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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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gegen Kröger ihn um seinen Triumph gebracht hat. Er sitzt ganz, ganz oben auf der Palme. Aber nicht nur er«, grollte Bossen. »Ich kann nicht mehr durchs Dorf gehen, ohne von den Leuten schräg verortet zu werden. Und dann die Presseheinis, die hier jeden Stein umdrehen, um euch die Scheiße übern Kopf zu kübeln, die ihr miteurer Erfolgsgeilheit angerührt habt! Mann, Junge«, ächzte Bossen geradezu erbarmungswürdig, »ihr könnt doch nicht alles abknallen, was sich in der Landschaft bewegt! Mit Böse werdet ihr genauso auf den Bauch fallen! Der Kerl kann ja daneben sein wie nur was, aber er geht doch nicht los und bringt seinen einzigen Erben um!«
    Kröger hat also, um seine durch die Verhaftung ramponierte Ehre wieder herzustellen, wahrscheinlich mithilfe von Paula wie angekündigt zum Gegenschlag ausgeholt und die Journaille auf die Staatsanwaltschaft, den Richter und die Verantwortlichen in der Inspektion angesetzt. Hatte die KHK deshalb so zurückhaltend auf seine Vorschläge in Sachen Überwachung reagiert? War das der Grund ihres »unaufschiebbaren« Termins? Strategische Besprechung mit Timmermans und dem Staatsanwalt zur Abwehr der erwarteten Medienschelte?
    Lorinser spürte, wie der Schweiß seiner Hand das Handy nässte, während er aus schmalen Augen den mühsamen Einparkversuch eines jugendlichen BMW-Fahrers beobachtete. Waren die Geschütze auch gegen ihn gerichtet? Hatte Laura auch ihn trotz der akzeptablen Wende des Falles im Visier? Der Gedanke daran gefiel ihm ganz und gar nicht. Ebenso wenig wie das Gefühl, von Bossen wegen der in der Tat verhängnisvollen Verhaftung Krögers sozusagen nach dem Motto »Mitgefangen, Mitgehangen« in Haft genommen zu werden. Er hütete sich, darauf einzugehen. Schon deshalb, weil es nicht seinem Wesen entsprach, sich reinzuwaschen, indem er Kollegen in die Pfanne haute.
    »Böse steht nicht auf meiner Liste«, sagte er ziemlich lahm. »Es geht wirklich nur um die Zeitangaben. Sie werden mir zustimmen, dass sein Sohn unmöglich gleichzeitig an zwei Orten gewesen sein kann.«
    »Ja, ein Zauberer war er nun wirklich nicht, obwohl er ganz schön rumzauberte. Sind Sie denn sicher, dass die Simmerau Ihnen die Wahrheit gesagt hat?«
    »Ihre Aussage wird von ihrem Sohn bestätigt. Beide beziehen sich auf Sendungen des Deutschlandradios. Was sie sagen, ist einleuchtend und überzeugend. Böse berief sich lediglich auf seine Uhr, die, wenn ich mich recht erinnere, in der Diele steht.«
    »Hängt«, korrigierte Bossen. »Solch ein Gründerzeitding mit Säulen und hölzernen Ornamenten oben drauf.«
    »Sie kennen das Haus?«
    »Ich war einige Male dort, um Böse in Sachen Einbruchschutz zu beraten. Er glaubt ja, von Verbrechern umlagert zu sein.«
    »Ist da so viel zu holen?«
    »Wer es auf Antiquitäten abgesehen hat, käme schon auf seine Kosten.«
    »Auch bei Porzellan?«
    »Sie haben ihn also doch auf der Liste, was?«
    »Reine Rhetorik. Sie kennen sie doch, die berühmten Pferde, die vor den Apotheken herumkotzen und manchmal auch zur Zierde in Häusern herumstehen.«
    »Ich habe das Bild der Figur in eurer Anfrage gesehen. Und ich hätte mich erinnert, glauben Sie mir.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Mit Ihrer Schlitzohrigkeit werden Sie es weit bringen, mein Junge. Vorausgesetzt, Sie finden immer das richtige Maß. Da kommt es drauf an. Den gesunden Mittelweg finden, verstehen Sie?«
    »Ja.«
    »Na gut, ich fahre hin. Was aber, wenn die Uhr tatsächlich falsch ging und Wolfhardt sie inzwischen richtig gestellt hat?«
    »Daran wird er sich doch wohl erinnern, denke ich.«
    »Ja, vielleicht«, sinnierte Bossen. »Ich melde mich. Unter der Nummer, die ich hier auf dem Display habe, okay?«
    »Ganz herzlichen Dank«, sagte Lorinser und atmete erleichtert auf. Knurrhahn Bossen schien, obwohl er das Du vergessen hatte, doch noch einige Sympathien für ihn zu haben. Sogar im Blickfeld des wohl verdienten Feierabends. Lorinser steckte das Handy ein, überlegte es sich jedoch anders und rief Paula an, um zu erfahren, ob das auch bei ihr noch zutraf. Ihr Festnetzapparat schaltetenoch nicht mal auf den Anrufbeantworter um, und ihr Handy war besetzt. Na ja, dachte er vergrätzt, vielleicht überzeugt sie ja gerade einen Großbuchstaben-Reporter, wie ungerecht die Welt besonders auf dem platten Land ist. Ihre Angst, der Seitensprung ihres Vaters könnte publik werden, schien sich jedenfalls in Luft aufgelöst zu haben. Oder, fragte er sich, war sie so naiv zu glauben, die

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