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Bitterer Chianti

Bitterer Chianti

Titel: Bitterer Chianti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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der Regierung um italienische Soldaten im Irak, Erdbebenopfer lebten seit zehn Jahren in Baracken, Korruption im Süden und die Formel 1. Im letzten Teil des Blattes kamen die Gesellschaftsnachrichten. Ein Foto zeigte ein blondes Mädchen, den aktuellen Superstar, der soeben von Dreharbeiten aus Kalifornien zurückkam und ihren neuesten Latin Lover an der Hand hielt, der eher an einen kolumbianischen Drogenbaron erinnerte. Gestern war sie in Rom angekommen. Das Pärchen kam gerade von der Zollkontrolle – und hinter ihnen – nein, das war unmöglich, hinter ihnen – aber der war doch in Bari? Frank nahm die Lupe aus der Fototasche und betrachtete das Gesicht. Kein Zweifel, das war Stefano Scudiere.
    «So ist das, wenn man älter wird», hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich und fuhr zusammen.
    «Haben Sie mich erschreckt!» Frank schnappte erleichtert nach Luft, als er Pandolfini erkannte.
    «Scusi, scusi, das wollte ich nicht. Wen hatten Sie erwartet? Einen von den Predigern, wie Sie die Leute nennen?» Der Anwalt zog einen Stuhl heran und setzte sich.
    «Ich weiß nicht, was ich erwarte, aber ich bin schon wieder durcheinander. Schauen Sie, das Foto hier.»
    «Ganz hübsch, aber Dutzendware, die gibt‘s preiswert beim Chirurgen.»
    «Das meine ich nicht. Ich meine den Mann dahinter, unter der Tür.»
    «Ist das nicht... Ihr Freund Scudiere?»
    «Eben, das ist es, was mich verwirrt. Die Frau kommt aus San Francisco, und Scudiere hat mir gesagt, er sei in Apulien.»
    «Das haben wir gleich», erklärte Pandolfini, zog das Handy aus der Tasche und rief in einem Reisebüro an. Er sagte die Flugnummer durch, die auf dem Foto oberhalb der Tür zu sehen war, wartete einen Moment schweigend und bedankte sich. «Es stimmt, die Flugnummer gehört zu dem Alitalia-Flug aus San Francisco. Meinen Sie, dass Scudiere ...»
    «Weshalb erzählt er mir, dass er nach Apulien fliegt, und in Wirklichkeit ist er in San Francisco?»
    «Er wird dafür Gründe haben.»
    Frank lachte. «Das nehme ich stark an. Nur welche?»
    «Vielleicht kommen wir darauf. Spannend, in was Sie mich da reingezogen haben», murmelte der Anwalt und schien in Gedanken. «Das nimmt ungeahnte Dimensionen an. Lassen Sie besser die Finger davon, die Sache lässt sich schwer überblicken. Da sollten sich andere drum kümmern.» Pandolfini machte eine gewichtige Pause. «Wenn es nicht so interessant wäre, würde ich den Auftrag wieder abgeben. Der Risikofaktor ist sehr hoch.»
    «Das ist nichts Neues.» Frank zog aus einem Umschlag die Bilder, die er gestern Morgen vom Prediger und seinen Helfern gemacht hatte. «Das ist einer der Mörder von Niccolò Palermo. Er und die beiden anderen bereiten gerade einen neuen Anschlag auf mich vor ... hier, die Lupe.»
    «Sie sind doch nicht bei Trost.» Avvocato Pandolfini war entrüstet. «Und die haben Sie nicht gesehen?»
    «Doch, haben sie. Und geschossen hat er auch ...»
    Pandolfini betrachtete die Leute an den Tischen ringsum vor dem Café und beugte sich über den Tisch: «Dann mache ich es lieber kurz: Die Firmen Vignabella und Tosca-Bile gibt es nicht mehr. Die wurden aus dem Firmenregister gestrichen ...»
    «... das wussten wir bereits ...»
    «... ja, aber nicht, dass sie von einer Firma mit dem Namen Vinterra-Immobile übernommen wurden. Den Namen kennen wir ebenfalls.»
    «Allerdings, das ist ein Briefkasten in Poggibonsi. Wem gehört diese Vinterra ...? Die Firma will einer Bekannten von mir die Weinberge abkaufen. Von der Sache mit der Guardia di Finanza haben Sie gehört?»
    «Haben Sie das Foto gemacht? Sehr gut, dramatisch, einfach gekonnt, wie die Signora sich gegen den Übergriff des Beamten wehrt. Manipulation?»
    «Im richtigen Moment abdrücken! Der Rest ist Technik.»
    «Das tun Mörder auch ...»
    «Der Vergleich hinkt, Avvocato», sagte Frank böse. «Was ist mit dieser Terranuova?»
    «Va bene. Die hat wohl das Weingut von Josti di Chiarli übernommen, aber dann wurde es sofort weiterverkauft. Mein Fazit: Die Firmen, die Weingüter kauften, wurden sofort danach aufgelöst und die Güter weitergegeben, ich nehme an, damit die wirklichen Käufer nicht in Erscheinung treten. Dann kauft eine andere Gesellschaft das Gut und verkauft es weiter ... oder sie wurde wieder aufgelöst und so weiter. Ich glaube, die Firmen wurden nur zu diesem Zweck gegründet. Kostet was, aber verschleiert die Transaktionen und schützt die Besitzer.»
    «Haben Sie in dem Zusammenhang etwas über eine gewisse

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