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Bitterer Chianti

Bitterer Chianti

Titel: Bitterer Chianti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Immo-Toscano gehört?»
    «Ja, gerade eben. Es ist eines der größten Maklerbüros bei uns. Haben Sie keine Nachrichten gehört?»
    «Ist mir was Wichtiges entgangen? Ich höre beim Fahren kein Radio.»
    «Man hat sie heute Morgen gefunden. Direkt vor ihrer Wohnung. Ein einziger Schuss in den Kopf. Auftragsmord. Keine Zeugen, keine Spuren, keine Beweise ...»
    «Wen?»
    «Na, die Inhaberin von Immo-Toscano.»
    «Carla Tuccanese ist tot?» Frank starrte den Avvocato entsetzt an.
    «Spekulation, dunkle Geschäfte, Urkundenfälschung, eine alte Rechnung, niemand weiß was, alles ist möglich. Ist erst vier Stunden her. Sie kannten die Dame? Hat sie mit der Sache was zu tun?»
    Frank nickte, biss sich auf die Unterlippe und erzählte Pandolfini von ihrem Plan.
    «Da müssen Sie sich jetzt was anderes einfallen lassen, Signor Gatow. Ach, über unseren verehrten Strozzi habe ich noch etwas gefunden. Der steht gar nicht mehr als Besitzer von Villa Strozzi im Grundbuch.»
    Frank sah Pandolfini verständnislos an. «Ich soll weitere Aufnahmen von seinem Weingut machen, und gestern war er beim Grafen Solcari...»
    «Das Grundbuch ist ausschlaggebend. Die Änderung ist einen Monat alt. Eine Firma namens VINinVEST ist neuer Besitzer. Ich habe Ihnen den Namen hier aufgeschrieben. Vielleicht kann uns Stefano mehr dazu sagen, der kennt Strozzi gut.»
    Frank verzog das Gesicht zu eine Grimasse. «Stefano kennt Strozzi gut? Was haben die miteinander zu tun?» Panik und Empörung stiegen jetzt in Frank hoch. Der, den er für einen Freund gehalten hatte, stand mit Strozzi in Verbindung? Er betrachtete den Zettel. VINinVEST. Sehr einfallsreich, der Name. Dass die Tuccanese tot war – Frank schüttelte den Kopf. Vier Tote, dachte er, und wenn ich nicht aufpasse, bin ich der fünfte.
    Er sah die Menschenmenge, die sich über den Platz ergoss. Wenn von dort aus jemand auf ihn schoss, konnte der Täter leicht unerkannt entkommen. In seinem Magen breitete sich ein sehr ungutes Gefühl aus.
    Pandolfini erhob sich. «Machen Sie sich keine Sorgen, Sie bekommen gleich Verstärkung. Ich würde ja gern bleiben und das alles mit Stefano erörtern, aber ich habe einen Termin bei Gericht.»
    «Madonna, Dio mio , tun Sie das nicht!» Frank sprang erregt auf, packte den verblüfften Anwalt an den Armen und schüttelte ihn. «Tun Sie das auf keinen Fall, reden Sie nicht mit ihm, dann bin ich erledigt.»
    «Sie meinen doch nicht, dass Stefano ...?»
    Als die anderen Gäste herübersahen, setzten sich die beiden Männer wieder. «Er rät mir, nichts zu unternehmen. Ich kenne seine Rolle nicht, aber er spielt eine. Ich ahne langsam, welche ...»
    Wieder stand Pandolfini auf. «Ich muss gehen, ich muss zu einer Verhandlung! Hier», er drückte Frank einen 5-Euro-Schein in die Hand, «zahlen Sie für mich. Rufen Sie heute Nachmittag an, oder kommen Sie zu mir.» Damit drehte er sich um und verschwand in der Menge.
    Frank ging sofort zum Tresen und zahlte. Stefano Scudiere durfte er nicht begegnen. Als er aus der Tür trat, stand am Ende des Gangs, der zwischen den Tischen zur Piazza führte, ein Mann, den er kannte. Er trug einen dunklen Anzug, weißes Hemd, Schlips und eine Sonnenbrille. Er war mittelgroß, hatte rötliches Stoppelhaar und sah ihn an.
    Rechts der Terrasse stand ein anderer Mann, und wenn Frank sich nicht irrte, war es einer von denen aus dem Wald. Richtig. Sein Kollege hatte links Position bezogen und steckte sich eine Zigarette an. Frank bekam weiche Knie. Unter Menschen bin ich sicher, aber wenn ich gehe, fallen sie über mich her, dachte er. Zur Hölle ... wie komme ich zum Wagen? Wenn mir jetzt nichts einfällt, bin ich hin ... Aber ihm fiel etwas ein.
    Knapp fünfzehn Minuten später schob ein junger Mann sein knallrotes Motorrad durch den Gang zwischen den Tischreihen der Pasticceria, für das Gilli ein Sakrileg. Das hatte sich in der hundertjährigen Geschichte des Cafés noch niemand erlaubt. Die Ober waren vor Entsetzen gelähmt, niemand griff ein, keiner stellte sich in den Weg, und fasziniert verfolgten auch die Gäste, wie der junge Mann genau neben Frank die schwere Maschine anließ.
    Als der Motor der 500er Kawasaki aufheulte, schwang sich Frank hinter Sergio Folinari auf den Soziussitz. Die Maschine schoss mit qualmendem Hinterrad nach vorn, und der Prediger rettete sich mit einem Sprung zur Seite. Schlingernd raste die Maschine über die Piazza und verschwand im Gewirr der Gassen.

15
    Donnerstag, 7. Oktober
    «Ich will

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