Bitterer Chianti
Anscheinend haben Sie Ihre Fähigkeiten überschätzt. Und was die Auswahl des Personals angeht – da ich die Aktion finanziere, wähle ich die Mitarbeiter aus.»
Strozzi wirkte keineswegs eingeschüchtert. «Ich habe niemals für diese harten Maßnahmen plädiert. Das Ergebnis kennen Sie, Dottore.» Strozzi senkte die Stimme: «Im Übrigen darf es keine Hinweise auf uns geben! Wir müssen leider noch weitere Glieder aus der Kette entfernen.»
«Senza dubbio , ohne Zweifel. Dass unsere Dame schwach wird, hätte nun wieder ich nicht gedacht. Drei, würde ich sagen!»
«Zwei», sagte Strozzi nach einer Pause. «In Bezug auf die Technik wurde alles geklärt, er hat seine Aufgabe hier und in San Francisco erfüllt, und als Berater haben wir jemand anderen ...»
«... außerdem wird er zu teuer.»
Sprachen die Männer von Scudiere?, fragte sich Frank. Oder hatten außer ihm noch andere mit San Francisco zu tun?
«Wie ist der Zustand des Unfallopfers?», fragte der mit Dottore Angesprochene, «noch im Koma?»
«Nein, nicht mehr, jetzt Intensivstation. Da reicht ein Schlauch ...»
«Das lassen wir seinen Partner erledigen.»
«Scheint mir in dem Fall angeraten», sagte Strozzi fast flüsternd.
Frank packte die Wut. Am liebsten hätte er sich auf die Männer gestürzt. Sie wollten den Prediger auf der Intensivstation durch seinen Kumpan ermorden lassen. Was für Bestien! Frank musste die Leibwächter im Auge behalten, denn einer von ihnen machte eine Runde, oder vertrat er sich nur die Beine?
«Wir müssen rasch handeln», fuhr Strozzi fort, «sofort, bevor er vernehmungsfähig wird.»
«Seinen Partner schicken wir danach nach Südafrika», pflichtete der Fremde bei, «ich wüsste, wer ihn dort übernehmen kann.»
Was meinte der Fremde mit übernehmen? Klar, dass sie den Prediger aus der Schusslinie nehmen wollten, oder sollte auch er danach ...? Frank schauderte vor der grenzenlosen Fähigkeit dieses Menschen, andere ins Unglück zu stürzen.
«Wir sind bislang nirgends in Erscheinung getreten, dabei bleibt es. In Bezug auf die Winzer sind wir stecken geblieben. Ihr Verschulden. Es war geplant, das Chianti-Projekt in drei Monaten an San Francisco zu übergeben. Von den zwanzig ausgewählten Winzern haben wir lediglich fünf überzeugt. Aber wir brauchen mindestens zweihundert Hektar, damit die Investition sich amortisiert.»
«Sie bringen Ihre fünfzehn Hektar ein?»
«Lo faccio volentiere. Es wird mir ein Vergnügen sein.» Der Fremde deutete ironisch eine Verbeugung an.
«Ihre Frau räumt das Feld nicht kampflos. Die Azienda Vanzetti ist ihr Lebenswerk, soweit ich das beurteilen kann.»
«Nein. Ich habe sie ihr überlassen, als Spielplatz, damit sie Ruhe gibt...»
Dann war der Fremde ... Frank stockte der Atem. Unglaublich! Der gut aussehende Mann, der hier über Leben und Tod verhandelte, war ... Massimo Vanzetti? Das war also Antonias Ehemann, der jetzt aufstand, die Hände auf den Tisch stützte und sich vornüber beugte? Wozu noch zwanzig Weingüter, wenn er von Geburt an so viel Geld hatte, dass er es nie würde ausgeben können? Wozu Mord, Sabotage, Urkundenfälschung und was noch alles? Bestechung sicher auch, denn ohne die ging sowieso nichts.
Mit diesem eiskalten Manager oder besser Wirtschaftskriminellen hatte Antonia zwei Kinder? Dabei sah Vanzetti nicht aus wie ein Mörder, nein, den stellte man sich brutal vor, grob und ekelhaft, aber jetzt, wo Frank mit seiner eiskalten Art in Berührung gekommen war, strategisch nannte man dieses Denken wohl in solchen Kreisen, verstand er Antonias Angst. Frank fragte sich, wie er Vanzetti porträtieren würde. Vor schwarzem Marmor, glatt und glänzend musste er sein, kalt ... Jetzt fielen Frank die zu großen Hände auf: raffen, greifen, packen, festhalten – Antonias Angst kam ihm abermals in den Sinn, und er wunderte sich über seine absurden Gedanken in dieser Situation.
Mein Wissen nützt einen Dreck, dachte Frank und stöhnte gequält, gegen die Armeen von Anwälten und Killern, die dieser Mann in Bewegung setzen konnte – Antonia musste dringend in Sicherheit gebracht werden ...
«Meine Frau und sich mir in den Weg stellen?» Massimo Vanzetti, der die meiste Zeit verbindlich lächelte, verzog boshaft das Gesicht: «Sie ist mit zweiundzwanzig stehen geblieben, Avvocato, geistig, nach dem zweiten Kind. Das ist häufig so bei Frauen, wenn ihre biologische Funktion erfüllt ist. Die Besitzverhältnisse sind vertraglich geregelt. Keine
Weitere Kostenlose Bücher