Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
war.
    Danach war es zunächst völlig still. Nathan Holland lehnte sich zurück und fuhr sich mit beiden Händen durch das ungebärdige weiße Haar. Sein Blick glitt langsam über die Berichte und Statistiken, die auf dem Couchtisch ausgebreitet lagen, wanderte zu den Zeitungsartikeln und blieb schließlich auf der Skizze ruhen, die die Teilung der menschlichen Eizelle darstellte. Er glaubte jedes Wort von dem, was Jonas Wade gesagt hatte.
    Lucille McFarland starrte wie betäubt auf dieselben Unterlagen und dachte: Unmöglich!
    »Noch unerhörter als Ihre hanebüchene Theorie«, erklärte Pater Crispin mit Kanzelstimme, »finde ich, daß Sie von uns erwarten, sie zu glauben.«
    Ehe Jonas etwas erwidern konnte, sagte Ted: »Ich weiß nicht, Pater. Ich finde es ziemlich überzeugend -«
    »Sie erstaunen mich, Mr. McFarland.« Pater Crispin stand ächzend aus seinem Sessel auf und ging ein paarmal im Zimmer hin und her, um sich Bewegung zu verschaffen.
    Jonas beobachtete ihn mit einer Mischung aus Ungeduld und Bedauern. Du bist doch nur dagegen, dachte er, weil du meine Theorie als Angriff auf deinen Glauben siehst.
    » Dr. Wade«, sagte Ted, »ist das wirklich möglich?«
    »Sehen Sie sich den Fall der Dionne-Fünflinge in Kanada an, Mr. McFarland. Wissen Sie, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer eineiigen Fünflingsgeburt ist? Eins zu fünfzig Millionen. Und in diesem Fall ist es geschehen. Aus einer einzigen Eizelle entwickelten sich fünf kleine Jungen. Und die ganze Welt akzeptiert es. Die Geburt der Dionne-Fünflinge könnte man als ein wissenschaftliches Wunder bezeichnen; kein Mensch glaubte, daß es so etwas geben könne. Aber als es dann soweit war, hat niemand die Tatsache in Zweifel gezogen oder angefochten. Die Fünflinge werden als das akzeptiert, was sie sind. Die Wahrscheinlichkeit einer parthenogenetischen Geburt liegt weit höher, Mr. McFarland. Wenn Sie die Dionne-Fünflinge akzeptieren können, warum dann nicht Marys Unberührtheit?«
    Ted nickte bedächtig. »Würden Sie mir noch einmal erklären, Dr. Wade, warum Sie glauben, daß das Kind ein Mädchen werden wird?«
    »Ich werde es Ihnen zeigen.«
    »Unglaublich«, murmelte Ted wenig später, während er kopfschüttelnd auf die Skizze sah, die Jonas Wade angefertigt hatte. Lucille beugte sich vor und betrachtete die Illustration, ohne ein Wort zu sagen.
    Jonas überließ ihnen das Papier und lehnte sich im Sofa zurück. »Das Geschlecht des Kindes wird durch die Chromosomen im Spermium bestimmt. Enthält es ein Y-Chromosom, so wird das Kind ein Junge. In diesem Fall fand die Befruchtung nicht durch ein Spermium statt. Im Ei sind also nur die weiblichen X-Chromosomen enthalten. Darum muß das Kind weiblich werden.«
    Er schaute zu Mary hinüber. Er hätte gern gewußt, was in ihr vorging, doch ihr Gesicht war unergründlich.
    Er irrt sich, dachte sie.
    »Dr. Wade«, sagte Lucille stockend, »Sie glauben, daß es durch den Stromschlag damals im Schwimmbecken zu der Schwangerschaft gekommen ist?«
    »Ja.«
    »Aber « ihre Augen zeigten tiefe Verwirrung, und in diesem Moment sah Lucille jünger und kindlicher aus als ihre Tochter - »kann das Kind denn dann eine Seele haben?«
    Hier fühlte sich Jonas Wade auf unsicherem Boden. Über wissenschaftliche Fakten und Analysen konnte er mit Sicherheit und Überzeugung sprechen, diese Frage jedoch brachte ihn aus dem Konzept. Automatisch sah er den Priester an.
    Und Pater Crispin, der den hilfesuchenden Blick auffing, versicherte rasch: »Selbstverständlich hat es eine Seele, Mrs. McFarland.«
    »Aber - es wurde doch nicht auf normalem Weg gezeugt.«
    »Dennoch ist es ein Leben, und alles Leben kommt von Gott. Er wählte seine Werkzeuge und seine Wege aus Gründen, die uns unerforschlich sind -« Pater Crispin brach plötzlich ab und räusperte sich. »Das heißt aber noch lange nicht, daß ich diesen Unsinn glaube«, fügte er hastig hinzu. »Doch selbst wenn es wahr wäre, Mrs. McFarland, wäre dieses Kind ein Kind Gottes.«
    Die Unterstützung, die Jonas Wade sich von Pater Crispin erhofft hatte, war ausgeblieben. Er setzte seine nächsten Worte vorsichtig. »Das Kind wird ganz normal werden, Mrs. McFarland. Es gibt keinen Grund, warum es nicht so sein sollte. In einigen Wochen werde ich Röntgenaufnahmen machen können, und dann können wir den Fötus sehen.«
    Jonas blickte wieder zu Mary, die immer noch so unbewegt dasaß, als ginge sie das alles nichts an.
    »Es besteht jedoch eine, wenn auch

Weitere Kostenlose Bücher