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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Voss
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mit dem rechten Zeigefinger an die Stirn. »Ist aber nicht so. Die Spuren sind da oben für alle Zeiten eingebrannt. Für alle Zeiten«, wiederholte er und zündete sich die Zigarette an. »Und eines Tages, im Stress, kommt der Scheiß wieder hoch.«
    »Mir ist was ganz anderes hochgekommen.«
    »Offensichtlich nicht von deinem Unterleib, so unerlöst, wie du dich benimmst.«
    »Ich bin nicht unerlöst, ich hatte nur reichlich Zeit zum Nachdenken.«
    In der Tat, der Zwangsurlaub, dem ein äußerst entspannendes Wochenende mit Paula gefolgt war, hatte ihm nicht nur die Zeit gegeben, den Fall immer wieder durchzudenken, auch sein innerer Abstand dazu war größer geworden. Das Gefühl, sich und damit seinen neuen Kollegen etwas beweisen zu müssen, war ihm auf wundersame Weise abhandengekommen. Ob durch die Schlagwirkung des Hockers, war noch die Frage. »Der Porsche«, sagte er. »Ich frage mich, wer den Wagen am Montagmorgen durch Brockum fuhr. Böse war zu diesem Zeitpunkt schon einige Stunden tot.«
    »Es gibt nur zwei Wahrscheinlichkeiten, denke ich. Entweder irrt der Zeuge …«
    »Der eine Zeugin ist.«
    »… oder der Wagen wurde aus naheliegenden Gründen beiseitegeschafft. Die Frage, die sich stellt, ist, was die Dame tatsächlich gesehen hat. Wie wir wissen, sind Zeugen mit Vorsicht zu genießen, zumal unsere emotional stark engagiert war und bestimmt noch ist. Für wie glaubwürdig schätzt du sie denn ein, die … diese …?«
    »Carola Bersenbrück«, sagte Lorinser. »Ich habe keinen Anlass, ihre Aussage in Zweifel zu ziehen. Sie hat oft in dem Auto gesessen. Vielleicht ist sie darin sogar geschwängert worden, obwohl ich mir das wegen der Enge schlecht vorstellen kann. Das Nummernschild war ihr geläufig, sie hat es klar erkannt. DH-TB, Böses Initial. Ebenso die schwarzen Seitenstreifen. Außerdem gab sie Details wie nasses Laub auf Dach und Heckscheibe an. Was mich irritiert, ist, dass sie Böse am Steuer erkannt haben will. Seine Hand, seinen Ring.«
    »Durch ’ne nasse, Laub bedeckte Scheibe?«
    »Eben.«
    »Vielleicht hat sie ja Röntgenaugen«, schlug Steinbrecher vor.
    »Auch damit kann sie keinen toten Böse am Steuer seines Wagens sehen. Der hing zu diesem Zeitpunkt bereits an der Stele.«
    »Dann kann sie sich nur im Datum geirrt haben.«
    »Einen Tag früher? Nein, das ist wenig überzeugend. Ich denke, ihre Aussage ist insoweit ihrer logischen Annahme geschuldet, nur Böse selbst könne den Wagen gesteuert haben. Dass der nicht mehr lebte, konnte sie nicht wissen, also schloss sie, worauf sie nach Lage der Dinge schließen musste. Bleibt die Frage, wo der Wagen ist.«
    »Kann natürlich sein, dass er längst demontiert ist und in einem weißrussischen Ersatzteillager auf Käufer wartet.«
    »Das hieße, Böses Ende hat an der Tankstelle begonnen. Eine zufällige Begegnung der hochkriminellen Art?«
    Steinbrecher kniff die Augen zusammen. Seine Unterlippe schob sich nach vorne, als prüfte er schlürfend die Qualität eines Weines. »Zufällig schon, aber vielleicht mit einer ihm bekannten Person.«
    »Und das Porzellanpferd? So was schleppt man doch nicht in der Brieftasche mit sich herum.«
    »Ich habe ja nicht unterstellt, dass die Tat neben der Tanksäule geschehen ist. Er kann zu der Person nach Hause eingeladen worden sein. Dort ist er dann zu Tode gekommen. Im Streit oderwie auch immer. Ich weiß natürlich, dass das alles Spekulation ist.« Steinbrecher seufzte und drückte mit einer Bewegung, in der Ratlosigkeit zu erkennen war, seine Zigarette aus. »Richtig betrachtet«, setzte er hinzu, »sind wir noch keinen Schritt weiter gekommen. Nach meinem Gefühl handelt es sich um keine geplante Tat. Streit, hochkochende Emotionen, bis die Fetzen beziehungsweise die Figuren fliegen. Nur bei der Beseitigung der Leiche, da haben die sich Gedanken gemacht. Erst hängen sie sie an die Stele, wahrscheinlich, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Dann verwerfen sie die Idee als zu durchsichtig und versenken sie in der Güllegrube. In der Hoffnung, dass sie nicht so schnell entdeckt wird.«
    Lorinser verzog skeptisch den Mund. »Wir wissen nicht, ob wir es mit mehreren Tätern zu tun haben. Es sei denn, wir unterstellen, dass ein Täter einen solchen Kraftakt nicht alleine bewältigen kann. Das können wir nicht.«
    »Das ist wohl wahr«, sagte Steinbrecher und malte einen Kreis auf seinen Notizblock. »Im Grunde stehen wir ziemlich dumm da.«
    Da ist was dran, sagte sich Lorinser, dessen

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