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Bittere Sünde (German Edition)

Bittere Sünde (German Edition)

Titel: Bittere Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Roll
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und kurz darauf lagen sie einander zugewandt unter der Decke. Jeden Augenblick konnte eins der Kinder hereingerannt kommen und sie unterbrechen, trotzdem konnten sie es nicht lassen. Obwohl sie in den vergangenen Jahren viel durchgemacht hatten, war ihnen die Leidenschaft nie abhandengekommen.
    Bald lagen sie erschöpft nebeneinander. Linn küsste Magnus auf die Wange. Seine Bartstoppeln pikten leicht. Mondlicht fiel durch die Jalousie auf sein attraktives Gesicht. Die großen, grünen Augen, die so entschlossen aussehen konnten, das strubbelige, dunkle Haar, das allmählich feine graue Strähnen bekam. Nichts ließ erahnen, dass er mal ein schmächtiger, kleiner Junge mit dicken Brillengläsern gewesen war. Er hatte alle typisch männlichen Attribute. Linns Mutter hatte ihn einmal als richtiges Mannsbild bezeichnet, und so wirkte er wohl auf die meisten. Linn sah in ihm einfach den Menschen, den sie liebte. Sie hatte sich nie sonderlich für Kategorien wie männlich oder weiblich interessiert.
    »Schlaf jetzt, wir werden sicher bald wieder geweckt«, flüsterte er sanft.
    »Hmm …« Linn hatte schon die Augen geschlossen, durch die feinen Lachfalten sah sie sogar im Schlaf fröhlich aus.
    Magnus stellte den Wecker. Morgen musste er wieder zur Arbeit. Er seufzte enttäuscht. Jedes Mal, wenn er ein paar Tage am Stück zu Hause gewesen war, fiel es ihm schwer, wieder arbeiten zu gehen. Manchmal fühlte es sich so an, als würde er sich damit selbst Gewalt antun. Da war diese komische Enge in der Magengegend, die sich allmählich verstärkte, bis er einen leichten Druck auf dem gesamten Brustkorb spürte. Wo war seine Motivation geblieben? Er war schließlich einmal stolz darauf gewesen, Polizist zu sein, und hatte Freude daran gehabt, Menschen zu helfen. Mittlerweile kam es ihm so vor, als würde er durch einen Sumpf aus Dreck paddeln und sich nur noch Mühe geben, selbst nicht allzu schmutzig zu werden.
    Alle seine Gefühle mischten sich zu einem klebrigen Brei. Die Enttäuschung und Wut über die Selbstsucht der Menschen vermengte sich mit dem Kummer, den er für alle Opfer empfand. Wie war es mit ihm, diesem Durchschnittstyp aus dem Vorort, bloß so weit gekommen? Seine Vorstellungen mussten wirklich naiv gewesen sein. Das Einzige, was ihn die Zeit gelehrt hatte, war, dass es nie besser wurde. Dem Bösen konnte man das Handwerk nicht legen. Ein bisschen war das, wie einen Apfelbaum zu beschneiden. Im nächsten Frühjahr erwarteten einen nur noch mehr Triebe als im Vorjahr. Gestörte Eltern würden weiterhin gestörte Kinder aufziehen, und so würde es bis in alle Ewigkeit weitergehen. Die Kriminellen, die ihre Straftaten nicht auf eine schwere Kindheit schieben konnten, waren sogar noch schlimmer. Das waren in der Regel richtig kaputte Gestalten. Doch welche Alternative gab es für ihn, wenn er den Polizeiberuf hinschmiss? Er hatte keine Ahnung.
    Er schlang die Decke fester um sich und drehte sich entmutigt zu Linn. Eine blonde Strähne war ihr ins Gesicht gefallen, vorsichtig strich er sie ihr hinters Ohr. Wie schön, dass es sie gab. Sie war der richtige Mensch für ihn. Sie war intelligenter als er, doch das machte ihm nichts aus. Ihre wilden Launen und ihre immer wieder neuen Blickwinkel auf alles machten sein Leben spannend. Und er gab ihr die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Es war eine unausgesprochene Übereinkunft zwischen ihnen, und sie funktionierte.

2
    »Moa und Elin sind krank.« Magnus hob entschuldigend die Hände. Er war zwanzig Minuten zu spät, und sein Kollege Roger Ekman warf ihm einen grimmigen Seitenblick zu, während sie das Institut für Rechtsmedizin betraten.
    Magnus’ Haare standen in alle Richtungen ab, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass Roger sich darüber amüsierte.
    »Was uns erwartet, ist nicht gerade lustig«, sagte Roger.
    »Etwa noch schlimmer als sonst?«
    »Leider ja. Du weißt sicher schon, dass die Leiche in einer Gartenlaube gefunden wurde, nehme ich an. Aber noch nicht, wie, oder? Gefoltert, mit Seilen an den Küchentisch gefesselt.«
    »Aha.« Magnus schaute finster drein.
    Roger hatte den Blick auf seine schmutzigen Turnschuhe gesenkt. »Bist du denn jetzt zurück … oder nimmst du noch mehr frei wegen der Kinder?«
    »Nein, nein, Linn bleibt den Rest der Woche zu Hause.«
    Magnus wurde mal wieder bewusst, wie satt er Rogers Launen hatte. Sie arbeiteten seit fast zwölf Jahren zusammen, und in all den Jahren hatte

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