Bitterer Jasmin
Field?«
»Ja, ich war gestern zu einer langen Audienz bei Seiner Majestät.«
»Würden Sie ihn als Freund des Westens bezeichnen?«
Logan schüttelte den Kopf. »Ich würde sagen, daß er für die Interessen seines Volkes wirkt.« James hatte ihm geraten, etwas in dieser Richtung zu äußern. Er wartete; die Sache machte ihm Spaß. Öffentlichkeitsrummel dieser Art erschreckte ihn nicht. Und gut gelaunt war er; ein Mann, der nach einem privaten Triumph mit der richtigen Mischung aus Bescheidenheit und Autorität heimkehrte, wie es einer der Reporter ausdrückte. Logan Field konzentrierte sich auf die Fernsehinterviewer. Er erklärte die Bedeutung von Imshan und erwähnte am Rande den Erpressungsversuch, der ihm widerfahren war, wiederholte auch kurz die Antworten auf Fragen, die man ihm schon so oft gestellt hatte. »Es war eine unmögliche Wahl. Ich konnte nicht meine Frau opfern, andererseits auch nicht meine persönlichen Gefühle vor die Verantwortung für das wirtschaftliche Leben der westlichen Welt stellen. Gott sei Dank wurde das Problem für mich gelöst.«
Diese Antwort gefiel allen. Das Fernsehinterview war beendet, Logan stand auf; er wollte noch rechtzeitig zu einer Besprechung mit seinen Direktoren kommen. Plötzlich drängte sich eine Reporterin an ihn heran. Er blieb höflich stehen.
»Ihre Frau lebt zur Zeit in Irland, Mr. Field. Stimmt es, daß Sie sich getrennt haben?«
Die Röte schoß ihm ins Gesicht; er wandte sich halb von ihr ab. »Über meine privaten Angelegenheiten erteile ich keine Auskunft.«
Die Reporterin erhob die Stimme, als er sich zur Tür hindrängte. »Werden Sie ihre Frau aufsuchen?«
Er gab keine Antwort, drückte sich durch die Tür und eilte zu seinem Firmenauto. Ein ziemlich peinlicher Abschluß der Pressekonferenz.
***
Die Bibliothek in Meathouse war schäbig möbliert; ganze Hundegenerationen hatten das Ledersofa abgenützt, die Stühle zeigten Spuren der nassen, schmutzigen Jagdkleidung ihrer Besitzer. Die riesige Mahagoni-Wanduhr konnte nie die richtige Zeit ansagen. Das Zimmer war voller Bücher, die meisten davon ungelesen und seit Jahren unberührt. Angeblich befanden sich wertvolle Erstausgaben darunter, aber niemand in der Familie dachte daran, sie zu verkaufen, wenn das Geld einmal knapp wurde. Das Zimmer war für Eileen gleichbedeutend mit Rauch-, Leder- und Whiskygeruch. Ein Raum, in dem ihr Vater sich gerne den Rücken am Kamin wärmte und mit einem Glas in der Hand plauderte. Sie hatte in zwei massiven Vasen Blumen arrangiert, war vorher mit Lucie im Garten gewesen. Wie sehr sich das Kind verändert hatte! Gar nicht mehr verschüchtert und passiv; sie lachte und scherzte mit ihrem Großvater und ließ sich von Bridget verwöhnen. Hier gab es echte Tiere anstatt der flauschigen Spielgefährten. Ein Spanielwelpe schlief in ihrem Kinderzimmer, dem gleichen, das Eileen bis zur Hochzeit bewohnt hatte, und ein uraltes Pony gab es noch, auf dem die Kleine reiten lernte. Lucie war ein glückliches, freies Kind hier. Ein bißchen verwöhnt vielleicht, aber sichtlich in bester Verfassung. Allein ihr zuzuschauen stimmte einen schon zufrieden.
Während der Rekonvaleszenz-Zeit, als Eileen kaum mehr tun konnte als im Garten sitzen und die Kleine beobachten, war sie immer mehr mit ihr vertraut geworden. Bei Logans erstem Besuch hatte sie bereits genügend Kräfte gesammelt, um davon nicht mehr allzusehr beunruhigt zu werden. Sie begrüßte ihn ruhig und höflich wie einen Fremden. Er hatte nicht über Lucies Zukunft gesprochen, da er erst über ihre eigene reden wollte. Ohne Härte und Schärfe hatte Eileen ihm erwidert, daß es darüber nichts zu besprechen gäbe.
Vor zwei Monaten war er hiergewesen – am nächsten Morgen wieder abgereist, von ihrem Vater fast vertrieben, der sich nicht einmal bemüht hatte, freundlich zu sein. Eileen las über ihn in den Zeitungen und fühlte keinerlei persönliches Interesse mehr. Diese Vergangenheit, das Leben mit ihm war so weit entfernt; weder Neugier noch Ressentiment oder Bedauern empfand sie beim Gedanken daran. Es erschien ihr wie das Leben einer fremden Person, einer Person mit ihrem Gesicht und Namen, die aber nie so existiert hatte wie sie jetzt. Sie ging inzwischen spazieren, war irgendwie erwartungsvoll, was keiner daheim verstand. Als Bridget James Kelly an diesem Herbstnachmittag empfing, formte sie ihre Gedanken in Worte.
»Es geht ihr gut«, beantwortete das Mädchen seine Fragen, »aber sie ist irgendwie
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