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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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entschied sich jedoch für Whisky, öffnete seinen Aktenkoffer und legte sich die Papiere zurecht. James Kelly hatte die Aufgabe, mit Homsi Kontakt zu halten und einen Beweis dafür zu erlangen, daß Eileen überhaupt noch lebte. Janet meinte, dies sei die richtige Entscheidung gewesen. Kelly hatte ihn angeblickt, als wäre er selbst ein Mörder. Wie immer die Sache ausgehen würde – James Kellys Karriere bei der Imperial Oil war jedenfalls beendet. Logan konnte sich über ihn als Angestellten nicht beklagen. Bei den Verhandlungen hatte er sich als sehr nützlich und teilweise brillant erwiesen, sein Eindruck auf den Schah hatte letztlich den Ausschlag zugunsten der Imperial Oil gegeben. Persönlich konnte er ihn allerdings nicht als Assistenten akzeptieren. Dies hatte er beschlossen, ohne sich zu gestatten, auf die Bemerkung Janets über die Affäre zwischen Eileen und James einzugehen. Er mochte einfach seine Haltung nicht, seine geringe Loyalität der Firma gegenüber. Sobald alles vorüber war, mußte er gehen.
    »Alles vorüber.« Logan hatte den ersten Absatz eines Memorandums zweimal gelesen, ohne sich auch nur auf ein einziges Wort konzentrieren zu können. Wie kühl, geradezu endgültig hatte er dies innerlich formuliert. Janet war fest der Überzeugung, daß es keine Möglichkeit gab, Eileen zu retten. Ihre Motive stellte er keinen Augenblick lang in Frage. Sie war nicht die Frau, die ihn irgendwie zu beeinflussen suchte, ohne daß ihre ehrliche Meinung dahinter stand. Janet glaubte einfach, daß seine Frau sterben mußte, was immer er noch unternehmen mochte. Kelly dagegen, der jeden seiner Schritte verdammte, war sicher, daß er noch eine Wahl hatte.
    Schmerzlich erkannte Logan jetzt, warum Janet ihm ein solcher Trost gewesen war. Sie ließ ihm keine Wahl und enthob ihn seiner Verantwortung. Er wollte Imshan nicht aufgeben. Es war Heuchelei, vorzugeben, daß er den größten Coup seiner Karriere einfach wegschmeißen konnte, die Macht und Bedeutung des reichsten Erdölgebietes der westlichen Welt verschenken. Allein der Gedanke daran verursachte ihm solche Pein, daß er sich verzweifelt um eine Alternative bemühte. Es mußte eine Möglichkeit geben außer der entsetzlichen Folgerung Janet Armstrongs. Eine Hoffnung, Eileen zu retten und Imshan behalten zu können. Er wollte das Ölgebiet, weil er die Macht und den Erfolg, die damit verbunden waren, ersehnte. Er wollte es auch für die Firma, die er als seine erweiterte Persönlichkeit empfand und der er zutiefst verpflichtet war. Und es war keine Heuchelei, daß ein Verantwortungsgefühl gegenüber Westeuropa und dessen Öldilemma eine große Rolle bei seinen Überlegungen spielte.
    Jedenfalls durfte keine Entscheidung gefällt werden, ehe er nicht genau wußte, daß sie noch lebte … Logan wandte sich wieder seinen Papieren zu, zwang sich zur Konzentration. Als die Hostess mit Cocktail-Kanapees vorbeikam, war er völlig in seine Arbeit vertieft.
    ***

    Zehntausend Meter darunter und Hunderte Kilometer entfernt saß der Bruder des Kellners Habib Ibrahimi brütend in einem Kaffeehaus. Er war ein armer Mann, der als Packer auf dem Flugplatz arbeitete. Zehn Stunden am Tag trug er für elenden Lohn schwere Kisten, sein Rücken war gebeugt und schmerzte, und nur der Traum, den er mit seinem Bruder teilte, brachte Licht in sein armseliges Leben. Gleichheit für alle, ein Ende allen Elends und aller Ausbeutung. Er war nicht so klug wie sein Bruder, hörte gerne zu und bewunderte die anderen. Was Habib sagte, war so schön und klar. Aber Habib war tot und seine Frau von der Geheimpolizei weggebracht worden. Habibs Bruder wußte genau, wer den Mord veranlasst hatte. Zu oft hatte Habib dessen Betrug am Volk laut angeprangert. Khorvan, der Verräter. Diese Worte Habibs murmelte der Bruder wie im Gebet aus dem Koran vor sich hin.
    Noch einige Tage nach dem Überfall war Eileen krank. Ihre Brüste schwollen an, sie konnte vor Schmerz nicht schlafen. Der Schock machte sie lethargisch, sie weinte viel und ohne unmittelbaren Grund. Peters brachte ihr aus dem Medizinschränkchen des Bades ein Beruhigungsmittel. Wie viele reiche Männer war der Besitzer der Villa ein Hypochonder und hortete Mittel gegen alles und jenes. Es war nicht mehr die Rede davon, daß sie in ihr kleines Zimmer zurück mußte. Das Fenster ging auch im neuen Zimmer auf die Steilwand hinunter; sie konnte nicht flüchten. Aber es war wenigstens luftig und bequem. Psychisch half ihr die neue

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