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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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es sei, dass wir nicht so politisch korrekt wären.
    Alle verstummten und drehten sich langsam zu mir um. Ich holte Luft, vor dem Fenster tutete eine Fähre Unglück verheißend. Ich merkte sofort, dass ich ungefragt zu viel Platz einnahm und meine Stimme zu schrill und zu laut war.
    Ich spürte, wie mein Hals heiß und rotfleckig wurde. Alle schauten mich an, ich versuchte, meine Idee zu erklären. Eine Reportage zum Begriff internationaler Terrorismus. Wer definiert eigentlich, was das ist, und könnte man auch die Gewalt gegen Frauen als eine Art internationalen Terrorismus sehen?
    Mein Gedanke war, dass sehr viel mehr Frauen in aller Welt jede Woche von ihren Männern zu Tode misshandelt werden als durch den sogenannten internationalen Terrorismus sterben. Und dennoch werden alle militärischen Kräfte dafür eingesetzt, diesen Terrorismus zu bekämpfen. Was würde passieren, wenn die gesamten Verteidigungsausgaben für die Bekämpfung von Misshandlungen, Vergewaltigungen und den von Männern an Frauen begangenen Morden eingesetzt würden?
    Niemand sagte etwas, alle starrten mich an.
    »Eine Reportage, die den Begriff ›internationaler Terrorismus‹ hinterfragt …«, versuchte ich zu verdeutlichen.
    Sekunden kompakten Schweigens zertraten das bisschen Mut, das ich hatte aufbieten können.
    Der männliche Produzent schaute mich skeptisch an und sagte dann den Satz, den ich fortan jedes Mal zu hören bekommen sollte, wenn ich eine Idee für eine Reportage vorbrachte: »Ich verstehe nicht so recht, was du meinst.«
    Er hatte natürlich keinerlei Probleme gehabt, die Ideen der Männer, die im Lauf des Tages vorgebracht worden waren, zu verstehen. Ich versuchte, meine Idee zu erläutern, in der trügerischen Hoffnung, dass irgendjemand zustimmend nicken würde. Aber alle schwiegen und starrten vor sich hin. Der Produzent hatte mit seinen Zweifeln die Schleusen für weitere Zweifel geöffnet. Einige Männer hakten ein.
    »Also, ich glaube, die sogenannten Dunkelziffern bei Vergewaltigungen, von denen immer die Rede ist, stimmen nicht. Meiner Meinung nach ist es genau umgekehrt. Die meisten sogenannten Vergewaltigungen sind gar keine Vergewaltigungen. Weil die Grenze zwischen normalem Geschlechtsverkehr und Vergewaltigung minimal sein kann«, sagte einer (der im Übrigen mit einem wichtigen Journalistenpreis ausgezeichnet worden war).
    »Ich fühle mich von dir provoziert, du scheinst zu meinen, dass alle Männer Vergewaltiger sind!«, sagte ein anderer. Die Diskussion war in vollem Gang, die Stimmung gehässig und ich unten durch. Es ging noch bis spät am Abend weiter, und dann, nach ein paar Gläsern Wein, kam mein Tischnachbar (ebenfalls ein mit Preisen ausgezeichneter und anerkannter Dokumentarjournalist) mit einer weiteren geflügelten Aussage:
    »Also, das mit der Vergewaltigung, das ist doch sehr schwierig, ich meine, wer war nicht schon mal geil und hat ein bisschen fester zugelangt, auch wenn das Mädel nicht wollte?«
    Ich habe mich immer über die alten Männer an der Spitze des Schwedischen Rundfunks beklagt – jetzt wurde mir klar, dass sie total ungefährlich waren im Vergleich mit diesen Jungspunden.
    Dann folgte ein Jahr, in dem ich weiterkämpfte, voller Sehnsucht nach Einvernehmen, und immer wieder enttäuscht war, wenn es sich nicht einstellte.
    Während meinen männlichen Reporterkollegen der Weg durch Ermunterungen und wohlwollendes Verständnis geebnet wurde, mussten ich und meine weiblichen Kollegen kleine Aufsätze voller Rechercheergebnisse schreiben, bevor wir uns überhaupt trauen konnten, eine Idee zu präsentieren. Es war interessant, aber auch schmerzhaft zu sehen, wie sich das auf mein Selbstgefühl auswirkte. Wenn man immer nur Stirnrunzeln und Skepsis begegnet, zweifelt man am Ende unweigerlich an sich selbst, an den eigenen Ideen und der eventuell vorhandenen Begabung.
    Wieder wurde ich bitterfotzig und sehnte mich mit brennenden Augen danach, genau so schlampige und spontane Einfälle haben zu dürfen wie die Männer. Einfach zum Produzenten oder Redakteur gehen zu können (ich musste mir immer einen Termin geben lassen, wenn ich eine Idee präsentieren wollte) und zu sagen: »Ich habe heute in der Kantine eine Zitrone gesehen. Wäre es nicht toll, mal was über Zitronen zu machen? Also, ich habe es noch nicht richtig durchdacht, aber ihr versteht doch, was ich meine, oder?«
    Ich sehnte mich danach zu hören: »Das klingt total toll, wir überlegen mal alle zusammen, dann fällt

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