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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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ihr Verhältnis extrem geschwankt. Roger konnte zwar ein richtig guter Freund sein, meist empfand Magnus ihn jedoch als anstrengenden Mistkerl, dem er am liebsten aus dem Weg ging. Aber so war das wohl mit zwischenmenschlichen Beziehungen bei ihm. Im Rückblick betrachtet liefen die nie wie geschmiert. Wenn ihm jemand zu nahe kam, reagierte er oft abweisend und unsicher, außer bei Linn natürlich.
    Roger räusperte sich. »Gut, dann bringe ich dich mal auf den neusten Stand. Das Opfer heißt Erik Berggren, war gerade mal vierzig, Frührentner, Alkoholiker mit einer leichten Entwicklungsstörung. Es sieht so aus, als hätte er das ganze Jahr über in der Schrebergartenanlage von Eriksdalslunden gewohnt. Die Laube gehört seiner Mutter.«
    Magnus nickte. »Was hielten denn die anderen Schrebergärtner davon?«
    »Na, wirklich gestört hat er eigentlich niemanden. Allerdings gab es wohl Versuche, ihn loszuwerden.«
    »Ach, manche Leute sind so verdammt kleingeistig. Darüber muss sich jetzt dann wohl keiner mehr Sorgen machen.« Magnus lächelte schief und drückte die Klinke der Tür zum Obduktionssaal hinunter.
    Das Neonlicht war ungemütlich kalt, doch die Rechtsmedizinerin Eva Zimmer schenkte ihnen ein sonnig warmes Lächeln, als sie ihren Blick von der vor ihr liegenden Leiche hob. Dabei entblößte sie zwei Reihen reizend schiefer Zähne.
    »Einen wunderschönen guten Morgen.«
    Sie nahm einen großen Bissen von einer Zimtschnecke.
    »Möchtet ihr auch? Ich hab noch ein paar.«
    Doch weder Magnus noch Roger stand gerade der Sinn nach süßem Gebäck.
    »Na, wie ihr wollt. Aber nur, dass ihr Bescheid wisst: Das sind keine von diesen trockenen Supermarktdingern, die hier sind vom Bäcker.«
    Die beiden Kommissare mussten lächeln.
    Die Rechtsmedizinerin legte die Zimtschnecke beiseite, wandte sich dem hinteren Obduktionstisch zu und riss mit einem dramatischen Ruck das Laken herunter.
    Magnus wurde es kurz flau. Auf dem Tisch lag ein nackter Mann, die Haut übersät mit Brandblasen. An manchen Stellen hatte sie sich komplett gelöst und gab den Blick auf das rohe Fleisch frei.
    »Furchtbarer Anblick, oder?« Eva schüttelte bekümmert den Kopf. »Der Täter hat ihn mit kochendem Wasser übergossen, noch bevor er tot war. Er wurde einfach verbrüht.«
    Magnus zwang sich, seine Sinne auf den Leichnam zu konzentrieren, der bleich war wie eine Wachsfigur.
    »Aber nur unterhalb der Gürtellinie …«, warf Magnus mit angewiderter Miene ein.
    »Was ist das?«, fragte Roger und deutete auf eine Stichwunde im Brustkorb.
    »Das ist vermutlich die Todesursache«, schlug Magnus vor.
    »Ich meinte auch eher die Form der Wunde, die ist doch sehr ungewöhnlich.«
    Eva legte den Kopf schief.
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen, sie mir näher anzusehen. Aber es stimmt schon, die Form ist ungewöhnlich. Ich melde mich bei euch, sobald ich mehr weiß. Auch zum Todeszeitpunkt. Bisher schätze ich, dass er ungefähr eine Woche tot war, bevor er gefunden wurde.«
    Roger beugte sich über die Wunde und betrachtete sie genau. Seine Augen glitzerten interessiert hinter der breiten Brillenfassung.
    Den Rest des Vormittags verbrachte Magnus mit Routineüberprüfungen. Er versuchte, Erik Berggrens Personalausweis und andere Papiere ausfindig zu machen. Unter normalen Umständen hätte er noch nachgeforscht, ob Kreditkarte oder Handy des Opfers benutzt worden waren, doch in Erik Berggrens Fall gab es weder das eine noch das andere. Erik schien ein Leben am äußersten Rand der Gesellschaft geführt zu haben.
    Magnus hatte sich gerade wieder an den Schreibtisch gesetzt, als ihm bewusst wurde, dass das Kribbeln in seinen Beinen schlimmer war als sonst. Allmählich sollte er sich wirklich einen Termin beim Arzt holen und überprüfen lassen, was dahintersteckte. Aber obwohl ihn dieses unangenehme Gefühl bereits seit mehreren Monaten begleitete, konnte er sich noch immer nicht dazu aufraffen, zum Arzt zu gehen.
    Er schielte zu seinem Handy, drei neue Nachrichten. Alle waren von Linn, ihre Stimme klang von Nachricht zu Nachricht angespannter. Am liebsten wäre er heimgefahren, um sie zu unterstützen, aber Roger würde vermutlich ausflippen, sollte er das nur andeuten, also riss er sich zusammen. Er war sich durchaus im Klaren darüber, dass er die Grenzen für angemessenes Verhalten bereits extrem strapazierte. Er kam fast immer zu spät, ging meist früh und machte noch dazu sehr lange Mittagspausen, um dem Büro zu entkommen. Es lag nicht

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