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Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Bitterer Nachgeschmack - Anthologie

Titel: Bitterer Nachgeschmack - Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Senghaas , Iny Lorentz
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Polizisten an, eine passende Dienerlivree für Maruhn zu besorgen, und schrieb einen Brief an den Direktor der Frauenhaftanstalt, Frau Hedda Rebenstock wegen erwiesener Unschuld auf freien Fuß zu setzen.
    ***
    Bereits der erste Blick auf seine neue Klientin zeigte Dirk Maruhn, dass seine Aufgabe nicht einfach sein würde. Hedda Rebenstock war eine große, schwer gebaute Frau mit einem wahren Nussknackergesicht, das deutlich Zorn und Ärger ausdrückte.
    »Sie sind also der Mann, der mich beschützen soll?«, sagte sie anstelle eines Grußes.
    »Staatsanwalt von Bucher hat mich darum gebeten«, antwortete Maruhn beherrscht.
    »Ich sehe nicht ein, weshalb ich dafür gutes Geld ausgeben soll. Es wäre die Pflicht des Staates, dafür zu sorgen, dass seine Bürger nicht zu Schaden kommen.« Hedda Rebenstocks Nasenflügel bebten vor Empörung und sie hob ihren Gehstock, als wolle sie ihn dem Detektiv überziehen.
    Maruhn trat einen Schritt zurück, um aus ihrer Reichweite zu kommen, und zuckte dann mit den Achseln. »Wenn Sie wünschen, kann ich diesen Auftrag auch zurückgeben.«
    »Nichts da!«, fuhr ihn die Frau an. »Da der Staatsanwalt Seiner Majestät, des Königs von Preußen und deutschen Kaisers, nicht in der Lage ist, den Unhold zu verhaften, der mir nach dem Leben trachtet, bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Ich hoffe nur, Sie sind Ihr Geld wert!«
    »Wenn nicht, wird es Sie wohl kaum noch interessieren«, antwortete Maruhn kühl. Ihm war die Frau denkbar unsympathisch, aber er tröstete sich damit, dass seine Rechnung entsprechend hoch ausfallen würde.
    »Wünschen Sie nach Hause zurückzukehren?«, fragte er die Frau.
    »Selbstverständlich! Sie werden mich begleiten und, da Sie meinen Hausdiener verhaftet haben, auch diesen ersetzen. Von Bucher sagte, das würden Sie tun.«
    Der Staatsanwalt hatte erklärt, dass Maruhn in der Maske des neuen Hausdieners auftreten würde. Allerdings sah Hedda Rebenstock so aus, als erwarte sie von dem Detektiv, auch dessen Aufgaben voll und ganz zu erfüllen.
    »Wenn ich verschiedene Aufgaben erledigen muss, kann ich Sie in dieser Zeit nicht beschützen«, sagte Maruhn.
    »In meinem eigenen Haus wird mich wohl niemand ermorden wollen«, antwortete Hedda Rebenstock und rauschte an Maruhn vorbei auf die Straße. Dort wartete bereits eine Droschke auf sie.
    Maruhn warf einen kurzen Blick auf seine Taschenuhr. Es war bereits drei Stunden nach Mitternacht. Eigentlich hatte er längst zu Hause in seinem Bett liegen wollen. Doch dazu würde es in den nächsten Tagen nur selten kommen. Mit einem tiefen Seufzer folgte er Hedda Rebenstock, wurde von dieser aber angefahren, als er sich in die Droschke setzen wollte.
    »Nehmen Sie gefälligst neben dem Kutscher Platz, wie es sich für einen Domestiken gehört!«
    Während Maruhn gehorchte, schlug er in Gedanken eine hübsche Summe zu der Rechnung hinzu, die er dieser Frau stellen würde. Hedda Rebenstock wies den Droschkenkutscher an, sie in die Oranienstraße zu bringen, da sie in der Nähe der Jacobikirche wohne.
    Der Kutscher löste die Bremse des Wagens und trieb sein Gespann an. Für lange Minuten klang nur der Hufschlag der Pferde durch das nächtliche Berlin. Maruhn sah die Straßen an sich vorüberziehen und merkte bald, dass der Kutscher einige Umwege fuhr, um mehr Geld verlangen zu können. Ihm persönlich war es egal, doch Hedda Rebenstock wurde zur Furie, als der Mann nicht in die Kommandantenstraße einbog, um zu ihrem Haus zu kommen, sondern bis zur Stallschreiberstraße weiterfuhr.
    »Diesen unnötigen Umweg zahle ich nicht!«, keifte sie empört.
    »In der anderen Straße ist das Pflaster aufgerissen. Da kommen meine Gäule nicht durch«, antwortete der Kutscher ungerührt.
    Die Frau schimpfte immer noch, als die Kutsche einige Minuten später vor der Tür ihres Hauses stehen blieb. Dort drehte sich der Kutscher zu ihr um.
    »Macht eine Mark und 70 Pfennige!«
    Hedda Rebenstock durchwühlte ihre Börse und reichte dem Mann das Geld genau abgezählt.
    »Trinkgeld gibt es keines«, sagte sie dabei höhnisch.
    »Det hab icke mir schon jedacht«, antwortete der Kutscher, der bereits zwei Groschen Trinkgeld auf den Fahrpreis aufgeschlagen hatte.
    Ohne den Mann noch eines weiteren Blickes zu würdigen, stieg Hedda Rebenstock aus und wartete, bis auch Dirk Maruhn vom Bock geklettert war. Dabei bemerkte sie sein Hinken und blies verächtlich die Luft durch die Nase.
    »Und so was soll mich

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