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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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er hat von Verhandlungen zwischen Kröger und Böse gesprochen. Als ich ihn dann vernahm, wollte er nichts mehr davon wissen, das heißt, er zog sich darauf zurück, das Treffen zwischen den beiden vermutet zu haben. Aber das spielt ja nach Lage der Dinge auch keine Geige mehr.«
    »Aber gesagt hat er’s?«
    »Verdammt, ja! Wieso hackst du darauf herum?«
    »Ich hacke nicht, ich frage mich, ob er die Wahrheit gesagt hat. Immerhin ist er der für alle Rechtsfragen verantwortliche Jurist des Hauses. Ein Meister des exakten Wortes, Kollege. Solche Leute vermuten nicht, wenigstens nicht gegenüber einem in einer Todessache ermittelnden Beamten, und erst recht nicht, wenn es um den eigenen Chef geht. Wegen ihres Stuhls, der bei Fehlverhalten wackeln könnte, verstehst du?«
    »Dass er sich nach meinem Anruf mit Kröger kurz geschlossen hat, setze ich voraus, und auch, dass die Verwässerung seiner Einlassung darauf zurückzuführen ist. Ist doch klar, dass die beiden sich insoweit abgestimmt haben.«
    Lorinser richtete die Spitze seines Bleistifts auf Steinbrechers Brust. »Die Frage lautet: Warum? Warum machen die das? Vorausgesetzt, wir liegen richtig: Warum legt Kröger Wert darauf, nicht mit Böse in Verbindung gebracht zu werden?«
    »Ganz einfach, weil er uns was anderes erzählt hat.«
    »Warum, Franz? Was hat er zu befürchten?«
    Steinbrecher verdrehte die Augen. »Ich weiß es nicht, ebenso wenig, wer unseren Kosmos geschaffen hat. Und ob er was befürchtet … Ich darf dich daran erinnern, dass er auf Sylt war, als Böse gestorben ist. Du hast die Beweise vor dir liegen.«
    Lorinser rieb sich die Nase. Sein Blick wanderte in Richtung Fenster, durch das der Lärm eines anfahrenden Lastwagens drang. Über dem verstaubten Kaktus auf der Fensterbank kreisten einige Fliegen. »Was hier vor mir liegt«, sagte er nachdenklich, »ist lediglich der Beweis dafür, dass Krögers Maschine am Montagmorgen in Sylt gestartet und eine knappe Stunde später in Damme gelandet ist. Ob er darin saß, ist damit nicht belegt. Fliegt der Knabe das Ding eigentlich selbst?«
    »Ja, ist wohl ein sogenannter leidenschaftlicher Flieger, aber er beschäftigt auch einen Piloten. Das heißt, die K-Tec, der das Flugzeug nominell gehört.«
    »Hast du mit dem Piloten gesprochen?«
    »Hätte ich gerne, ging aber nicht, weil er bis morgen mit einer Firmendelegation unterwegs ist. Auf dem Balkan, Kroatien, Mazedonien, wo die wohl Filialen oder Produktionsstätten haben.«
    »Was ist mit Krögers Frau?«
    »Mann, Kristian!«, fuhr Steinbrecher auf. »Ich hatte nur einen einzigen verdammten Tag, um mich um die Geschichte zu kümmern! Auch die Tochter habe ich noch nicht vernommen, weil sie nicht zu erreichen war. Mit Krögers Sohn hast du dich befasst. Ich weiß auch nicht, ob wir uns in Richtung Kröger verhaken. Der Mann ist mehr als versorgt, selbst wenn er einer Patentrechtsklage entgegensehen müsste, könnte er sich angesichts unserer blitzschnellen Justiz beruhigt zurücklehnen. Bis es da zu einer Entscheidung kommt, liegt er, liege ich längst unter der Erde, und du , du kaufst dann deinen Erdbeerjoghurt von den Bezügen deiner Pension. Also, immer der Reihe nach, ja?«
    »Wir sind ein Team, oder?«
    »Ja, natürlich sind wir ein Team. Hudeln müssen wir deswegen trotzdem nicht. Schon schlimm genug, dass ich meine Zigaretten vergessen habe.«
    »Es gibt Leute, die schnorren sich auf diese Weise Häuser zusammen.«
    »Willst du achtkantig aus dem Fenster fliegen?«
    »Übernimm dich nicht.« Lorinser schob seine Zigarettenpackung über den Tisch.
    »Und du, du solltest mich nicht unterschätzen«, sagte Steinbrecher. »Noch gehöre ich nicht zum alten Eisen. – Möchtest du auch eine?«
    »Ich versuche, meinen Konsum ein bisschen herunterzufahren.«
    Steinbrecher gab ihm die Packung zurück. »Ich war eine ganze Weile davon weg«, sagte er, »habe über acht Jahre absolut rauchfrei gelebt, aber dann, mit einem Schlag, ging es wieder los. Damals, als die Berliner Mauer fiel, hatten wir auf der Autobahn einen ziemlich bösen Unfall. Glatte Fahrbahn, Abflug in die Leitplankeund durch den Verkehr zurück auf die andere Seite. Ich war noch nicht ganz raus aus dem Blech, als es mich wieder überkam. Ich habe den Lastwagenfahrer, der angehalten und uns geholfen hat, geradezu angefleht, mir eine Zigarette zu geben. Tja, und damit war ich wieder voll in der Sucht. Nach einer so langen Zeit sollte man glauben, es geschafft zu haben.« Er tippte

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