Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
Vom Netzwerk:
und da verhören wir ihn natürlich noch einmal.«
    Arne sah Roger auffordernd an, der widerwillig brummte. »Ja, klar. Das übernehme ich.«
    »Gut. Wingedahl hat nur ein paar Schritte in die Laube gemacht, sagt er. Das heißt, der Tatort könnte noch mehr zu bieten haben. Das gesamte Grundstück und ein Teil des angrenzenden Kieswegs wurden abgesperrt, und die Spurensicherung war natürlich schon vor Ort.«
    Magnus trank einen Schluck von seinem Kaffee und gab sich Mühe, interessierter auszusehen, als er war. Dass Säufer das Zeitliche segneten, war nicht wirklich ungewöhnlich. Selbst wenn er sich das nicht eingestehen wollte, funktionierte das mit dem Mitleid bei ihm nach einer gewissen Rangfolge. Am schlimmsten fand er es selbstverständlich, wenn Kinder betroffen waren. Um verstorbene Süchtige im fortgeschrittenen Alter weinte er selten.
    Arne fuhr fort: »Die Leiche lag seit ungefähr einer Woche dort. Laut Obduktionsbericht sieht es so aus, als habe der Stich in die Brust zu Eriks Tod geführt. Zuvor wurde er jedoch mit kochendem Wasser misshandelt, das ihm auf das Geschlechtsteil gegossen wurde. Dort weist die Haut schwere Verbrennungen auf. Ob er bei Bewusstsein war bevor er starb, lässt sich nicht sagen.«
    »Sonst noch was?« Roger lehnte sich vor.
    »Ja, es wurde Verwesungsflüssigkeit aus dem Auge untersucht. Der Alkoholgehalt war wahnsinnig hoch. Zum Teil beruht das wohl auf der Bakterienaktivität, die produzieren ja postmortal eine ganze Menge Alkohol.«
    Magnus sah angewidert aus. »Wieso holen die das Zeug denn bitte aus dem Auge? Diese Flüssigkeit müsste sich doch auch noch an anderen Stellen sammeln?«
    Arne zuckte mit den Schultern. »Da ist sie wohl am wenigsten verunreinigt. Wie dem auch sei, wir können jedenfalls davon ausgehen, dass Erik zum Zeitpunkt seines Todes stark alkoholisiert, um nicht zu sagen: sternhagelvoll war. Und Lennart Wingedahl behauptet, das war auch sonst keine Seltenheit.«
    Arne ließ den Blick über seine Zuhörerschaft schweifen. Zu seiner Enttäuschung knibbelte Magnus desinteressiert an der Schreibtischkante und Roger starrte sehnsüchtig Richtung Ausgang.
    Er seufzte laut.
    »Außerdem hat Eva Zimmer die Stichwunde untersucht. Zwar konnte sie die Waffe noch nicht genau bestimmen, aber fest steht, dass es weder ein Messer noch irgendeine Art Schraubenzieher war. Sie meldet sich, sobald sie sich sicher ist. Und viel mehr wissen wir augenblicklich noch nicht. Die kriminaltechnische Untersuchung läuft noch. Ich schlage vor, nach weiteren Zeugen zu suchen.«
    Er wandte sich an die kleine Gruppe. »Sofie, kannst du im Archiv ähnliche Fälle recherchieren und außerdem überprüfen, zu wem Erik Berggren privat Kontakt hatte?«
    Sofie nickte.
    »Roger, du verhörst Wingedahl, wie schon gesagt, und dann kannst du eigentlich gleich auch noch die anderen Schrebergärtner befragen, wenn du sowieso schon dabei bist.«
    »Das wird ganz schön viel Zeit kosten, insgesamt stehen da rund hundertvierzig Lauben«, protestierte Roger.
    »Hast du was Besseres vor?«
    Roger schob heftig den Stuhl zurück und erhob sich. »Nein.«
    »Dann ist ja gut.«
    Arne bemühte sich, die Kontrolle über seine Gesichtszüge nicht zu verlieren. Er wollte unbedingt vermeiden, dass seine Kollegen sahen, wie nervös ihn kleine Rebellionen dieser Art machten.
    »Magnus, würdest du die Mutter des Opfers über seinen Tod in Kenntnis setzen? Sie heißt Gunvor Berggren und wohnt in einem Altersheim namens Vårdbo in Åkersberga … Und frag sie mal ein bisschen aus. Vielleicht weiß sie ja irgendwas«, fügte er noch etwas lahm hinzu.

5
    Obwohl die Sonne nun leicht schien, lag eine beißende Kälte in der Luft. So, als würde der Winter schon in Angriffsstellung verharren, um sich bei nächster Gelegenheit mit seinen eisigen Fingern auf den rot glühenden Herbst zu stürzen und ihm den Todesstoß zu versetzen. Magnus konnte sich nicht entscheiden, ob er sich auf den grauweißen Dämmerschlaf der Natur freuen oder sich sofort seiner alljährlichen Winterdepression hingeben sollte.
    Er holte den Straßenatlas aus dem Handschuhfach und schlug die Seite mit Åkersberga auf. Das Altersheim Vårdbo lag direkt im Zentrum und würde nicht schwer zu finden sein. Die bevorstehende Aufgabe vermieste ihm jedoch die Stimmung.
    Er schüttelte den Kopf, als würde das alle möglichen Szenarien, wie Gunvor auf die Todesnachricht reagieren könnte, aus seinen Gedanken vertreiben. Dann zog er sein Handy hervor und

Weitere Kostenlose Bücher