem
Kommissar gefolgt. »Ihr Wort in Gottes Ohr.«
    »Und Sie gehen
jetzt nach Hause. Ich will Sie morgen früh im Radio
hören, Seiler. Sie können uns nicht helfen, wirklich
nicht. Jetzt liegt es nicht mehr in Ihrer Hand, ob
…«
    »Ich komme
mit.«
    »Sie
träumen«, entgegnete Ulbricht unbeeindruckt.
    »Ganz und gar
nicht. Der Entführer wird sich wieder bei mir melden, das hat
er bereits angekündigt. Und wenn er sich
tatsächlich im Oberbergischen aufhält,
dann bin ich schneller bei der Übergabe. Jede Minute, die wir
sparen können, könnte Dannis Leben retten. Ich will sie
da rausboxen, Kommissar, schließlich habe ich ihr den Mist
auch eingebrockt.«
    Ulbricht dachte einen
Moment lang nach. Schließlich nickte er. »In Ordnung.
Aber unterwegs halten Sie sich an meine Anweisungen, damit das klar
ist, verdammt.«
    »Schon gut, Sie
sind der Boss.« Stefan grinste gequält. Er war froh,
dass er nicht mehr mit Ulbricht diskutieren musste. Es war
höchste Zeit, Danni aus den Händen der Entführer zu
befreien.

55
    Marienstraße,
21:50 Uhr
    Es war ziemlich
spät geworden, und hinter Heike lag ein langer Tag. Die Frage,
ob Kalla noch auf einen Kaffee mit reinkommen wollte, um den Abend
gemeinsam mit Stefan ausklingen zu lassen, lehnte der Taxifahrer
mit Hinweis auf die Parkplatznot im Ölbergviertel ab.
»Ich muss auch ins Bett so langsam, bin schließlich
nicht mehr der Jüngste«, grinste er. »Lass uns
morgen telefonieren - ich habe noch frei. Falls du
’nen Fahrer brauchst, bin ich am Start,
Mädchen.«
    »Danke, dass du
mich noch nach Hause gebracht hast.«
    Er hob zum Gruß
den Daumen wie ein Pilot vor dem Start, legte den Gang ein und fuhr
langsam zum Luisenviertel hinunter. Heike blickte dem Taxi nach,
bis es um die spitze Linkskurve in der Nacht verschwunden war. Das
Tuckern des Diesels entfernte sich, und Heike kramte in

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