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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Platz. Er hatte einen
Auftrag, und den würde er mit aller nötigen Konsequenz
durchführen. Auch wenn die Entführung nicht geplant
gewesen war, so war er doch wild entschlossen, sein Ding
durchzuziehen. Notfalls auch im Alleingang, doch davon musste
Daniela George nichts wissen. »Geht’s dir gut?«,
fragte er.
    Sie nickte stumm. Er
beugte sich über sie und löste den Knebel. »Was
haben Sie mit mir vor?« Angst lag in ihren Augen, und sie
streckte die steifen Knochen.
    »Als wenn du das
nicht wüsstest«, antwortete er. »Du hast dich ein
Stück zu weit aus dem Fenster gelehnt, deshalb leistest du mir
jetzt Gesellschaft. Du kannst froh sein, dass ich dich
nicht…«
    »…
umgebracht habe?« Dannis Augen versprühten Funken.
»So wie Sie die anderen umgebracht haben?«
    »Was redest du
da für einen Stuss?« Er schüttelte den Kopf und
schlug ihr ins Gesicht. Ihr Kopf wurde zurückgeworfen, und
sicherlich fühlte es sich für die junge Frau an, als
wollte er ihr den Kopf von den Schultern reißen. Doch darauf
konnte er keine Rücksicht nehmen. Seine fünf Finger
zeichneten sich auf ihrer Wange ab. Sie rieb sich die schmerzende
Stelle. »Ich bin kein Mörder, hörst du?«,
blaffte er sie an und drückte sie in den engen Kofferraum des
Golf zurück. Bevor sie sich wehren konnte, schlug er die
Heckklappe zu. Er musste sich eingestehen, dass die Entführung
ihn überforderte. Jetzt musste er Zusehen, dass er das Beste
aus der Situation machte. Er ging nach vorn und nahm die Karte vom
Beifahrersitz. Die Namen der Dörfer in dieser Pampa waren ihm
völlig unbekannt. Bis Lindlar war es nicht mehr weit. Von da
aus würde er sich irgendwie nach Bergisch Gladbach
durchschlagen und dort unterschlüpfen. Der Rest war
Spielerei.
    Er zuckte zusammen,
als sich das Handy meldete. In der Stille des Waldes klang es
unnatürlich laut.
    Das Telefon hatte auf
dem Beifahrersitz gelegen, war aber wohl durch die rasante Fahrt
über den Waldweg in den Fußraum gefallen. Er beugte sich
in den Wagen, kniete auf dem Fahrersitz und bückte sich nach
dem Handy. »Unbekannter Teilnehmer«, las er auf dem
Display. Er zögerte. Sollte er sich melden? Vielleicht erhielt
er neue Anweisungen, vielleicht wollte man ihn warnen.
    Grüner Knopf,
Handy ans Ohr. »Hallo?«
    »Wer ist denn
da?« Eine Männerstimme, mittleres Alter, ein wenig
rauchig.
    »Wer will das
wissen?«, fragte er barsch zurück und spürte, wie
sich die Haare in seinem Nacken aufrichteten. »Wer sind Sie,
verdammt noch mal?«
    Hinten rührte
sich etwas. Daniela George polterte im Kofferraum herum. Von einer
Sekunde zur anderen brüllte sie los, fast so, als hätte
er sie verprügelt. »Ruhe, verdammte
Scheiße!«, brüllte er nach hinten. Das hatte ihm
gerade noch gefehlt.
    »Ich glaube, ich
habe mich verwählt.« Da war er wieder. »Haben Sie
die Nummer 0177 / 34 …«
    »Nein, habe ich
nicht!«, unterbrach er den Anrufer. Ohne eine Antwort
abzuwarten, unterbrach er die Verbindung und warf das Telefon auf
den Beifahrersitz. Er war in eine Falle gegangen, durchzuckte es
ihn siedendheiß. Am liebsten hätte er sich selbst
verprügelt. Fluchend klemmte er sich hinter das Steuer und
startete den Motor. Er kurbelte wie wild am Lenkrad und wendete den
Golf auf der Lichtung. Ohne Rücksicht auf das Material
preschte er den Waldweg hinunter zur Straße zurück.
Äste peitschten über den Lack. Sie hatten eine
Fangschaltung eingerichtet, um das verdammte Handy orten zu
können. Er trat das Bremspedal bis zum Bodenblech durch. Der
Golf schlidderte über den unbefestigten Waldweg. Er beugte
sich nach rechts, nahm das Telefon und warf es aus dem Fenster. In
hohem Bogen flog es ins Gebüsch. Er glaubte, es klingeln zu
hören. Vermutlich waren es wieder die Bullen, die ihn orten wollten.
Sollten sie, dachte er triumphierend und setzte die Fahrt fort.
Jetzt konnten sie ihn orten. So leicht ließ er sich nicht
aufs Glatteis fuhren.

54
    Sedansberg, 21:40
Uhr
    »Wir haben
ihn«, freute sich Ulbricht. »Das ist kein Profi. Ein
Profi hätte das Handy abgeschaltet, damit wir ihn nicht
finden. Aber er ist dumm genug, um das Handy anzulassen und dann
auch noch ein Gespräch anzunehmen. Und jetzt konnten wir ihn
orten.« Stefan, der die Hände in den Hosentaschen
vergraben hatte, um bloß nichts anzufassen, blickte neugierig
auf. Er hatte die Männer der Spurensicherung bei der Arbeit
beobachtet. Ein Fotograf hielt das Chaos in Dannis Wohnung fest.
Stefan trat zu Ulbricht. »Und wie sind Sie an seine

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