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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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offensichtliche Flucht vor der Familie. Ich stelle mir das umgekehrte Szenario vor: zwei Mütter, die ihre Schritte verlangsamen und schließlich neben dem alleinstehenden dreißigjährigen Typ landen, der allein am Schluss der Gruppe geht. Wie sie zu flirten anfangen und Kontakt suchen, während ihre Männer sieben Meter weiter vorne die Kinderwagen schieben.
    »Wie heißt du?«, fragt einer auf dänisch.
    »Sorry, I don’t speak Danish«, antworte ich.
    »Oh, what’s your name?«
    »Sue Ellen«, antworte ich.
    »Oh nice«, sagt er, »my name is Mads.«
    »Oh nice«, sage ich.
    »And my name is Henrik«, sagt der andere. »Are you here alone on holiday?«, fährt Henrik fort.
    »No. I’m here with my job. I’m an actor and we are here to perform a play called ›Dallas‹ tomorrow at the Casino.«
    »Oh nice«, antwortet Mads, und ich ahne, dass ihr Englisch nicht das beste ist.
    »Can we come and watch you?«, fragt Henrik und macht ob seiner Forschheit ein zufriedenes Gesicht.
    »Yes, of course. It’s open for everyone. Tomorrow at nine o’clock at the Casino«, sage ich.
    Henrik und Mads reden eifrig auf Dänisch miteinander, und ich schnappe zwei Frauennamen auf, »Anne« und etwas, das wie »Rue« klingt. Ich vermute, es sind die Namen ihrer Frauen, und ich frage mich, ob es wirklich sein kann, dass Dallas in den Achtzigerjahren nie im dänischen Fernsehen gezeigt wurde.
    »Okay, we’ll come tomorrow and after maybe we can have a drink with you?«, sagt Henrik.
    »Or two drinks … or three …?«, fügt Mads hinzu und lacht über seinen unglaublich lustigen Scherz.
    »Okay«, antworte ich, »see you tomorrow!«
    Henrik und Mads grinsen selbstsicher und gehen jetzt wieder schneller, um ihre Frauen Anne und Rue einzuholen. Einen Moment lang bekomme ich ein schlechtes Gewissen, Henrik und Mads können schließlich nicht wissen, dass es zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, blöde Kerle hereinzulegen.
    Aber es verschwindet, als ich sehe, wie Henrik besitzergreifend einen Arm um seine Anne legt und Mads seine Rue zärtlich auf die Wange küsst. Sollen sie doch eine Weile vor dem Casino stehen und sich fragen, was mit der Theatervorstellung Dallas wohl passiert sein könnte.
    Ich verzichte auf das gemeinsame Mittagessen im Anschluss an den geführten Spaziergang und suche mir ein kleines Café. Ich bestelle gegrillten Schwertfisch, Bier und einen Espresso, die Sonne scheint auf mein Gesicht, und ich lese weiter über Isadora.
    Sie und Bennett sind gerade in der Universität von Wien angekommen, wo die Konferenz stattfinden soll. Isadora ist böse auf Bennett, weil er kein Fremder in einem Zug ist – der Spontanfick –, weil er nicht lächelt, nicht mit ihr spricht. Sie ist böse, weil er Termine bei Gynäkologen und Psychiatern für sie vereinbart, aber nie Blumen kauft. Böse, weil er sie nie küsst, sie nie am Hintern packt.
    Und da trifft sie Adrian. Ihren ersehnten Spontanfick. Sie hat die Fantasie eines Ficks ohne Schuldgefühle erfunden.
Der Spontanfick ist von äußerster Reinheit, da ohne jede Nebenabsicht. Es findet kein Machtkampf statt. Der Mann ›nimmt‹ nicht, und die Frau ›gibt‹ nicht. Niemand hat den Ehrgeiz, einem Ehemann Hörner aufzusetzen oder eine Ehefrau zu demütigen. Keiner von beiden versucht, irgendetwas zu beweisen, noch den anderen in irgendeiner Weise zu übervorteilen. Der Spontanfick ist das Sauberste, was es gibt. Und er ist seltener als das Einhorn.
    Weder ich noch Isadora haben je einen Spontanfick erlebt, zu meinem großen Bedauern.
    Während meiner Zeit als Single war ich möglicherweise an einigen missglückten Versuchen beteiligt. Aber es gab immer Schuldgefühle in Form der unausgesprochenen Frage, ob es irgendwie weitergehen würde. Ich fühlte mich schuldig, weil ich nicht mehr wollte. Schuldig, weil ich die Initiative zu einem Spontanfick ergriffen hatte.
    Denn für eine Frau gilt immer noch die verdammte uralte Regel: Gejagt werden, nicht jagen.
    Wie oft habe ich mich an dieser Stelle falsch verhalten? Es fing an, als ich zwölf war und ich mich eifrig an Frederik L. rieb, und ging so weiter bis zu den Typen auf der Kunstschule, als ich einundzwanzig war. Sanna und ich gingen in Kneipen wirklich kamikazemäßig auf Jungs zu und fragten sie, ob sie einen warmen pochenden hätten. Fast nie sagte jemand Ja. Zumindest wollten sie ihn nicht in uns stecken. Oder wenn jemand uns fragte, ob wir Feuer hätten, dann sagten wir Nein, aber eine glühende Klit. Ich

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