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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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Sie sich setzen wollen, machen Sie das auf eigene Gefahr.«
    »Danke für den Hinweis«, sagte Lorinser und zog sich einen Stuhl heran. Der bittere Geruch alten Kaffees reizte seine Schleimhäute.
    Er deutete auf das Radio. »Darf ich das abstellen?«
    Carola Bersenbrück zuckte die Achseln, stand abrupt auf und zog den Stecker. »Ist auch aus der Steinzeit«, sagte sie, als sie wieder saß und aus der Brusttasche der Latzhose Zigaretten zog. »Der Kasten und die Musik. Alles. Was wollen Sie eigentlich?«
    »Mich mit Ihnen über Thorsten Böse unterhalten.«
    Ihr Feuerzeug ratschte. Die Flamme fraß sich in den Tabak ihrer Zigarette.
    »Auch Steinzeit. Aus, vorbei.«
    »Wenn ich richtig informiert bin, tragen Sie sein Kind.«
    »Passiert schon mal, wenn man sich von so einem Arsch ficken lässt.«
    »Wann ist es so weit?«
    »Hat sich erledigt.«
    »Sie haben es verloren?«
    »Ist jedenfalls nicht mehr da drinnen«, sagte sie und schlug sich mit der linken Hand auf den Bauch. »Und da kommt auch keins mehr rein«, fügte sie zornig hinzu. »Nicht von so einem!«
    Trotziges Gesicht. Schmale, wütende Augen hinter geschwollenen Lidern. Die Zigarette zerknitterte unter ihrem heftigen Zug. Aber sie litt. Lorinser vermutete, dass der Grund nicht alleine im Verlust des Kindes zu suchen war, ob er nun aus natürlichen Gründen oder per Abort verursacht worden war. Den schnöden Verrat, die Demütigung durch Böse hatte sie sicherlich auch noch nicht verwunden. Und die Rolle, die sie deshalb spielte, hatte sie sich für Leute mit unangenehmen Fragen ausgedacht. Leute wie ihn.
    »Wann haben Sie Thorsten zuletzt gesehen?«
    »Auf dem Fest. Als er mit der fetten Kuh abgezischt ist. Ich bin dann auch los. Mit dem Moped. Kurz vor Mitternacht. Warum fragen Sie das? Wollen Sie ihn einsperren?«
    »Er ist seit Sonntagnacht verschwunden.«
    »Wie geht das denn? Der machte doch mit der geilen Oma auf dem Schützenfest rum, und mit der spiddeligen Tochter genau so. Und gestern Morgen habe ich ihn doch auch noch gesehen!«
    »Sind Sie sicher?«
    »Und ob ich das bin!« Zum ersten Mal blickte sie dem Polizisten in die Augen. »Kenne doch den Wagen, die verchromten Felgen, den schwarzen Strich an der Seite, seine Initialen in der Nummer. TB. Und dass ich ihn auch persönlich gut genug kenne, können Sie mir ruhig glauben.«
    Der Wagen, behauptete Carola Bersenbrück, habe sie und ihr Moped auf der Straße von Hagewede nach Brockum überholt und sei auf das Dorf zugefahren. »Ganz gemütlich. Ich dachte schon, jetzt hält der an und zwingt dir ein Gespräch auf.« Aberabgebremst habe er nicht. Vermutlich, weil eine von seinen Tussen im Auto saß und eckige Fragen gestellt hätte. Das Nummernschild habe sie jedenfalls lange genug vor sich gehabt, um es mehr als einmal lesen zu können. Es sei kurz vor sieben Uhr gewesen. Das wisse sie sehr genau, weil sie werktags um zehn vor von ihrer Wohnung in Hagewede abfahre und die Weggabelung, an der sie den Porsche gesehen hatte, um fünf vor erreiche. Bis zur Firma ihres Vaters brauche sie dann noch drei Minuten. »Dass ich immer pünktlich stemple, können Sie mir ruhig glauben, schon weil mein Erzeuger richtig Stress macht, wenn ich auch nur eine Minute drüber bin. Und die Karten kontrolliert der jeden Tag.«
    Erzeuger .
    »Ich nehme an, Sie fuhren auf der rechten Seite der Straße und wurden links überholt? Ist das richtig?«
    »Ich halte mich an die Verkehrsregeln.«
    »Haben Sie den Wagen vor dem Überholen bemerkt, sich nach ihm umgesehen?«
    »Ich habe ihn gehört, aber umgedreht habe ich mich nicht. Nicht sofort.«
    »Also erst dann, als er neben Ihnen auftauchte?«
    »Ja klar.«
    »Konnten Sie das Dach des Wagens überblicken?«
    Carola Bersenbrück runzelte die Stirn. »Da klebte Laub drauf. War ja nass. Glauben Sie mir etwa nicht?«
    »Selbstverständlich glaube ich Ihnen. Was ich von Ihnen wissen möchte, ist, ob Sie die Insassen sehen konnten. Konkret: War Thorsten Böse am Steuer?«
    Sie schwieg, senkte den Blick und biss sich auf die Lippen. »Ich weiß nicht«, flüsterte sie nach einigen Sekunden. »Ich habe eine Jeans gesehen. Verwaschen. Die Hand mit einem Ring. Auf dem Schalter, dem Ganghebel.«
    »Sein Gesicht?«
    »Sie meinen, ob sich der Böse umgedreht hat? – Nein. Hat er nicht. Die Scheibe war auch nass. Auf dem Beifahrersitz ’ne Tusse.Wenigstens habe ich Jeans und eine weinrote Handtasche gesehen. Die haben wohl irgendwo in einem Feldweg gestanden und … Ist ja

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