Bitterer Jasmin
Verhandlungen um Imshan abgebrochen werden.« Der Syrer hatte mit seinen Goldzähnen gebleckt, als verstünde er Kellys persönliche Motive in dieser Angelegenheit. Irgendwie war James im Büro über den Tag hinweggekommen. Er wollte nichts arbeiten, hätte am liebsten alle zusammengerufen und gesagt, daß Imshan abgeblasen würde und alle sich für die Heimreise fertigmachen sollten.
Er traute Logan nicht. Ganz zu Unrecht meinte er, Janet Armstrong habe einen bösen Einfluß auf ihn, dem er sich nicht widersetze. Er fühlte das Zögern, die Unentschlossenheit Logans. Er wollte die Ölfelder um jeden Preis. Eileen hatte er schon zurückgestoßen, als es noch gar nicht um die Wahl zwischen ihr und Imshan gegangen war, und er dachte gnadenlos logisch. Selbst seine Bewunderer bezeichneten ihn als Pragmatiker. Mit katzenhafter Gewandtheit konnte er sich jeder gegebenen Situation anpassen. Und so versuchte er, sich zu überzeugen, daß es nicht um eine Entscheidung für oder gegen Eileen ging, sondern daß eine Entscheidung für sie ihr nichts mehr helfen würde. James neigte nicht zu Hass und heftigen Gefühlen, er war eher reserviert; wem seine Neigung galt, für den empfand er tief, ihm unangenehme Leute beachtete er kaum. Logan war wohl der erste Mensch, den er abgründig hasste.
Nach einer kurzen Dusche zog er sich um und floh geradezu aus dem Haus, suchte Ablenkung in menschlicher Gesellschaft, die mit der Imperial Oil nichts zu tun hatte. Die Frau des Botschaftssekretärs unterhielt sich mit ihm; eine charmante Enddreißigerin, geistvoll und chic, der es gelang, ihn zum Lachen zu bringen, ein wenig abzulenken. Plötzlich berührte ihn jemand am Ellbogen.
»Guten Abend, Mr. Kelly.«
»Guten Abend, Herr Oberst. Ist Ihre Gattin auch da?«
Der Oberst schüttelte den Kopf. »Sie ist leider krank. Ein kleines Fieber. Dabei hatte sie sich so auf heute abend gefreut.« Der Garten füllte sich langsam. Die Französin entschuldigte sich, James war mit Ardalan allein.
»Sie sehen müde aus«, sagte er. »Haben Sie so viel zu tun?«
»Ja, meistens. Mr. Field verlangt viel von seinen Leuten.«
Ardalan bot ihm eine Zigarette an. »Und wie geht es mit den Verhandlungen?« Er blickte beim Anzünden der Zigarette kurz in Kellys Gesicht. Eine winzige Muskelspannung zeigte ihm, daß er nicht die Wahrheit erfahren würde.
»Nicht allzu gut«, sagte James. »Die Sache macht uns im Augenblick etwas Kopfzerbrechen.«
»Das tut mir aber leid«, bedauerte Ardalan. »Mr. Field ist doch sehr erpicht auf die Felder.«
»Ja, sicher«, antwortete James abweisend. Selbst sein diplomatisches Training half ihm nicht in dieser Angst um Eileen. Er wollte nicht über die Ölfelder sprechen und konnte seine Aversion gegen dieses Thema nicht ganz verbergen.
»Sagen Sie«, fuhr der Oberst fort, »ist eigentlich Minister Khorvan für die Sache verantwortlich?« Hoffentlich log Kelly jetzt nicht wieder und wich aus. Er wußte, daß Khorvan die Imperial Oil blockieren wollte und es nur auf direkten Befehl des Schah unterließ. Wenn die Verhandlungen scheiterten, wie Kelly andeutete, dann mußte Ardalan wissen, ob der Minister dafür verantwortlich zu machen war.
»Tja, darüber kann ich hier wohl nicht gut etwas sagen. Soll ich uns Drinks besorgen?«
»Das wäre nett von Ihnen«, stimmt der Oberst zu und folgte ihm auf der Suche nach einem Kellner. Dann tranken sie beide ihren Sekt und beobachteten einander. Der Engländer sah nicht nur müde aus, sondern wirkte, als habe er tagelang nicht geschlafen. Sein Gesicht war völlig verhärmt. Logan Field hatte nicht viel anders ausgesehen nach dem Treffen mit dem Syrer. Natürlich konnte James Kelly hier nichts offen sagen, aber Ardalan wollte wieder seine Meinung bestätigt sehen.
»Bedrückt Mr. Field irgend etwas anderes außer Imshan?«
»Nicht daß ich wüsste.«
»Ach nein? Übrigens, hat der Syrer sich wieder gemeldet? Solche Leute sind oft recht lästig.«
»Nein, nie mehr. Mr. Field hat ihm deutlich zu verstehen gegeben, daß er keine illegalen Geschäfte macht. Oh, da ist ja der Minister. Sie entschuldigen mich kurz? Ich muß etwas mit ihm besprechen.«
»Selbstverständlich. Nur eines noch …«
»Ja.«
»Falls Sie je meiner Hilfe bedürfen, lassen Sie es mich bitte wissen.«
»Vielen Dank, ich werde bestimmt daran denken.«
Ardalan sah ihm nach, wie er sich einen Weg zu Khorvan bahnte, dann suchte er sich einen anderen Gesprächspartner. Es war genauso gekommen, wie er es
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