Bitterer Jasmin
Sie das schon mal überlegt?«
»Das werden sie nicht tun«, sagte James. »Die halten sich an ihre Versprechen.«
»Aber nicht in diesem Fall«, meldete sich Janets Stimme von hinten. »Sie können sie nicht mehr freigeben, die Geschichte an die Öffentlichkeit dringen lassen. Darum bestehen sie ja so auf Geheimhaltung. Die Welt darf nicht wissen, wie der Westen um sein Öl geprellt wurde. Sie werden Versprechungen und Versprechungen machen, bis die Verhandlungen über Imshan endgültig abgebrochen sind, dann werden sie sich der Kronzeugin kaltblütig erledigen. Vielleicht fingieren sie einen Unfall. Dann wird niemand Logan glauben, auch wenn er es erklärt und die ganze Geschichte publik macht. Und viel Sinn hätte es ja dann auch nicht mehr. Das Projekt Imshan geplatzt, Eileen tot – das würde nur sinnlos seinen Ruf schädigen, man würde höchstens glauben, daß er seine erfolglosen Bemühungen beschönigen will.«
»Herrgott noch mal«, sagte James langsam, »haben Sie aber eine Scheißphantasie!«
»Ich denke nur logisch«, verteidigte sie sich, »denn meine Gefühle sind nicht betroffen. Ihre und Logans, ja. Meiner Ansicht nach bestünde die einzige Hoffnung darin, zur Polizei zu gehen und die Entführer inzwischen hinzuhalten. Das habe ich Logan geraten.«
»Ich fliege morgen nach Japan«, sagte der.
»Um über die Anleihe zu verhandeln«, räsonierte James. »Also weitermachen um jeden Preis.«
»Um meine Optionen offen zu halten!« schrie Logan plötzlich. »Und damit alles wie in Ordnung aussieht. Wenn ich die Sache fallenlassen muß, dann erst nach meiner Rückkehr. Und Sie hören jetzt auf, Janet und mich zu beschimpfen, und lassen ihre Finger davon. Sie teilen morgen Homsi mit, daß ich die Sache mit den Japanern vermasseln werde. Inzwischen soll er mit Ihnen in Kontakt bleiben. Und Sie versichern ihm dauernd, daß wir uns aus der Sache zurückziehen. Überzeugen ihn davon. Versuchen, einen Termin für Eileens Freilassung zu bekommen. Reden mit ihm, reden.«
»Und die Polizei? Wenn Sie die mit reinbringen, dann ist für Eileen alles verloren. Wenigstens ist aber Ihr Ruf dann gerettet. Sie stehen als Held da, der seine Frau aus den Händen der Kidnapper befreien wollte, obwohl Sie genau wußten, daß beim ersten Zeichen, das die Entführer davon mitkriegen, ihr Leben verspielt ist. Verdammt klug gedacht, Janet. Das hatte ich gar nicht überlegt.«
Logan öffnete die Tür. »Raus!« sagte er nur.
Als Kelly draußen war, trat Janet zu Logan. »So habe ich es wirklich nicht gemeint«, versicherte sie. »Das darfst du mir glauben.«
»Ich weiß«, beschwichtigte er, »du versuchst dein Bestes. Mein Gott, so müde war ich noch nie in meinem Leben.«
»Du legst dich jetzt hin. Morgen hast du einen langen Flug vor dir und mußt den Kopf klarhalten. Ich bleibe vielleicht doch hier und halte ein Auge auf James. Wie lange geht's wohl bei denen schon?«
»Was geht? Was willst du damit sagen? Eileen ist noch mit keinem hinter meinem Rücken ins Bett gestiegen.«
»Wenn du meinst?« Sie zuckte mit den Schultern. Sie waren im Schlafzimmer, er nahm seine Krawatte ab. »Außerdem könnte dir das wohl wirklich egal sein.«
Er gab keine Antwort. Schlenkerte sich die Schuhe von den Füßen, ließ sich aufs Bett fallen und versuchte zu schlafen. Eine Affäre mit James Kelly? Janet hatte recht. Wenn es stimmte, war das trotzdem kein Grund, daß er sich darüber aufregen mußte. Aber er tat es. Und es dauerte lange, bis er einschlief.
Resnais hatte seinen Revolver geladen und wartete auf Peters. Madeleine war bei ihm. Sie hatte ihm das Blut abgewischt, ihm geholfen, sich zu säubern, und ihm einen Brandy gebracht. Er saß gegenüber der Tür, zu der Peters hereinkommen mußte, das Mädchen stand neben ihm. Entgegen ihrem Rat war er nicht weggefahren – sie hatte allein mit Peters reden wollen. Ein tapferes Angebot, das sie in seiner Achtung steigen ließ, denn er wußte, daß sie vor Angst zitterte, was der Amerikaner mit ihr tun würde. Sie hatte ein Hemd über ihren Bikini gezogen, als wüsste sie, daß ihn ihre Aufmachung nur noch mehr aufbringen würde.
»Wenn er runterkommt und irgendwas anfängt«, zischte Resnais, »erschieß ich ihn. Halt dich ja aus dem Weg!«
»Hör zu!« Sie kniete sich rasch neben ihn. All ihre weiblichen Überlebensinstinkte kamen jetzt hervor. »Hör zu – wir können es uns nun nicht leisten, das auszutragen. Du hast dich blöd benommen, und er hat dich dafür
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