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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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blaffte er schließlich und stieß den Schlag auf. Behände, als hätte er vor Kurzem den dreißigsten Geburtstag gefeiert, verließ er den Wagen. »Stehen hier dauernd mit ihren Weibern und lassen dann die vollgespritzten Pariser liegen. Soll sich in die Büsche verziehen, das geile Sauvolk.« Er deutete mit seinem Schlüsselbund auf die Isabella. »Wenn die sich nicht vom Staat aushalten ließen, müsste die Polizei nicht solch einen Schrott fahren. Beziehen Sie wenigstens Ihr Gehalt noch regelmäßig?«
    »Keine Sorge, Herr Böse. Wir tragen demnächst Werbetrikots und werden an den Einnahmen beteiligt.«
    Der alte Mann, dessen Kopf Lorinser an verkratzte Schwarz-Weiß-Bilder Ghandis aus Fernsehdokumentationen erinnerte, blinzelte einen Augenblick irritiert, nickte einige Male, als müsste er seine Gedanken sammeln, tippte sich dann aber an die Stirn. »Es gehört zum Vorrecht der Jugend, arrogant zu sein und Alter und Gebrechlichkeit mit Stupidität gleichzusetzen. Aber täuschen Sie sich nicht, junger Mann! Auch wenn Knochen und Fleisch schwachsein mögen, der Kopf wird es nur, wenn er nicht benutzt wird. Ich benutze meinen.« Sein rechter Zeigefinger richtete sich gegen Lorinsers Brust. »In zwei, drei Jahrzehnten werden Sie wissen, was ich meine. Seien Sie auf der Hut. Die Zeit hat Zeit, Sie nicht. Sie haben nur lächerlich wenige Jahre, sich mit ihr zu arrangieren.«
    »Danke für den Ratschlag.«
    »Ich habe noch einen für Sie!« Böse drückte die Autotür zu. Seine Stimme nahm einen schneidenden Klang an. »Besorgen Sie sich schleunigst einen Durchsuchungsbefehl für Krögers Besitz, graben Sie da alles um. Der Schweinehund hat meinen Sohn auf dem Gewissen!«
    Da war er wieder, dieser vom Hass verschleierte Blick hinter den fettigen Brillengläsern, das mit Speicheltropfen über die Lippen spritzende Gift der Verbitterung eines alten Mannes, der sein Ende vor Augen, aber die Vernichtung seines Intimfeindes noch nicht erreicht hatte. Drohend die gereckte Faust, die auf das rote Flachdach jenseits der Straße deutete, unter dem Olli Kröger, der Sohn, seine Träume von Motorsporttriumphen träumte.
    »Welche Gründe haben Sie, Kröger mit dem Verschwinden Ihres Sohnes in Verbindung zu bringen?«
    »Gründe, Gründe! Finden Sie die Spuren, die er hinterlassen hat, dann haben Sie Ihre Gründe!
    »Der Staatsanwalt lacht mich aus, wenn ich ihm damit komme. Sie müssen mir schon mehr als Behauptungen liefern.«
    »Er ist zu jeder Schandtat bereit, um mir zu schaden. Ist das nicht genug?«
    »Leider nein.«
    »Was erwarten Sie denn? Dass wir Bürger die Straftäter selbst dingfest machen und wohl verpackt abliefern?«
    »Wir haben Hinweise, dass Ihr Sohn lebt.«
    Die Brauen über der hervorspringenden Nase des Alten berührten sich. Er kniff die Augen zusammen und riss den Mund auf. »Nein!«, schrillte er. »Das kann nicht sein! Sie müssen sich irren!«
    »Es kann aber auch sein, dass Sie Thorstens Konto zu früh gesperrt haben. Warum eigentlich?«
    Böses Schultern sanken herab. Er hob die Hände, ließ sie wieder sinken und verlor dabei den Schlüsselbund. Ehe Lorinser sich danach bücken konnte, hatte Böse ihn wieder aufgehoben, klimperte damit und lehnte sich gegen den Volvo. »Warum?« Seine Gesichtszüge schienen zu zerfallen. »Ja, warum macht man das, Herr Kriminalist? Ich habe das gemacht, weil ich den Missbrauch seiner Kreditkarte befürchtete. Ein Toter kann sich bekanntlich nicht mehr wehren. Das müssen die Zurückbleibenden für ihn tun.«
    »Haben Sie den Kontostand geprüft?«
    »Nein. Ich habe lediglich prüfen lassen, ob während der letzten beiden Tage Geld abgehoben wurde. Wurde aber nicht.«
    Er schwieg. Er hatte mit leiser, erschöpfter Stimme gesprochen. Auch seine Bewegungen waren fahrig. Offensichtlich waren die Aufregungen, der vormittägliche Ausflug zur Bank und zur Waschanlage zu viel für ihn gewesen. Aber er machte keinerlei Anstalten, das Tor aufzuschließen. Hinsichtlich des gut gefüllten Kontos seines Sohnes schien er ahnungslos sein, oder, überlegte Lorinser, schauspielert er?
    »Hat Ihr Sohn hier eine eigene Wohnung?«
    »Die beiden Räume im Erdgeschoss. Und die gegenüberliegende Küche.«
    »Ich würde sie mir gerne anschauen.«
    »Wozu?«
    »Vielleicht hat er Hinweise hinterlassen, die uns weiterbringen.«
    »Hier gibt es nichts zu finden!«, sagte Böse bissig. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, wo Sie die Beweise suchen müssen!«
    »Was wissen Sie von Thorstens

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