Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
das Weiße Haus. Sie wünschen bitte?«
    »Hallo, Timmy, ich bin's, Mary. Ist Mike da?«
    »Ja, warte, ich hol ihn.«
    Sie hörte den Jungen laut nach Mike rufen, hörte eine gedämpfte Antwort, dann wieder Timothys Stimme, »Es ist Mary«. Sie rutschte an der Wand hinunter, bis sie auf dem Boden hockte, und wartete darauf, daß Mike sich melden würde.
    »Hallo«, sagte er endlich.
    »Mike?« Mary umklammerte den Hörer so fest, daß ihre Finger weiß wurden. »Mike, kannst du gleich mal rüberkommen?«
    Seine Stimme kam von weit her. »Mary - ich wollte dich gerade anrufen.«
    In seinem Ton war eine Schwingung, die sie beunruhigte. »Mike«, flüsterte sie, »war mein Vater heute bei euch?«
    Eine Pause. Dann sagte er: »Ja.«
    Sie schluckte. »Dann - weißt du es?«
    »Ja.«
    Sie schloß die Augen. »Ich muß unbedingt mit dir reden.«
    »Ja, Mary, ich will auch mit dir reden. Mary ...« Seine Stimme klang gepreßt und undeutlich, wie durch Watte. »Mein Gott, Mary, ich war total geschockt. Echt, ich hab den ganzen Tag an nichts anderes denken können. lch meine, es ist so, so unfaßbar, verstehst du? Mary, eins muß ich wissen.«
    »Was denn?«
    »Mit wem hast du's getan?«
    Sie riß die Augen auf. Ihr Blick flog durch die Küche; die Unordnung, die ihre Mutter hinterlassen hatte - so untypisch für sie.
    »Mike«, sagte sie angespannt, die Knie bis zur Brust hochgezogen. »Mike, ich hab nichts getan. lch schwör's dir, ich hab nichts getan. Mit niemandem. Was die Ärzte sagen, ist nicht wahr. Sie irren sich. Aber ich hab solche Angst, und meine Eltern glauben mir nicht. Ich hab keinen Menschen.« Mary schossen die Tränen in die Augen. Sie sah die Küche nur noch wie durch einen Schleier. »Mike, du mußt herkommen, ich brauch dich.«
    »Ich kann nicht, Mary. Jetzt nicht «
    »Dann komm ich zu dir. Oder wir treffen uns irgendwo. Ich muß dir das alles erklären. Wir müssen drüber reden. Ich werd damit allein nicht fertig. Ich weiß nicht, was los ist.«
    Mary lauschte auf die Stille und mißverstand sie. »Ach, Mike«, flüsterte sie, »bitte tu mir das nicht an ...«
    Schluchzend sagte er: »Es tut mir so leid, Mary - so verdammt leid. Ich - ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr. Mary!« rief er. »Es ist mir gleich, ehrlich. Ich steh zu dir, ich schwör's dir. Du kannst dich auf mich verlassen, Ich heirate dich auch, aber ich muß es wissen. Ich muß es wissen, Mary.« Er hatte Mühe, die Worte her auszubringen. »Warum ein anderer? Warum nicht ich?«
    »Mike, bitte! Du verstehst mich nicht. Und ich weiß nicht, wie ich es dir verständlich machen soll..«
    »Mary, wenn du mich liebst -« er kämpfte um seine Beherrschung - »wenn du mich liebst, dann sei ehrlich mit mir. Wir müssen aufrichtig zueinander sein, das waren wir doch immer. Keine Geheimnisse, Mary, darum geht's doch, wenn man sich liebt. Wir stehen das gemeinsam durch, ich versprech es dir, aber laß mich nicht außen vor, lüg mich nicht an.«
    »Ich lüge nicht «
    »Deinem Vater kannst du erzählen, was du willst, aber mir mußt du vertrauen, Mary. Weißt du eigentlich, wie weh mir das tut? Es tut gemein weh, dich zu lieben und zu wissen, daß du es mit einem anderen getan hast und mir nicht mal so viel Vertrauen entgegenbringst, daß du mir die Wahrheit sagst -«
    »Aber ich hab doch gar nicht «
    »Das ist wirklich das Schlimmste! Daß du mir nicht die Wahrheit sagst. Vertrau mir doch, Herrgott noch mal!«
    Wieder schloß Mary die Augen und leckte sich die Tränen von. den Lippen. Einen Moment lang war die Versuchung groß - ihm irgend etwas zu erzählen, eine Geschichte zu erfinden, einen anderen Jungen, einen Freund von Germaine vielleicht, einen Freund ihres Freundes Rudy. Wir haben was getrunken, und eigentlich wollte ich gar nicht, und es war auch gar nicht schön, aber nun hab ich's mal getan, und es tut mir leid, du hast keine Ahnung, wie sehr ich es bereue, Mike. Dann würde Mike herüberkommen. und sie in die Arme nehmen und trösten ...
    »Mike.« Ihre Stimme war ernst und ruhig. »Ich sage dir die Wahrheit. lch habe nichts getan. Mit niemandem. Sag, daß du mir glaubst.«
    Seine Stimme war verzerrt. »Ich kann nicht mehr reden. Ich kann jetzt nicht mehr, Mary. Ich muß nachdenken, lch muß mir überlegen, was ich tun soll. Alle - mein Vater und meine Brüder - glauben, das Kind wäre von mir. lch muß nachdenken, Mary.«
    Marys Mund formte die Worte: Ich bekomme kein Kind. Aber ihre Stimme versagte.
    Mike sprach stockend weiter.

Weitere Kostenlose Bücher