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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Zettel geschrieben.
    Auf der Heimfahrt hatten Mary und ihre Eltern kaum miteinander gesprochen, aber sobald sie zu Hause gewesen waren, hatte Lucille gesagt: »Amy darf von alledem nichts erfahren.«
    »Wie willst du es ihr denn verheimlichen?« fragte Mary.
    »Wenn wir dich nicht wegschicken können, schicken wir eben deine Schwester weg. Heute übernachtet sie bei Melody. Bis morgen wird mir schon etwas einfallen.«
    Mary wollte gerade Protest erheben, als ihr Vater ganz ruhig sagte: »Amy bleibt hier, Lucille. Sie muß es erfahren. Es ist an der Zeit, daß sie die Wahrheit erfährt.«
    »Nein!« Lucille war entsetzt. »Nein, das lasse ich nicht zu. Sie ist noch zu klein. Das ist zuviel für sie.«
    »Sie ist fast dreizehn Jahre alt, Lucille. Es kann ihr nur guttun, wenn sie Bescheid weiß.«
    »Nein, sie soll unschuldig bleiben. Sie tritt nächstes Jahr in Schwester Agathas Orden ein «
    Ted schüttelte nur den Kopf, und Lucille gab auf.
    Danach sprachen sie von anderen Dingen, von der Schule, von der Kirche, von all den Orten und Anlässen, wo Mary sich der Öffentlichkeit zeigen. mußte. Mary, die über diese Fragen gar nicht weiter nachgedacht hatte, äußerte sich kaum dazu. Sie hatte nur gewußt, daß sie nach Hause wollte. Alles, was damit zusammenhing - der regelmäßige Kirchgang, die Fahrten mit ihrer Mutter zum Supermarkt , wollte sie einfach von Tag zu Tag bewältigen.
    Jetzt hatten sie sich alle leer geredet. Das Haus war dunkel und still. Mary stand auf. Ted hob den Kopf. Sie hatte den Eindruck, daß er zu lächeln versuchte.
    »Ich geh in mein Zimmer«, sagte sie leise und nahm ihren Koffer.
    Ted sprang sofort auf und packte den Koffer so beflissen wie ein Page, der auf ein Trinkgeld hofft.
    Mary wandte sich Lucille zu. »Ich hab Hunger, Mutter. Was gibt's zum Abendessen?«
    Sie telefonierte von der Küche aus. »Germaine? Ich bin's. Ich bin wieder zu Hause.«
    Germaines Stimme, die so klar klang, als wäre die Freundin mit ihr in einem Zimmer, tröstete sie sofort.
    »Mary? Du bist zu Hause? Wieso denn?«
    Sie ist ganz nahe, dachte Mary und legte beide Hände fest um den Hörer. Das ist das Gute daran, zu Hause zu sein. Germaine ist in der Nähe. »Ich wollte nicht mehr bleiben. Ich bin heute nachmittag heimgekommen, und ich geh nicht wieder dahin zurück.«
    »Ach, Mensch, toll! Dann kriegst du's hier, in Tarzana?«
    »Ja. Ich will es haben, Germaine. lch will mein Kind haben.« Schweigen.
    »Germaine?«
    Eine leichte Veränderung in der Stimme. Vorsicht. »Und was sagen deine Eltern dazu?«
    Mary sah sich in der Küche um. Das Geschirr war noch nicht gespült. Ein Teller mit kalten Spaghetti, die schon ganz verklebt waren, stand auf der Anrichte.
    »Ich weiß nicht genau. Wir haben ein bißchen miteinander geredet, aber sie haben nicht viel gesagt. Beim Essen war's ziemlich peinlich, aber das wird schon wieder werden.«
    »Ach, Mary, ich freu mich so, daß du wieder da bist. lch war richtig einsam.«
    »Germaine?«
    »Ja?«
    »Hast du Mike mal gesehen?«
    Pause. »Nur zwei- oder dreimal in der Schule, Mary. Er hat Chemie und englische Literatur. Ich treffe ihn manchmal, wenn ich zu meinem Kurs über amerikanische Verfassung gehe.«
    »Amerikanische Verfassung?«
    »Das ist ein neuer Kurs. Im September nehme ich politische Wissenschaften, und da ist amerikanische Verfassung Voraussetzung. Häuptling Knopfnase gibt den Kurs.«
    »Hat er was zu dir gesagt, Germaine? Über mich?«
    »Die alte Knopfnase redet mit keinem ein privates Wort.« »Germaine -«
    »Nein, Mary, Mike hat nichts zu mir gesagt. Du weißt doch, er mag mich nicht.«
    »Und die anderen?«
    »Keine Ahnung, Mary. Marcie ist außer mir die einzige, die dieses Jahr Sommerkurse nimmt. Die anderen sind wahrscheinlich jeden Tag in Malibu.«
    »Germaine, hat mal jemand gefragt -«
    »Nicht direkt, aber sie sind bestimmt alle neugierig. Sheila Brabent hat mich vor zwei Wochen mal angerufen und gefragt, ob's stimmt. Ausgerechnet die.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Na ja, Mary, ich mußte »ja«sagen. Es stimmt ja, oder? Du bist schwanger, nicht?«
    »Ja, es stimmt, aber ... « Mary seufzte.
    »Mary?«
    »Ja?«
    »Wann kommst du mal zu mir. Es ist verdammt langweilig ohne dich. Rudy ist nach Mississippi gefahren, zu einem Riesenprotestmarsch. Ohne euch beide bin ich total vereinsamt. Meine Mutter fragt, ob du nicht Lust hast, mal zum Essen zu kommen. Wann kannst du kommen?«
    Mary fühlte sich etwas besser, nachdem sie aufgelegt hatte, aber

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