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Bitterer Chianti

Bitterer Chianti

Titel: Bitterer Chianti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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fragen.»
    «Wir müssen Giacomo Paese warnen, und Malatesta und die anderen, die mit Scudiere arbeiten, und ...»
    «Nichts da! Wir machen niemanden scheu.»
    «Aber wenn ihnen was passiert?» Antonia nahm Franks Hand und streichelte sie. «Ich möchte dich nicht verlieren, Franco, mein Lieber ...»
    «Kann ich weiter im Häuschen von dem Kellermeister bleiben? Sie sollen aber glauben, dass ich noch bei Benevole auf Rondine bin. Scudiere hat mich da abgefangen, und bei Benevole habe ich mich auch kurz sehen lassen.»
    «Natürlich kannst du ... Wissen die alles von dir?»
    «Könnte man meinen.» Frank betrachtete Antonia, die seinem Blick auswich. Er würde zu gern wissen, weshalb die Guardia di Finanza nur ihren Betrieb verschont hatte.
    «Bleib im Haus, solange du willst. Nur darf es niemand merken, vor allem nicht Massimo.»
    «Was ist mit ihm – und dir?»
    «Nichts. Er wohnt im Nebenhaus, wir sehen uns so gut wie gar nicht. Er ist ständig unterwegs, und ich habe meine Arbeit. Jetzt macht er einen Bogen um mich, das ist neu, sonst bin ich ihm immer ausgewichen. Er macht mir nicht einmal Vorwürfe. Er hat lediglich gesagt, dass er was unternimmt, falls das mit meiner neuen Affäre an die Öffentlichkeit kommt. Es würde dem Ruf seiner Familie schaden, es sei eine Unverschämtheit – den Kindern gegenüber. Dabei haben ihn die Paparazzi schon dreimal mit irgendwelchen Schauspielerinnen oder Edelnutten erwischt und in die Zeitung gebracht. Ein Widerling. Große Männer seien eben begehrt, hat er damals gesagt. Ich dürfe froh sein, dass er mich geheiratet hat, sonst würde ich immer noch in unserer alten Wohnküche leben.»
    «Das machst du noch immer, und sehr gern!» Frank lachte laut, und Antonia erschrak. Er streckte den Kopf über die Rebzeile. «Keine Sorge, deine Frauen sind weit weg.»
    «Ich glaube, in dem Häuschen bist du einigermaßen sicher, aber – hast du einen Plan?»
    «Einen Plan? Vielleicht. Ich muss die Zusammenhänge begreifen, und ich muss wissen, wer die sind, von denen Scudiere sprach. Außerdem will ich rausfinden, was er in San Francisco gewollt hat. Dabei muss ich höllisch aufpassen, dass sie ...»
    Antonia horchte auf. «Sieh zu, dass du verschwindest, die Pflückerinnen kommen.»
    «Alle wollen, dass ich verschwinde.»
    «Ich komme heute Nacht zu dir, allocco , hau ab, du Dummkopf, sie dürfen dich hier nicht sehen.»
    Frank kroch durch die nächste Rebzeile und lief dahinter gebückt auf den Waldrand zu. Er war sich sicher, dass ihn niemand entdeckt hatte.
    Das Handy wollte er nicht benutzen, solange er nicht wusste, wie Scudiere seine Gespräche hatte überwachen können. Deshalb fuhr er nach Gaiole, wo er eine Bar mit einem öffentlichen Telefon fand, und sagte von dort aus alle Termine für die nächsten beiden Tage ab. Er musste sich damit abfinden, dass die Sache hier länger als geplant dauerte. Vonseiten des Verlags bestand kein unmittelbarer Zeitdruck, die Bilder konnte er notfalls eine Woche später liefern. Nur sieben Betriebe inklusive Winzerporträts fehlten noch auf seiner Liste, darunter Querciabella und Nittardi, Cennatoio und Castello di Bossi – alles Weingüter der ersten Liga. Das waren vier Tage Arbeit, wenn sich das Wetter hielt. Alle anderen Aufnahmen waren im Labor und bei Pandolfini sicher, wenn der Anwalt nicht auch ein doppeltes Spiel trieb, aber bei seiner Skepsis Stefano gegenüber war kaum davon auszugehen. Es war nervtötend, wenn immer ein Restzweifel blieb. Weshalb hatte Stefano ihm diesen Anwalt empfohlen? Weil er ihn aus der Sache raushalten wollte? Oder war da was falsch gelaufen, denn er hatte den Vater geschickt, und der Sohn war gekommen. Oder baute Stefano vor, für den Fall des Falles?
    Eine Woche zuvor hätte Frank die Zeichen kaum bemerkt. Jetzt aber sah er die Wagenspuren sofort, hielt an, sah sich um und stieg aus.
    Es lag ein anderes Profil über dem von seinen Reifen: grober, breiter, die Reifen standen weiter auseinander. Der andere Wagens musste schwerer sein, die Abdrücke hatten sich tief eingegraben. Touristen beim Offroad-Abenteuer? Oder warteten sie oder der Prediger im Haus des Kellermeisters?
    Frank ließ den Volvo knapp einen halben Kilometer vor dem Häuschen und ging zu Fuß weiter. In der Stille des Waldes, kurz vor Einbruch der Dämmerung, trug der Schall weit, und er erkannte die Stimme eines der beiden Männer, die an dem Tisch vor seinem Quartier Platz genommen hatten: So sprach nur Avvocato Strozzi. Ein grüner

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