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Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Titel: Bitterer Nachgeschmack - Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Senghaas , Iny Lorentz
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lagen kleine Fädchen. Er beugte sich näher. »Sind das Haare?«
    Fröschle nickte schweigend.
    »Deine Haare?«
    Fröschle nickte und schwieg weiter.
    »Hast du kein Geld für den Friseur? Oder schneidet dir Trudchen nicht die Haare? Wo ist ...«Er verschluckte den Rest der Frage.
    »Frag mich nicht.« Fröschle sank in sich zusammen und seufzte.
    Der Rosenkrieg war also noch nicht beigelegt. Die gedrückte Stimmung, Fröschles eisernes Schweigen und sogar das Gezwitscher der Vögel störten Eberlein plötzlich. »Wird schon wieder werden«, murmelte er und klopfte seinem Freund zum Abschied aufmunternd auf die Schultern. »Bei jedem raucht mal der Schornstein.«
    »Du hast gut reden«, erwiderte Fröschle schwach. »Du hast keinen Schornstein.«
    ***
    Wie lange dauert eigentlich ein Rosenkrieg, überlegte Friedhelm Eberlein und blickte sehnsüchtig aus dem Fenster in den Sonnenschein. Viel lieber würde er jetzt in Fröschles Garten sitzen und die Sonne genießen.
    Oder sollte er sich doch ein Hobby zulegen? Vielleicht einen Garten? Er könnte ja mal Willy Grünfink fragen, ob eine Parzelle zufällig frei sei.
    Natürlich war es ein Vorwand, musste er im Stillen zugeben, während er den Gartenweg entlangging und vor dem Tor Nummer 13 stehen blieb. Aber eine gute Ausrede, fand er und drückte die Klinke nieder. Das Tor war offen. Er wunderte sich.
    »Erwin? - Erwin!«
    »Hier«, erklang es schwach hinter dem Wickenvorhang von der Terrasse her.
    »Hast du das Gewehr weggelegt? Dann komme ich.«
    »Ja, ja, komm nur.«
    Erwin sah noch schlechter aus, richtig krank. Friedhelm Eberlein musste tief durchatmen. Sein Freund tat ihm leid, gleichzeitig wurde er zornig. Wie konnte ein Mensch sich nur selbst so zugrunde richten? Das konnte er nicht länger mit ansehen. Er setzte sich neben Erwin auf die Bank und legte seinen Arm um dessen Schulter. »Nun heraus mit der Sprache. Was ist los?«
    Lange schwieg Erwin Fröschle. Eberlein bemerkte, wie er mit sich kämpfte. »Ich hab's geahnt!«, brach es plötzlich aus ihm heraus.
    »Was hast du geahnt?«
    »Sie will mich umbringen.«
    »Was? Wer?«
    »Trudchen!«
    »Nee! Quatsch! Das redest du dir ein. Wie kommst du darauf?«
    »Sie hat noch nie den Garten gemocht. Der ist ihr viel zu dreckig. Den ganzen Tag putzt sie nur in der Wohnung herum. Ich getrau mich kaum noch heim, weil ich befürchte, einen Fleck auf ihre klinische Sauberkeit zu machen.«
    Eberlein räusperte sich. »Na ja, jeder hat eben ein anderes Hobby. Sei froh, dass du so eine saubere Frau hast.« Er dachte für einen Moment an seine Junggesellenwohnung, wo er nur vor Feiertagen mal den Staubsauger zur Hand nahm und bestimmt seit zwei Jahren keine Fenster mehr geputzt hatte. Er mochte einfach keine Hausarbeit. »Deswegen würde sie dich doch nicht umbringen wollen.«
    Ein befreites Lächeln flog über Eberleins Gesicht. Er hatte schon befürchtet, Fröschle würde an einer schweren Krankheit leiden, so elend, wie er aussah.
    »Doch! Ich habe es Schwarz auf Weiß. Sie vergiftet mich.«
    »Unsinn! Das redest du dir ein«, wiederholte er sich.
    »Hier!« Mit einer heftigen Bewegung riss Fröschle ein dreifach gefaltetes Blatt Papier aus seiner Jacke und knallte es vor ihn auf den Tisch.
    Zögerlich nahm es Eberlein und faltete es auseinander. Es war der Prüfbericht eines Labors. Er kannte derartige Berichte zur Genüge. »Arsen? Thallium?«
    Fröschle nickte. »Rattengift! Sie mischt es mir in das Essen.«
    »Das klingt wie ein schlechter Krimi. Das glaube ich nicht.«
    »Und das hier?« Erregt klopfte Fröschle auf den Laborbericht. »Glaubst du das auch nicht? Irren die sich etwa?«
    »Na ja, ich weiß nicht ...« Unschlüssig kratzte er sich am Kopf. »Haaranalyse? Waren das deine abgeschnittenen Haare?«
    »Allerdings. Schleichende Vergiftung. Das hat sich in den Haaren gesammelt.«
    »Trotzdem, ich kenne doch deine Gertrud lange genug. Ich rieche, wenn jemand ein Verbrechen begeht.«
    »Dann hast du wohl lange nicht an ihr gerochen«, gab Fröschle gereizt zurück. Unvermittelt sprang er auf und zerrte Eberlein am Ärmel. »Und das hier?« Er eilte zum Komposthaufen. Da lagen die Reste von Trudchens liebevoll zubereiteten Schnittchen, Salaten, Bouletten und Obststückchen. Daneben lag eine verendete Ratte. Anklagend wies Fröschle auf das tote Nagetier. »Ist das kein Beweis?«
    Wieder kratzte sich Eberlein am Kopf. »Die Ratte kann das Gift auch woanders aufgenommen haben. Du lockst die Tiere an, wenn du das

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