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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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Liaison ihres Vaters mit seiner Luxusgeliebten ließe sich per Gentlemen­agreement mit der Journaille unter der Decke halten?
    »Du siehst aus, als wenn dir der Leibhaftige begegnet wäre«, sagte Lorinser, als er sich auf den Stuhl fallen ließ. »Neues von deiner Geschiedenen?«
    »Von Hildebrandt«, sagte Steinbrecher verstört und deutete mit dem Kinn auf sein vor ihm liegendes Handy. »Sie war beim Oberstaatsanwalt. Wegen Kröger. Wegen der Reporter, die dauernd auf der Matte stehen. Timmermans hat seine Tagung abbrechen und mit ihr zusammen antanzen müssen. Ich musste ihr versprechen, unter keinen Umständen Fragen von Journalisten zu beantworten. Unter keinen Umständen! Das gilt übrigens auch für dich, soll ich dir ausrichten.« Er atmete tief ein. »Eine echte Katastrophe«, stieß er hervor und schüttelte sich.
    »Der Druck oder die Verhängung des Maulkorbs?«
    »Beides«, sagte Steinbrecher beherrscht, obwohl seine miteinander ringenden Hände zeigten, dass die zu erwartenden Turbulenzen ihm an die Nieren gingen. Ihm war offensichtlich klar, dass von der übergeordneten Behörde ein Schutzschirm aufgezogen worden war, weil man der Geschichte eine gehörige Sprengkraft beimaß. Unter Umständen eine, die nur mit einem Bauernopfer entschärft werden konnte. Da Steinbrecher das schwächste Glied in der Kette war, musste er nach den Regeln der bürokratischen Logik damit rechnen, im Falle des Falles als willkommener Prügelknabe vom Feld gekickt zu werden. Seine knetenden Hände, das plötzlich graue Gesicht, besonders aber sein zusammengesackter Körper deuteten darauf, dass ihm das klar war.
    »Sie kann mit Recht darauf verweisen, dass meine Ermittlungen zur Verhaftung führten«, mühte Steinbrecher sich ab. »Damit ist sie fein raus. Und du natürlich!«, bellte er, wieder einmal im Griff seiner Ängste. »Der strahlende Held, der mit seinem notorischen Gemaule zufällig aufs richtige Pferd gesetzt hat.«
    »Der die richtigen Lottozahlen ankreuzte, wie?«
    Steinbrecher blickte ihn verständnislos an. Offensichtlich verstand er die Anspielung auf Hildebrandts Glückspilzvermutung nicht, aber er schlug mit der flachen Hand so heftig auf die Tischplatte, dass die Gläser tanzten. »Ich meine diesen verdammten Ehrgeiz!«, brach es aus ihm hervor. »Glänzen wollen! Ein einziges Mal packt es dich, und schon geht es richtig in die Hose. Und weißt du, warum?« Er hob den Kopf. Sein Blick heftete sich auf den scheinbar unberührt da sitzenden Lorinser. »Weil ich blöd genug war, dieses verdammte Rattenspiel um den Pokal mitzumachen. Und jetzt muss ich zusehen, wie ich den Rotz von der Backe kriege.« Er zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an. Die dritte, seitdem sie die Pizzeria betreten hatten. »Ich melde mich krank«, murmelte er. »Ich sage, dass ich nicht mehr kann, dass ich ausgebrannt bin, leer, alle …«
    »Du alleine entscheidest«, sagte Lorinser, »ob du das Spiel, das unsere Häuptlinge zu ihrem Schutz ausgeheckt haben, mitmachst!«
    Steinbrecher winkte angewidert und verängstigt zugleich ab.
    »Du kriegst doch nicht automatisch eine verdammte Maulsperre«, sagte Lorinser, »nur weil irgendein um seine Reputation bemühter Staatsanwalt die Hildebrandt anweist, dir eine Maulklemme zu verpassen! Was hast du zu verstecken? Dass du nach Lage der Dinge überzeugt sein musstest, genügend Belege für einen Haftbefehl in der Hand zu haben? Die Frage ist, wer die Beweise geprüft, wer den Antrag gestellt und ihn durchgesetzt, wer ihn abgenickt hat, begreifst du?«
    »Als wenn du nicht wüsstest, wie das im wahren Leben läuft! Die schießen sich auf mich ein, weil ich der Letzte im Glied bin. Und den Letzten beißen die Hunde. So ist das!«
    »Den beißen sie nur deshalb, weil er davonläuft, Franz.«
    Steinbrecher zog den Kopf zwischen die Schultern und drehte das Gesicht dem Nachbartisch zu, an dem zwei Handwerker ihre Pizzen im Eiltempo verschlangen. Schweigend sog er an seiner Zigarette, hielt den Rauch lange in den Lungen, ehe er ihn in kurzen Intervallen in die warme Kneipenluft blies. »Wenn ich mich gegen sie stelle, beißen sie mich erst recht«, sagte er schließlich resigniert ab. »Nur früher.« Er sah Lorinser an. »Um ehrlich zu sein, interessiert’s mich gar nicht, was dienstlich auf mich zukommt. Ich habe Kröger auf dem Gewissen! Ich habe ihn fast umgebracht! Ich kriege Zustände, wenn ich daran denke, dass er … Es wäre nur gerecht, wenn ich ordentlich was auf

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