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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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Bewegungen. Sie richtete sich langsam auf, blickte ängstlich zu ihm hinüber, ob er nicht plötzlich den Kopf wenden und sie halb in Fluchtstellung entdecken würde. Immer noch lag er ruhig da. Ganz langsam und vorsichtig stützte sie sich mit den Händen hoch, bis sie halb aus dem Stuhl war. Nun hatte sie beide Füße fest auf dem Boden. Sie meinte zu ersticken, und ihr Herz schlug wie rasend. Peters schien tief zu atmen, lag völlig entspannt in seinem Stuhl. Jetzt stand sie, wandte sich um und floh nach rechts zur Allee hinüber, dem Ausgang zu. Er schlief nicht, hatte aber gemeint, daß sie es tat; in seinem entspannten Dämmerzustand waren ihm ihre Bewegungen nicht entgangen. Sie hatte schon fast das Tor erreicht, als er sich umwandte und den leeren Stuhl neben sich entdeckte.
    Die Auffahrt war mit Schotter bestreut, der sie an den Füßen schmerzte und außerdem brennend heiß war, fast, als liefe sie über glühende Kohlen. Sie keuchte. Die wochenlange Haft hatte sie schwach gemacht. Schon konnte sie das Tor sehen. Noch fünfundzwanzig Meter. Peters war in bester Kondition. Er lief wie ein Hirsch und erwischte sie, als sie verzweifelt an dem versperrten Gitter rüttelte. Tränen rannen ihr übers Gesicht, und als er sie zurückzog, klammerte sie sich an den Stangen fest und schrie. Er hörte ein Auto die Straße entlangkommen, preßte ihr mit der Hand den Mund zu und warf sie grob in die Büsche neben dem Weg. Dort hielt er sie fest, bis das Auto vorbei war, und zog sie dann erst hoch. Weinend und verschmutzt stand sie da. Er stieß sie vor sich her ins Haus, die Treppe hinauf, sperrte die Tür mit einer Hand auf und hielt sie mit der anderen weiter fest. »So was Blödes!« schimpfte er. »Und ich habe Ihnen vertraut!«
    Sie wandte sich zu ihm um. Diese Beschuldigung war einfach zuviel für sie.
    »Begreifen Sie denn nicht? Ich mußte es doch einfach versuchen. Er wird Ihre Forderungen nie erfüllen. Er will mich , ja gar nicht mehr zurückhaben.«
    »Halten Sie doch den Mund!« brüllte Peters zurück. Er schlug die Tür ins Schloß und ging auf sie zu. Er war so zornig, daß er sie am liebsten geohrfeigt hätte. »Sie sollen den Mund halten!«
    »Sagen Sie mir wenigstens, was Sie von ihm fordern«, bat ihn Eileen inständig. »Ich habe wohl ein Recht darauf, es zu wissen.« Jetzt würde sie nicht mehr zusammenbrechen. Eine Chance wegzukommen, hatte sie nie gehabt, da das Tor stets versperrt war. »Wenn's doch nur schon endlich vorbei wäre!«
    »Hätten Achmed oder Resnais Sie gesehen, wären Sie bereits tot!«
    »Das steht mir doch ohnehin bevor«, entgegnete sie bitter. »Darum wollte ich ja weg.«
    »Keineswegs«, widersprach Peters. »Ihr Mann gibt bestimmt nach, und Ihnen passiert nichts.«
    »Gibt worin nach?« fragte sie betont langsam. »Was haben Sie denn als Gegenwert für mich verlangt?« Er wollte es ihr nicht sagen. Sie sollte am besten nichts von der ganzen Sache erfahren, aber ihre Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit steckten ihn an. »Imshan«, sagte er. »Er soll sich von den Ölfeldern zurückziehen. Darum dauert es so lange.«
    »Ach so«, sagte sie tonlos, wandte sich von ihm ab und setzte sich auf den Bettrand. Die Haare hingen ihr ins Gesicht, ein Schmutzstrich vom Gitter ging ihr quer übers Gesicht. »Jetzt begreife ich erst, warum ihr Lucie entführen wolltet. Für sie hätte er es vielleicht getan. Aber für mich wird er das nie tun.«
    »Sie sind doch seine Frau«, beharrte Peters. »Er wird Sie doch nicht sterben lassen.«
    »Er will eine andere heiraten«, antwortete sie leise. »Ich bin von Teheran zurückgeflogen, weil er mich um die Scheidung gebeten hat. Sie haben die falsche Geisel erwischt.«
    In der Ferne brummte ein Flugzeug wie eine zornige Hornisse. Peters starrte sie an. Bei dem Kampf am Gitter war ihr Kaftan zerrissen. Logan Field wollte sich scheiden lassen. Sie war wertlos als Geisel. Field wollte sie ohnehin los sein. Er konnte es fast nicht glauben, aber ihre verzweifelte Haltung schien so echt. Fest packte er sie bei den Schultern.
    »Lügen Sie mich auch nicht an – stimmt das wirklich?«
    »Er will Janet Armstrong heiraten, seine Assistentin. Darum habe ich sie in der Botschaft erwähnt.«
    »Herrgott noch mal!« fluchte Peters vor sich hin. »So ein Mist!« Sein Griff war so fest, daß es sie schmerzte.
    »Wenn Sie es mir doch nur früher gesagt hätten«, sagte sie ruhig. »Ich dachte immer, es ginge um Geld. Das hätte er bestimmt für mich gezahlt. Aber

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