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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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fliegen wir denn? Wofür ist das Glas?«
    »Ist doch egal.« Er nahm sie beim Arm und führte sie rasch über den Platz. Eine ›Cessna‹ hob eben ab und surrte über ihre Köpfe wie eine Biene. Der Pilot ihres Charterflugzeugs kam ihnen bereits entgegen. Er winkte.
    »Mister Harris? Hier drüben stehen wir. Alles ist bereit.«
    Resnais ging pfeifend hinter ihnen her. Auf der Fahrt von London herauf hatte er kein einziges Wort gesprochen. Peters kannte den Piloten. Er arbeitete freiberuflich, die Organisation hatte ihn schon mehrmals für Personen- und Waffentransporte eingesetzt. Er hatte keine politischen Ambitionen, ihm ging es nur ums Geld. Wer genug zahlte, konnte alles von ihm haben. Ursprünglich hatte er zwei Männer, eine Frau und ein Kind transportieren sollen. Das Kind fehlte. Er sah die Frau kurz an, sie war grau vor Angst. Warum, war ihm egal. Leise bemerkte er zu Peters: »Einer fehlt.«
    Peters gab keine Antwort, der Pilot zuckte mit den Schultern. Er führte sie zu der kleinen sechssitzigen Maschine. Ein Flugplatzmechaniker wartete bereits auf sie. Eileen sah, wie er sie beobachtete. Eine Sekunde lang war sie versucht, sich loszureißen und um Hilfe zu rufen. Peters hetzte sie zur Treppe, als ahne er ihre Gedanken. Sie ging weiter. Die paar Sekunden Zögern hatten sie ihre Chance gekostet. Sie kletterte vor Peters hinauf, er stieß sie grob in einen Sitz und setzte sich neben sie.
    »Schnallen Sie sich an«, befahl er.
    Sie rührte sich nicht. Es war zu spät, sich selbst zu retten. Er lehnte sich über sie und machte den Sicherheitsgurt fest. Der Franzose saß hinter ihnen. Eileen klammerte sich fest an den Lehnen an, als die Motoren auf Touren kamen und die Fahrt über das Rollfeld begann. Beim Abheben barg sie das Gesicht in den Händen; Peters beobachtete sie genau, er erwartete einen hysterischen Anfall oder Zusammenbruch. Der Blick, den sie mit dem Mechaniker gewechselt hatte, war ihm nicht entgangen, er nahm an, daß sie beinahe doch um Hilfe gerufen hätte. Der Schock hatte aber ihre Reaktion verlangsamt, den Widerstandswillen gelähmt. An ihrem ursprünglichen Bestimmungsort, dem Flugplatz von Nizza, mit Zoll und Einwanderungsbeamten und Hunderten Passagieren rundum, würde sie nicht durchhalten. Würde nicht durch die Kontrollen gehen, ohne irgendwie Alarm zu schlagen, was immer er ihr auch androhen mochte. Seine Organisation war darauf eingerichtet gewesen, daß ein dreijähriges Kind mitreisen würde, das man in Madeleines Paß zusätzlich eingetragen hatte. Jetzt war der Ablauf geändert worden. Offiziell ging der Flug nach York, wo sie über Nacht bleiben und am folgenden Tag zurückkehren wollten. In Apsley gab es aber keine Funkverbindung, so daß man nicht die tatsächliche Flugroute feststellen konnte. Gut dreißig Kilometer hinter Nizza lag in einem kleinen Seitental bei Orval ein Landeplatz, den die Briten in den letzten Kriegsmonaten für das Absetzen von Agenten und Nachschub verwendet hatten. Peters hatte dem Piloten neue Instruktionen gegeben. Madeleine würde inzwischen telefoniert haben, daß man sie dort erwartete. Das Auto, das ihn, die kleine Lucie und Madeleine von Nizza abgeholt hätte, würde jetzt zu dem geheimen Rollfeld kommen, und auch Treibstoff für den Rückflug war schon bereitgestellt. Er wandte sich an Resnais.
    »Setzt du dich eine Minute hierher?« Sie tauschten den Platz. Resnais schnallte sich an und blickte dann Eileen frech ins Gesicht. So elend und verschüchtert sie aussah, war sie immer noch attraktiv. Es machte ihm Spaß, sie noch mehr zu ängstigen. Eileen sah sein Lächeln und den abschätzenden Blick. Sie drückte sich ganz an die Wand, um nicht mit ihm in Berührung zu kommen.
    »Ich heiße Resnais, ich werde mich um Sie kümmern.«
    Peters kam wieder zurück. Zuerst dachte Eileen schon, daß er den Franzosen neben ihr sitzen lassen und selbst den hinteren Platz einnehmen wollte. Ohne dessen bewußt zu sein, blickte sie den Amerikaner flehentlich an.
    »Danke«, sagte der, blieb neben Resnais stehen, und der Franzose stand auf und ging auf seinen alten Platz zurück. Peters vermied, Eileen anzusehen. Resnais hatte sie verängstigt, und er war gereizt deswegen. Einen hysterischen Ausbruch konnte er während des Fluges nicht brauchen. Er fragte über die Schulter: »Hast du die Flasche mitgebracht?«
    »Ja.«
    »Gib her.«
    Er schraubte den Deckel ab und reichte die Flasche an Eileen. »Brandy. Trinken Sie mal.«
    »Ich mag nicht.« Sie

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