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Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Titel: Bitterer Nachgeschmack - Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Senghaas , Iny Lorentz
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ist richtiggehend schwindelig. Was ist denn das für ein Champagner?« Er bemühte sich um ein Lächeln, was ihm jedoch misslang.
    »Der Champagner dürfte wohl kaum das Problem sein«, sagte sie mit plötzlich veränderter Stimme. »Es wird eher an den K.o.-Tropfen liegen, die ich Ihnen ins Glas getan habe, als Sie das Handtuch holten.«
    Er kniff die Augen zusammen, hörte ihre Worte, schien deren Sinn aber nicht zu erfassen. »Machen Sie Witze?«, lallte er.
    »Aber nein, warum sollte ich?«
    Er erschrak. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich völlig verändert. Abgrundtiefe Verachtung und Hohn schlugen ihm entgegen. Nie zuvor hatte er diesen Blick an ihr bemerkt. Alles begann sich zu drehen. Er rutschte tiefer in seinen Sessel.
    »Oh, ich sehe schon, Sie möchten eine Erklärung.« Sie stand auf und ging langsam um den Schreibtisch herum. Er verfolgte jeden ihrer Schritte mit den Augen, unfähig, seine Glieder unter Kontrolle zu bringen.
    »Was wollen Sie von mir?« Er hörte seine Stimme wie weit entfernt, fremd, lallend, scheinbar nicht seine eigene.
    Geschmeidig nahm sie auf der Schreibtischkante Platz, schlug die Beine übereinander und fixierte ihn. »Wissen Sie es wirklich nicht, Herr Professor Perl?« Sie hob die Augenbrauen und lächelte ihn an, beugte sich vor und öffnete die obersten Knöpfe seines Hemds. Seine Augen weiteten sich. Sie registrierte es und ließ ein helles Lachen vernehmen.
    »Um Himmels willen, wo denken Sie hin?« Sie machte eine Handbewegung, als wollte sie ein lästiges Insekt verscheuchen. »Also, Herr Professor, ich muss mich doch sehr wundern.« Sie ließ den Kopf in den Nacken fallen und lachte erneut. »An was Sie aber auch denken. Obwohl ...« Sie blickte auf seine Hose und kräuselte kokett die Nase. »Es würde mich schon reizen herauszufinden, was Sie zu bieten haben.«
    Sein Versuch sich aufzurichten, misslang, und er rutschte stattdessen noch tiefer im Sessel hinab.
    Sie stand auf, trat hinter ihn, fasste ihn unter den Achseln und richtete ihn mit Schwung wieder in seinem Sessel auf. »Lassen Sie das doch bitte. So leicht sind Sie nun auch wieder nicht und ich würde Sie nur ungern auf den Boden legen.« Sie prüfte, ob sich sein Körper im Sessel hielt, öffnete dann die unterste Schreibtischschublade, langte zielstrebig in die hinterste Ecke und brachte ein Päckchen Zigaretten zum Vorschein. Sie zündete sich eine an. Genussvoll sog sie den Rauch ein, hielt die Zigarette an seine Lippen und wartete, bis er ebenfalls daran gezogen hatte.
    »Ja, ich weiß, Sie dachten, ich wüsste nichts von Ihrem kleinen Versteck. Schließlich hat Dr. Hermanns Ihnen die Qualmerei strikt untersagt. Doch heute können wir getrost eine Ausnahme machen.« Wieder hielt sie ihm die Zigarette an den Mund, ließ ihn einen Zug nehmen und nahm dann selbst wieder einen. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie er die Hand hob und in Richtung Telefon tastete.
    »Na, na.« Sie schnappte den Apparat und platzierte ihn an die hintere Kante des Schreibtisches. »Ich hielte es für keine gute Idee, wenn Sie jetzt telefonieren würden. Am Ende könnte uns noch jemand stören.«
    Die Zigarette war fast bis zum Filter abgebrannt. Sie nahm einen letzten Zug und ging zum Gäste-WC, wo sie die Kippe hinunterspülte.
    Sie kehrte zum Schreibtisch zurück, musterte Professor Perl eingehend und hob eines seiner Augenlider. »Hm. Die Dosierung war gar nicht so hoch. Vielleicht vertragen Sie noch weniger, als ich dachte.« Sie zuckte die Schultern und ließ das Lid wieder los.
    Mühsam öffnete er die Augen. Die Wirkung der Droge schien sich nicht weiter zu verstärken. Vielleicht müsste er nur seine Kräfte sammeln, um es wenigstens bis zur Tür zu schaffen. Wenn er das Vorzimmer erreichen würde, könnte er um Hilfe rufen. Irgendjemand in diesem verfluchten Krankenhaus würde ihn doch hören müssen. Jedenfalls musste er aus diesem Raum heraus, durch dessen gepolsterte Wände nicht die geringsten Geräusche drangen. Still verfluchte er den Tag, an dem er dem Haushaltsausschuss die Renovierungskosten für sein Büro vorgelegt und bewilligt bekommen hatte. Er presste die Augen zusammen, atmete tief ein und aus, wollte Kraft sammeln. Die Gedanken in seinem Kopf schienen explodieren zu wollen. Was hatte die Berger nur vor? Was war der Grund dafür, dass sie plötzlich durchdrehte? War sie eifersüchtig auf eine seiner zahllosen Affären, die sie im Laufe der Zeit mitbekommen hatte? War sie womöglich heimlich in ihn

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