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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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geschlagen. Na schön. Seit das Weibsstück hier ist, steht sie zwischen uns. Das ist jetzt zu Ende. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen, Resnais, und statt dessen streiten wir miteinander. Peters greift dich bestimmt nicht noch einmal an.«
    »Das würde ich ihm auch nicht geraten haben!« Sein Mund war ganz taub und geschwollen, er konnte kaum reden. Er versteckte die Pistole neben dem Kissen. Zitternd und erregt wie eine verwundete Katze wartete er. Als Junge war er von seinem Vater für Faulheit und Diebstähle geschlagen worden. Als der Kleinste in einer harten Umgebung, ein bequemes Opfer für Stärkere, hatte er mit zwölf Jahren bereits gelernt, mit dem Messer umzugehen. Sein Aufstieg vom kleinen Gauner zum Terroristen war gar nicht so sehr politisch motiviert, sondern vielmehr eine natürliche Fortentwicklung zum Gewaltverbrecher.
    »Ich bringe ihn um«, wiederholte er und hoffte, daß ihm Peters einen Grund dafür liefern würde. Sie hörten ihn die Treppe runterkommen und nach dem Algerier rufen. Er befahl ihm, hinaufzugehen und vor dem Zimmer der Gefangenen Wache zu halten. Dann kam er zur Tür herein. Er hatte schon erwartet, den Franzosen bewaffnet zu sehen. Aus seiner Haltung im Sessel, die rechte Hand neben sich versteckt, wußte er, daß eine Pistole schussbereit lag. Er sah ihn nur kurz an, blickte zu Madeleine, ging dann zum Tisch hin, auf dem das Zigarettenkästchen stand, nahm sich eine heraus und steckte sie an.
    Dann wandte er sich direkt an Resnais. »Ich schicke euch beide nach Damaskus zurück«, erklärte er. »Eigentlich verdient ihr diese Chance nicht mehr. Warum ihr wegmüsst, werde ich denen nicht verraten. Ich gebe die Nachricht noch heute nacht durch. Wenn einer von euch sich ihr noch einmal nähert, wird er von Achmed erschossen.«
    »Du kannst uns doch nicht einfach zurückschicken«, beschwor ihn Madeleine. »Sie werden den Grund wissen wollen, und dann sind wir schon verdächtig.«
    »Da kann man eben nichts machen«, sagte Peters.
    »Du Scheißkerl, du!« fauchte Resnais. »Du willst sie ja nur für dich selbst, nein? Du solltest abgezogen werden!«
    Madeleine sah beide an. Ihren ehemaligen Geliebten und den Kameraden. Ganz andere als ihre persönlichen Angelegenheiten waren jetzt in Frage gestellt. »Resnais hat Unrecht getan«, sagte sie, »aber es war auch dein Fehler. Du hast das Drahtgitter abnehmen lassen, ohne uns zu fragen. Uns, deine Kameraden! Resnais paßte das nicht, und ich stimmte da mit ihm überein. Er ging hinauf, um zu sehen, ob das Zimmer ausbruchsicher ist. Was danach geschah, war wahrscheinlich ihre Schuld.«
    Peters schien durch sie hindurchzublicken. »Er hat sie gequält«, sagte er. »Wollte etwas über mich herausholen. Unser Befehl lautet, daß wir sie in sicherem Gewahrsam halten sollen, bis andere Order kommen. Es sollte nichts geschehen; du hast aber gedroht, sie zu töten. Was wäre dann mit unserem Auftrag?«
    »Das soll er dir erklären«, sagte Madeleine. »Wir haben zusammengearbeitet und gekämpft. Er ist dein Waffenbruder und hat ein Recht darauf, angehört zu werden.«
    »Na schön«, entschied Peters, »dann erklär mal. Aber erst nimm die Hand vom Schießprügel.«
    Resnais rührte keinen Finger. Die Libanesin hatte recht, und er wußte es. Ihre Bitte um Waffenstillstand ließ ihn gleichgültig, aber sein Instinkt riet ihm, bei dem Spiel mitzumachen. Er wollte nicht zurückgeschickt werden und erklären müssen, weshalb. Man konnte nicht wissen, ob die anderen einem glaubten.
    »Ich ging nachschauen, ob das Fenster sicher war«, begann er. »Sie wachte auf und machte mir eine Szene. Ich wurde grob mit ihr, aber daran ist sie selber schuld. Dir ist sie ja etwas Heiliges. Für mich ist sie die Frau eines Kapitalistenschweins, und wenn er unsere Bedingungen nicht befolgt, werde ich sie eben erschießen.«
    »Mein Gott«, flehte Madeleine, »hört doch endlich auf! Wer ist denn diese Frau schon? Warum ist sie für die so was Besonderes? Ich frage nicht meinetwegen – dafür ist alles schon zu verfahren. Jeden Augenblick kann Resnais die Order erteilt werden, sie umzubringen – was sagst du dann?«
    »Wenn sie kommt«, korrigierte der Amerikaner, »dann führe ich sie selber aus. Sie ist vorläufig noch in meiner Obhut, und ich bin für sie verantwortlich. Ihr untersteht meinem Befehl, alle beide. Ich bin persönlich in keiner Weise an ihr interessiert, aber euch kann man einfach nicht vertrauen. Darum muß ich euch durch andere Kameraden

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