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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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genieße. Isadora hingegen brennt vor Sehnsucht nach Sex.
Was hat es denn nun eigentlich mit der Ehe auf sich? Selbst wenn man seinen Mann liebt, kommt unweigerlich die Zeit, wo das Ficken so fade wie Schmelzkäse wird, zwar sättigend, vielleicht sogar dick machend, doch gänzlich reizlos für die Geschmacksnerven, kein bittersüßes Ingrediens, keine Gefahr. Und man sehnt sich nach einem überreifen Camembert, nach einem raren Ziegenkäse: vollmundig, üppig, sahnig, bockshufig.
    Aber ich finde es auch nicht langweilig, mit Johan zu schlafen. Überhaupt kein geschmackloser Schmelzkäse, eher ein gereifter Cheddar, hart und zuverlässig, werktags so gut wie feiertags. Mit viel Geschmack. Ein Käse, der lange hält, mindestens zehn Jahre.
    Als wir noch aufs Gymnasium gingen, redeten meine drei besten Freundinnen und ich einmal darüber, welcher Käse wir sein würden, wenn man unsere Persönlichkeiten in Käse ausdrücken würde. Cissi war ein gereifter Priesterkäse, sie wollte unbedingt Theologie studieren, Charlotte war ein exquisiter Brie, und tatsächlich wurde sie dann auch Juristin, sie hat jetzt das Geld und liebt teuren Käse. Was Sanna für ein Käse war, weiß ich nicht mehr, aber ich weiß noch, wie verzweifelt ich war, als sich die anderen ohne zu zögern einig waren, dass ich ein Schmelzkäse mit Tacogeschmack war, den bekommt man für wenig Geld in jedem Supermarkt.
    So billig! So amerikanisch!
    Ich wurde richtig traurig. Meine Freundinnen versuchten mir zu erklären, dass ich eben gut gewürzt sei, und dass niemand außer mir solchen Käse mochte. Aber irgendwie bin ich nie darüber hinweggekommen. Dass die anderen vornehme Käse waren mit alten Käseahnen, während ich ein richtig typischer Arbeiterklassenkäse war. Ein Tacokäse.
    Wenn ich jetzt alleine in einem Café in Puerto de la Cruz sitze und an Käse denke, wünsche ich mir, dass ich mich ein wenig mehr nach Abenteuer sehnen würde. Warum denke ich an Käse? Warum nerven mich dänische Einladungen nur?
    Sogar meine Sexträume handeln von Johan! Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich ein so starkes Über-Ich habe und so große Schuldgefühle, dass ich jede andere Lust verdränge, oder vielleicht ist es auch einfach so, dass ich mit meinem zehnjährigen Sexleben mit Johan vollauf zufrieden bin.
    Isadoras Sehnsucht hingegen brennt immer stärker, und schließlich folgt sie ihrer Lust.
Ich dachte an all die Verhaltensmaßregeln, nach denen ich gelebt hatte – die gute Schülerin und gewissenhafte Kunststudentin, die gehorsame Tochter, die schuldige treue Gattin, die Ehebruch nur in der Vorstellung trieb–, und ich beschloss, einmal im Leben Mut zu beweisen und zu meinen Gefühlen zu stehen, ungeachtet der Konsequenzen.
    Die geliebte verwirrte Isadora verlässt also Bennett und fährt mit Adrian im Auto durch Europa. Und es dauert nicht lange, bis ihr klar wird, dass sie einen gigantischen Fehler gemacht hat. Während Isadora glaubt, dass sie ziellos durch Europa fahren, verfolgt Adrian seine privaten Pläne. Er hat sich nämlich mit seiner Frau und seinen Kindern in der Bretagne verabredet. Da wollen sie ein paar Ferienwochen verbringen.
    Plötzlich ist Isadora allein in Paris, ohne Liebhaber oder Mann zum Anlehnen. Sie sitzt, genau wie ich, allein in einem Café vor einem Bier und versucht, gleichgültig auszusehen. Wir sind beide Mitte dreißig, beide verheiratet, allerdings hat Isadora noch keine Kinder, und sie ist viel müder als ich nach ihrer und Adrians Wahnsinnsreise über die Autobahnen.
    Und da, im Café, wird Isadora plötzlich klar, welchen Fehler sie gemacht hat.
Ich hatte mich ihm aufgedrängt. Jahre der Fantasien über Männer, ohne den leisesten Versuch einer Realisierung – und dann, zum ersten Mal in meinem Leben – mache ich den Versuch. Ich bedränge einen Mann, den ich heftig begehre, und was geschieht? Er wird schlaff wie eine ins Wasser gefallene Nudel und zeigt mir die kalte Schulter.

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    WIE EINE HURE
    Wenn man bis zum Platzen geil ist und einen Mann haben will, vergisst man leicht, dass das verboten ist. Das heißt, wenn du eine Frau bist und nicht abgespeist, sondern begehrt werden willst. Und wenn du nicht Hure genannt werden willst. Egal ob du dreißig oder dreizehn bist.
    Als ich dreizehn war, hatte mich allerdings noch niemand darüber aufgeklärt, dass ich nicht so geil, so draufgängerisch, so willig wie die Jungs sein durfte. Das erfuhr ich bitter, als ich das erste Mal mit jemandem knutschte

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