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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyny Anthony
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Umgebung, sich zu erholen. Gegen Ende der Woche war Eileen wieder auf den Beinen, kleidete sich an und schien guten Mutes. Peters fiel es auf, aber er ahnte nicht, daß sie nur deswegen gut gelaunt war, weil sie sich zur Flucht entschlossen hatte. Im Bett hatte sie lange darüber nachgedacht, als sie merkte, daß sie mehr und mehr von ihm abhängig wurde, Unruhe empfand, wenn er nicht kam. Zum Essen schickte er auch immer Wein herein, und während ihrer Bettlägerigkeit wählte er die Sorte offenbar besonders sorgfältig aus. Was das bedeutete, war ihr klar, und manchmal ergriff sie Panik bei dem Gedanken daran, wie selbstverständlich sie seine neue Haltung ihr gegenüber akzeptierte. Ihn zu bitten, daß er sie gehen lassen möge, erwog sie nie. Die versperrte Tür und die Aufmerksamkeit, die man ihr widmete, sagten ihr, daß dies zwecklos sein würde, und sie wollte sich auch nicht durch einen solchen Versuch verdächtig machen. Insgeheim schreckte sie außerdem vor der zu erwartenden Ablehnung zurück. Wenn sie sich seiner Gnade auslieferte, so nur zu einem Preis, den sie nicht zahlen konnte, und sei es nur ihr Selbstgefühl. Sie mußte es allein versuchen. Da sie jetzt krank gewesen war, paßte er vielleicht doch nicht so auf.
    Eines Morgens kam Peters mit einem tragbaren Tonbandgerät herein.
    »Sie sehen schon besser aus«, lobte er.
    Sie leugnete es. »Ich fühle mich entsetzlich. Ich sehne mich nach frischer Luft.«
    Ja, sie sah recht blaß aus. Vielleicht konnte er mit ihr einen Spaziergang im Garten machen. »Ich möchte, daß Sie Ihrem Mann eine Botschaft schicken«, sagte er.
    »Was für eine Botschaft? Haben Sie etwas von ihm gehört. Sagen Sie es mir bitte.«
    »Er möchte einen Beweis, daß Sie leben und wohlauf sind.«
    Diese Nachricht war am Abend vorher über Funk hereingekommen.
    »Natürlich«, sagte Eileen, »zu dumm von mir, daß ich daran nicht dachte. Typisch für ihn. Ohne Bestätigung gibt's bei ihm nichts.«
    »Setzen Sie sich«, wies er sie an, »und sprechen Sie ins Mikrophon.«
    Sie zuckte mit den Achseln. Es war das erste Mal, daß er Bitterkeit bei ihr wahrnahm. »Was soll ich denn groß sagen? Bitte zahl das Geld, oder sie bringen mich um? Das weiß er doch schon.«
    Peters beugte sich zu ihr. Die letzte Funkmeldung hatte weniger zuversichtlich geklungen als die früheren Berichte. Field eilte es offenbar keineswegs. Die letzten Verhandlungen mit Homsi überließ er einem Angestellten, und er wollte den Beweis, daß seine Frau noch lebte, ehe er irgendwelche weiteren Schritte unternahm.
    »Schauen Sie«, sagte er, »jetzt haben Sie doch eine Möglichkeit, mit ihm zu reden. Verdrängen Sie Ihre Hemmungen – es ist doch um Ihrer selbst willen!«
    Sie nahm ergeben Platz, faltete die Hände im Schoß und sah zu ihm auf. »Betteln werde ich jedenfalls nicht«, entschied sie ruhig. »Und das würde auch gar nichts helfen. Wenn es ihm wirklich um mich ginge, hätte er das Lösegeld längst gezahlt.«
    »Sie irren sich; so einfach ist die Sache nicht. Die läßt sich nicht in ein paar Tagen regeln.«
    »Dann geht es also nicht um Geld?«
    Er zögerte. Sie sollte ihre Botschaft sprechen und die Angelegenheit so dringend wie möglich machen: was immer ihren Scheißmann zögern ließ – eine verängstigte Bitte Eileens konnte vielleicht den Ausschlag geben. »Nein, um Geld geht's nicht.«
    Sie blickte auf ihre Hände und dann wieder zu ihm. »Gott steh mir bei, wenn es irgend etwas mit Imperial Oil zu tun hat!«
    Er legte die Kassette ein. »Seien Sie doch nicht dumm«, sagte er. »Geben Sie ihm eine Chance. Jetzt sprechen Sie mal da rein, sagen Sie Ihren Namen und das Datum und lassen Sie ihn an irgendwelchen Bemerkungen erkennen, daß Sie es auch wirklich sind. Er holt Sie schon raus. Vergessen Sie Ihren Stolz – den können Sie sich jetzt wirklich nicht leisten.«
    Eileen nahm das kleine Mikrophon und hielt es nahe an den Mund. Er drückte die Aufnahmetaste. Und dann tat sie, wie er ihr geheißen hatte. Gab ihren Namen und das Datum an, sagte daß sie lebe und gesund sei, und bat ihn, sie so schnell wie möglich zu befreien, damit sie zu Lucie zurück könne. »Ich wünsche dir und Janet alles Gute.«
    Peters schaltete ab. »Was sollte das letzte bedeuten? Wer ist Janet?«
    »Sie brauchen keinen Verdacht zu haben«, gab sie ruhig zur Antwort. »Das ist der gewünschte Beweis, daß die Botschaft wirklich von mir kommt, weiter nichts.«
    »Das Ganze ist viel zu kühl gewesen«, sagte er.

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