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Bitterer Chianti

Bitterer Chianti

Titel: Bitterer Chianti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Leute aus der Versicherungsbranche, Bankiers und Filmschauspieler. Einen echten Winzer finden Sie da kaum.»
    «So einen wie ... Niccolò Palermo?»
    Die Maklerin hob lauernd den Kopf und schwieg. Jetzt war sie auf der Hut, sie schien zu ahnen, dass sie ihn bisher erheblich unterschätzt hatte.
    «Ein tragischer Fall, eine Katastrophe», fuhr sie fort, als Frank seinen Worten erbarmungsloses Schweigen folgen ließ. «Wir kannten ihn alle – und seinen Sohn. Ich frage mich, weshalb es uns so sehr berührt, wenn ein junger Mensch stirbt. Sechzehn war der Junge, wenn ich mich nicht irre? Hatte sein Leben noch vor sich.»
    «Ich habe Palermo nicht kennen gelernt», sagte Frank und fühlte sich bemüßigt, darauf einzugehen. «Wir waren an jenem Nachmittag, als er und der Sohn verschwanden, miteinander verabredet.»
    «Sie waren mit ihnen ...?»
    Frank nickte. «Ja. Aber zu einer Begegnung kam es nicht mehr.» Frank spürte wieder den Druck, der seit jenem Nachmittag auf ihm lastete, und prompt begann er, ihn sich von der Seele zu reden, bis Strozzi hereinkam.
    «Pierluigi! Unser Signor Gatow kann vielleicht etwas zur Aufklärung dieses grauenhaften Verbrechens beitragen», sagte Signora Tuccanese erregt. «Möglicherweise hat er die Täter gesehen, die Palermo ermordet haben. Er sagt, da waren zwei Männer, die hätten ihn niedergeschlagen ...»
    Der Avvocato öffnete langsam den Mund: «Das ist ja ungeheuerlich. Würden Sie – die wiedererkennen?» Avvocato Strozzi wirkte mit einem Mal wie ein Hund, den man auf eine Fährte gesetzt hat. «Da kämen wir der Klärung des Falles ein ganzes Stück näher.»
    «Wenn sie direkt vor mir stünden, würde ich sie wohl erkennen, aber von weitem? Nein», sagte Frank ausweichend. «Ich habe der Polizei alles gesagt, aber meine Beschreibung ist zu vage, behauptet zumindest der Commissario in Castellina, aber der würde mich ohnehin am liebsten hängen sehen.»
    Frank lachte, obwohl ihm gar nicht danach zumute war. Er wusste, er hatte einen gravierenden Fehler gemacht, als er dem Druck nachgegeben hatte und der Signora auf den Leim gegangen war. Was würden der Avvocato und die Maklerin mit den Informationen anfangen? Wenn sie mit der Sache etwas zu tun hatte, was bei den Geschäften der Maklerin durchaus möglich war ... und wenn er sich an das obskure Treffen in der Kapelle erinnerte, dann konnte auch der Avvocato seine Hände im Spiel haben ... Wenn sie in irgendeiner Verbindung zu dem Doppelmord standen, dann, ja, dann was? Sein Mund wurde trocken, er schluckte.
    «Sie übertreiben, Signor Gatow. Warum sollte man Ihnen hier etwas Böses wollen? Italien ist ein Rechtsstaat ... Noch einen Campari?» Strozzi zuckte zusammen, denn es klopfte an der Terrassentür, und ein Arbeiter rief nach ihm.
    Die Maklerin nutzte den Moment, um sich zu entschuldigen, sie müsse sich etwas erfrischen. Als sie den Raum verlassen hatte, stand Frank ebenfalls auf, er war zu unruhig, um still zu sitzen. Nervös ging er über den Korridor, betrachtete die Fahnen und Waffen an den Wänden der Halle und fand schließlich eine Toilette. Kaum hatte er die Tür geschlossen, hörte er Signora Tuccaneses Stimme leise durch einen Lüftungsschacht oben in der Wand. Er stellte sich auf das Toilettenbecken und lauschte. Sie war nebenan auf der Damentoilette.
    «... werden wir Ihnen zahlen, Signora. Ja, Sie können mir vertrauen, mein Wort gilt... nein, das wird bei der Bank hinterlegt. Ich kenne die Firma, absolut korrekt. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ob sie den Betrieb erhalten? Natürlich, was sollten sie sonst machen? Das Haus müssen Sie natürlich räumen ... bestimmt lässt man Ihnen Zeit, Signora. Wichtig ist die Lese. Ja? ... Das wird alles schriftlich genau fixiert. Sie brauchen sich um nichts ... nein, besser können Sie ... Was? ... Ganz gewiss. Ja, wie vereinbart ... Sie halten den Kaufpreis nicht für angemessen? Sie müssen es ja nicht tun. 1,5 Millionen für das Land, dann die Gebäude – nein. Die Kellerei... mehr als ...»
    Was dann kam, konnte Frank nicht mehr verstehen, denn Signora Tuccanese drehte den Wasserhahn auf.
    Da lief anscheinend wieder ein dickes Geschäft für die Maklerin, und wieder eine Kellerei. Wer verkaufte diesmal? Bislang wusste er lediglich von Josti di Chiarli, alle anderen hatten abgelehnt. Malatesta? Der schien ziemlich mutlos zu sein, den hatte wohl der Tod seiner Pferde zu sehr mitgenommen. Wenn er darüber hinweg war ...
    Als die Maklerin den Salon

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