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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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das Leben plötzlich doch nicht mehr so elend. Die schlimmste Wut ist verraucht, und wir geraten nicht mehr so oft aneinander. Ich bin bitter, dass wir nicht aufeinander zugehen und uns helfen konnten, als wir es am nötigsten gebraucht hätten. Dass Johan mich im Stich ließ, als ich ihn am nötigsten brauchte. Dass ich Johan im Stich ließ, als er mich am nötigsten brauchte.
    Ich bin bitter, dass ich mich fast nicht traue, vom »Im-Stich-Lassen« zu sprechen, wenn ich all das erzähle. Ich bin bitter, dass wir genauso wurden wie alle anderen Paare, die ein Kind bekommen, alle, über die ich gelesen habe, alle, die erzählt und bezeugt haben, wie die Gleichberechtigung sich in Luft auflöst, wenn Kinder kommen. Ich bin bitter, weil ich einsehen muss, dass wir nicht mehr gleichberechtigt sind – vielleicht waren wir es überhaupt nie?
    Ich bin bitter, dass ich bitter bin. Ich will nicht bitter sein.

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    DAS TUT BRITTIS GUT
    La Quinta Park ist ein Wellnesshotel, vielleicht sind hier deswegen mehr Rentner als in anderen Hotels. Um 17.30 Uhr werden wir als Neuankömmlinge zu einem Begrüßungsdrink und ein paar Informationen in die Bar eingeladen. Die deutsche Reiseleiterin begrüßt mich mit einem langen deutschen Satz. Ich nicke ihr zu, lächle und tue so, als hätte ich sie verstanden. Der Speisesaal ist voller Neuankömmlinge, die zufrieden an ihrem Gratiscocktail nippen und mich anstarren, als ich versuche, einen Platz zu finden.
    Ich setze mich ganz nach hinten, damit ich verschwinden kann, aber ich fühle mich unbehaglich und angestarrt. Ganz schnell wird mir klar, dass es ein Fehler war, hierher zu kommen. Um den Eindruck von freiwilligem Alleinsein aufrechtzuerhalten, muss ich dafür sorgen, allein zu sein. Nicht an Zusammenkünften und gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen. Ich trinke meinen Gratiscocktail in drei schnellen Schlucken und kehre auf meinen Balkon zurück. Hier kann ich in freiwilliger Einsamkeit sitzen und die Stille genießen und die Sonne, die links hinter den Bergen untergeht.
    Vor mir liegen hässliche Pools, aber ein Stück weiter unten ein unendlich großes Meer. In den Pools schwimmen ein älterer Mann und eine ältere Frau in einem Leopardenbadeanzug immer im Kreis herum. Sie kichern. Jetzt sehe ich, dass sie sich jagen. Sie bekommt ihn zu fassen, und sie küssen sich. Dann schwimmen sie weiter.
    Sie sind so schön und sehen frisch verliebt aus. Wirklich. Werden wir sein wie sie, wenn wir alt sind? Oder werden wir wie der unzufriedene Mann und seine Alk-Frau?
    Ich schenke mir ein Glas Rotwein ein und proste mir selbst und dem eleganten älteren Paar im Pool zu.
    »Das tut Brittis gut«, sage ich laut zu mir selbst. Dieser Ausdruck stammt von meiner Mutter Brittis, und er hat etwas mit Wein und Balkon zu tun. Letzten Sommer saßen wir einmal abends auf ihrem Balkon und tranken Wein, und da sagte sie plötzlich »Das tut Brittis gut« und trank einen Schluck Wein. Sie spricht oft von sich in der dritten Person. Als ob ein Gefühl erst dann wirklich würde, wenn sie es ausgesprochen hat. Meine tolle, verrückte, geliebte, nervende Mutter, die ziemlich geschafft aussieht. Ich sehe es jetzt.
    Vierzig Jahre mit roten Prince-Zigaretten, Vollzeitjob im Krankenhaus, drei Kindern und einer langen unglücklichen Ehe haben ihre Spuren hinterlassen. Wie um meine Mutter zu ehren, haben meine Schwester und ich auch angefangen, es zu sagen, wenn wir den ersten Schluck Wein trinken:
    »Das tut Brittis gut!«
    Und noch etwas passiert jetzt öfter, wenn meine Mutter Wein trinkt, sie spricht über ihre Mutter. Großmutter, die so lieb war, »viel zu lieb«, sagt Mutter mit einem Zittern in der Stimme. Da weiß ich, dass sie bald zu weinen anfängt, denn das macht sie immer, wenn sie von Großmutter spricht.
    »Sie hat immer die anderen bedient und nie an sich gedacht. Ist aufgestanden und hat an der Spüle gegessen, während wir anderen am Tisch saßen.«
    Ich lächle, denn wenn meine Mutter etwas nicht kann, dann in aller Ruhe an einem Essenstisch sitzen bleiben.
    Überhaupt, sich nur hinsetzen und einfach nichts tun, das geht nicht. Sie denkt immer effektiv und hat eine Rastlosigkeit, die dazu führt, dass sie das Abendessen vorbereitet, während sie den Frühstückstisch abdeckt, mit der Wäsche nach oben läuft, eine Runde staubsaugt, um dann zwei Züge aus der Zigarette, gebeugt unter der Abzugshaube stehend, zu nehmen.
    Manchmal, wenn ich sie besuche, werde ich böse und sage, sie soll sich

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