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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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und der Junge, Fredrik L. aus meiner Parallelklasse, vor Schock und Schreck erstarrte. Wir lagen auf dem Bett meiner besten Freundin in ihrem Mädchenzimmer, sie und Anders knutschten auf dem Ledersofa im Wohnzimmer. Bryan Adams sang vom Heaven und wie toll der Sommer 69 war, alles war prima, außer dass Fredrik aufgehört hatte, meinen Rücken zu streicheln.
    Er küsste mich auch nicht mehr, sondern versuchte aufzustehen.
    »Wir wollen es lieber ein bisschen ruhig angehen lassen«, sagte er, soweit ich mich erinnere.
    Ich schämte mich schrecklich, denn ich ahnte, dass mein eifriges Reiben an seinem Oberschenkel zu viel gewesen war. Aber ein paar wunderbare Sekunden lang hatte ich alle Hemmungen fahren lassen und schiere, reine Lust empfunden. Die Zeit war stehen geblieben, und ich wollte mich bis in alle Ewigkeit an seinem Schenkel reiben.
    Fredrik galt als gut aussehend, und ich nehme an, er war es gewöhnt, die Initiative zu ergreifen. Gewöhnt, sich an unbeweglichen, steifen Mädchenkörpern zu reiben und nicht wie jetzt derjenige zu sein, an dem sich gerieben wurde. Hinterher verbreitete er das Gerücht, ich sei geil wie eine Hure, und lange Zeit dachte ich, ich muss mich davor hüten, geil zu sein.
    Im gleichen Sommer wurde ich zum zweiten Mal in meinem Leben Hure genannt. Meine Familie war zusammen mit Freunden meiner Eltern und ihren fünf Kindern zelten. Es war Sommer, wir hatten Ferien, Öland ist eine spannende Insel, da war das Meer, und ich fühlte mich schon fast erwachsen und eigentlich ganz hübsch. Ich hatte ein neues Kleid, ärmellos und eng anliegend aus einem schwarzen, glänzenden Stoff, ich trug in diesen Ferien fast jeden Tag dieses Kleid.
    Eines Abends ging ich mit Frank, dem gleichaltrigen Sohn der anderen Familie, zum einzigen Kiosk des Campingplatzes, um Süßigkeiten zu kaufen, und bei dieser Gelegenheit erzählte Frank, sein Vater habe beim Essen zu seiner Familie gesagt, ich sähe in diesem Kleid aus wie eine Hure.
    Ich weiß nicht, ob ich wirklich verletzt war, aber ich fand es irgendwie eklig, dass der Vater mich mit solchen Augen angeschaut hatte. Und das schwarze Kleid zog ich nie wieder an.
    Zum dritten Mal wurde ich etwa ein Jahr später im Aufzug eines Hotels Hure genannt. Ich und mein Freund wollten seine Mutter in diesem Hotel treffen, wir waren zusammen mit drei etwa fünfzigjährigen Männern im Aufzug. Einer von ihnen schaute mich lange an und sagte dann: »Und was hat diese kleine Hure wohl heute Abend vor?«
    Ich war so schockiert, dass ich höflich antwortete:
    »Ich werde mit meinem Freund zusammen sein.«
    Das fanden sie total lustig, und sie lachten, bis wir oben waren.
    Mein Freund sagte nichts, aber ich sah, dass er große rote Flecken auf den Wangen und dem Hals hatte. Da schämte ich mich und hatte das Gefühl, ihn um Entschuldigung bitten zu müssen.
    Seit ich dreizehn bin, werde ich ungefähr einmal pro Jahr als Hure bezeichnet. Von allen möglichen Männern, in allen möglichen und unmöglichen Situationen. In der Kneipe, als ich keine Lust hatte mitzuspielen, oder bei einem anonymen Telefonat, als eine Männerstimme »Hure, Hure, Hure, Hure« flüsterte.
    »Wie bitte?«, sagte ich.
    Da sagte er noch einmal »Hure, Hure, Hure, Hure«, und erst da legte ich auf und ging den ganzen Abend nicht mehr ans Telefon.
    Lauter kleine Zeichen, die meine freie Geilheit zurechtwiesen. Es musste nicht so weit gehen, dass jemand mich Hure nannte, da reichten schon sehr viel subtilere Gesten. Wie zum Beispiel, als ich einen Liebhaber zum Essen erwartete.
    Ich war Single und froh, dass ich eine langweilige Beziehung mit einem langweiligen Typen überlebt hatte, und ich war überhaupt nicht scharf darauf, eine neue Beziehung anzufangen. Ich wollte allerdings viele Liebhaber. Sie sollten sich möglichst ablösen.
    Dieser Liebhaber war neu, wir hatten uns bisher nur auf einem Fest geküsst. Ziemlich leidenschaftliche Küsse, die mehr versprachen. Jetzt, ein paar Abende später, hatte ich ihn zu mir zum Essen eingeladen, und danach sollten wir endlich Sex haben.
    Es war wunderbar, und hinterher lag ich nackt und befriedigt in seinen Armen. Da fragte er, ob ich beleidigt gewesen sei, weil er Kondome dabeihatte. Erst verstand ich überhaupt nichts. Was meinte er? Das war doch prima.
    Er schaute ein wenig verlegen und sagte, es hätte geplant aussehen können, als ob er damit gerechnet hätte, Sex zu haben. Ich verstand, dass es in seiner Frage etwas Wohlerzogenes gab, aber mir entging

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