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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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geschickt worden«, flüsterte Eileen, »das würde er mir nicht antun. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Sie befinden sich in den Händen der palästinensischen Befreiungsarmee. Wir nehmen Sie als Geisel mit.« Er wandte sich an Madeleine. »Ich lasse die Tür offen. Horch genau nach unten: wenn du etwas Ungewöhnliches hörst, schieße. Gib uns drei Minuten Zeit; wenn bis dahin alles ruhig ist, komme nach.« Dann wandte er sich wieder an Eileen. »Sind Sie bereit?«
    Sie machte sich von ihm frei. Die Panik war vorbei, vor Angst fühlte sie sich ganz taub und kalt. Sie sah nichts als die Frau mit der Pistole im Anschlag.
    »Lucie«, rief die Frau, »komm her, komm zur Tür!«
    Eileen griff wild nach Peters. »Nein – nein – nein! Ich komme schon mit Ihnen, ich tue alles, was Sie sagen!«
    Er führte sie nach draußen und gab ihr einen Stoß, als sie nochmals zögerte und sich umdrehte.
    »Sie tun es doch nicht!« flehte sie. »Bitte, tun Sie es nicht …«
    Das Mädchen blickte sie verächtlich an. »Tun Sie eben, was wir Ihnen sagen. Ich habe noch ein Ersatzmagazin in der Tasche. Und ich werde keine Kugel übrig behalten.«
    Eileen ging vor Peters hinunter. Er hatte keine Pistole, keine Möglichkeit, sie zum Mitgehen zu zwingen. Oben war ihr Kind in höchster Gefahr. Im ersten Stockwerk kam ihnen Bridget entgegen. Das Mädchen trat zurück, um sie durchzulassen, Eileen ging wortlos vorbei.
    Mario war im Souterrain; Resnais hatte dort geläutet und nach einer Adresse am Eaton Square gefragt. Er beschäftigte den Butler einige Minuten lang. Peters ging jetzt neben Eileen und öffnete ihr die Außentür.
    Sie blieb stehen. »Bitte, rufen Sie das Mädchen herunter«, flüsterte sie. »Ich bitte Sie …«
    Er öffnete die Tür, sie traten in den Sonnenschein hinaus. Resnais kam von der Außentreppe aus dem Souterrain hoch. Peters nahm Eileen beim Arm. »Wenn Sie ganz ruhig bleiben, geschieht dem Kind nichts. Tun Sie nur, was ich sage. Da hinüber.«
    Auf der anderen Straßenseite war ein ›Ford Cortina‹ geparkt. Peters öffnete die hintere Tür und ließ Eileen einsteigen. Von der anderen Seite kam Resnais herein und setzte sich ans Steuer. Peters nahm neben ihnen Platz und beobachtete die Haustür der Fields. Sie öffnete sich bald, Madeleine Labouchère trat heraus und kam herüber zum Wagen.
    Peters erkundigte sich auf arabisch: »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, antwortete sie. »Das Kind hat geweint. Ich habe die Tür geschlossen. Von unten hört es niemand.«
    »Gut«, sagte er. »Ruf doch bitte an und sag ihnen, daß sie uns in Orral erwarten sollen. Du fährst dann direkt zum Flugplatz und besorgst dir eine Karte. Lass die Pistole verschwinden. Wir treffen uns wie abgemacht.«
    Resnais startete den Wagen, sie fuhren los.
    »Meine Freundin wartet noch hier«, wandte sich Peters an Eileen. »Wenn Sie nicht tun, was wir sagen, geht sie ins Haus zurück und tötet Ihr Kind. Sie kennt keine Skrupel.« Er beobachtete, wie sie sich vorlehnte und die Hände vor das Gesicht schlug. »Sitzen Sie doch still!« sagte er. Ansonsten widmete er ihr wenig Aufmerksamkeit.
    Was sollte sie auch groß tun? Da Madeleine beim Haus geblieben war, konnte sie nichts unternehmen. Das Kind war in seinem Zimmer gefangen, seine Mutter ausgegangen, wie ihr eigenes Mädchen gesehen hatte. Irgend etwas mußte geschehen, aber er wußte noch nicht genau, was. Der Dienerschaft mußte versichert werden, daß die Tür zufällig verschlossen war, und das konnte nur Eileen Field besorgen. So bald wie möglich. Es war zwölf Uhr fünfundzwanzig; Resnais stoppte den Wagen bei einer Telefonzelle am Ende der Straße.
    »Es darf niemand wissen, daß Sie zum Mitgehen gezwungen wurden«, schärfte er Eileen ein. Mitleidlos sah er ihr in das verzweifelte Gesicht. »Die Sicherheit Ihres Kindes hängt davon ab und auch Ihre eigene.«
    »Mir ist egal, was mit mir passiert«, sagte Eileen. »Mit mir könnt ihr tun, was ihr wollt – laßt nur Lucie in Frieden.« Tränen rannen ihr übers Gesicht.
    »Sie rufen jetzt zu Hause an und denken sich irgendeine Geschichte aus, die Ihrem Personal glaubwürdig erscheinen kann. Sagen Sie, die Türe wäre aus Versehen verschlossen und daß Sie jemanden bestimmen, der sich in der Abwesenheit um Ihr Kind kümmert, weil Sie überraschend eine Weile wegbleiben müssen. Ich werde neben Ihnen stehen – versuchen Sie also keine Tricks! Hier, wischen Sie sich Ihr Gesicht ab.« Er gab ihr sein Taschentuch. »So, und jetzt

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