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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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uns bestimmt was ein, wie wir es angehen können.«
    Man muss lernen, die Struktur hinter solchen Situationen zu erkennen, damit man sich nicht in Selbstzweifeln und Selbstverachtung ertränkt. Glücklicherweise entlarvt die Struktur sich manchmal selbst. Sie wurde deutlich, als zwei meiner Kolleginnen eine Idee vortrugen, die vom Redakteur und vom Produzenten als uninteressant abgelehnt wurde.
    Einer unserer männlichen Kollegen hörte von der Idee und fand sie sehr interessant und wollte versuchen, sie durchzusetzen. Er ging allein zum Redakteur und zum Produzenten und präsentierte genau die gleiche Idee. Und was Wunder, plötzlich fanden der Redakteur und der Produzent, dass es eine ganz prima Idee für unser Fernsehformat war (sein häufigstes Argument war, dass die Idee nicht zu unserer Zielgruppe passte).
    Ebenso deutlich trat die Struktur hervor, als alle meine männlichen Kollegen eine Ganztagsstelle bekamen, während ich mich mit einer Halbtagsstelle begnügen musste.
    So ging es ein ganzes Jahr, ich bekam Magenschmerzen und fühlte mich wertlos, bis mein Vertrag auslief und natürlich nicht verlängert wurde. Beim Abschlussessen war ich ziemlich erleichtert – es war eine Stelle mit so viel Prestige, dass ich weder die Kraft noch den Mut gehabt hätte, selbst zu kündigen. Oder wie mein kluger Therapeut sagte: »Du hast dich in einer Gewaltbeziehung befunden, und der Kerl, der dich misshandelt hat, hat Schluss gemacht. Sei froh und dankbar!«
    Die ganze Redaktion wurde in ein Luxusrestaurant am Stureplan in Stockholm eingeladen. Ein letztes Mal saß ich nun im Kreis meiner Kollegen, alle tranken fleißig und zu viel.
    Ich landete neben einem Typen, mit dem ich im Lauf des Jahres nur selten gesprochen hatte. Er hatte zwar als Reporter auf den Listen gestanden, aber während dieser Zeit keine einzige Reportage gemacht. Er hatte wohl eine Reportage über den Iran machen wollen, die aber irgendwie nicht zustande gekommen war. Oder wie er sich nun ausdrückte: »Solche kurzen, schnellen Reportagen passen nicht zu mir, mir liegt es mehr, Geschehnisse und Prozesse dokumentarisch zu erzählen …«
    Gelobt sei diese unglaubliche Fähigkeit von manchen Männern, ihre Unzulänglichkeiten in Angabe zu verwandeln!
    Seine Art zu reden erinnerte mich an den Schauspieler Mikael Persbrandt, er stieß die Worte aufgeregt, aber dennoch gleichgültig hervor und ist wohl im gleichen Alter. Er hatte sich lange mit Galerien in New York beschäftigt und mit einer der bekanntesten Designerinnen Schwedens zusammengelebt, mit anderen Worten, er war eine Art Überflieger. Nun saß er neben mir und wollte mit mir anstoßen.
    »Sara, es war wirklich nett, dich kennenzulernen!«
    »Ja …«, sagte ich, aufrichtig erstaunt.
    »Ja, es war toll, wie du deine Themen verfolgt hast. Ich habe durch deine Reportagen wirklich viel über den Feminismus gelernt.«
    »Jaa …?«, sagte ich, noch erstaunter.
    »Ja, ich bin natürlich nicht mit allem einverstanden, was ihr Feministinnen vertretet.«
    »Nein, das kann ich mir vorstellen«, sagte ich, nicht mehr ganz so erstaunt.
    »Nein, ich habe zum Beispiel eine Wohnung in Bangkok und deshalb glauben alle, besonders die Feministinnen, dass ich zu Prostituierten gehe.«
    »Ja, das ist wirklich gemein«, antwortete ich.
    »Es ist nämlich bestimmt zehn Jahre her, seitdem ich das letzte Mal bei einer Prostituierten war«, sagte er.
    Ich versuchte, herauszubekommen, ob er sich über mich lustig machte, aber er verzog keine Miene und trank noch einen Schluck Rotwein.
    »Wie …«, sagte ich und lachte ein wenig, um zu zeigen, dass ich durchaus für einen Scherz zu haben war. »Warst du im Ernst bei thailändischen Prostituierten?«
    »Ich sehe, dass dich das aufregt, aber ich versichere dir, ich war nie bei einer Prostituierten, wenn ich mit jemandem zusammen war. Ich war nie untreu«, sagte er mit weit aufgerissenen Augen, um zu unterstreichen, was für ein ehrbarer Kerl er war.
    »Du, es ist mir völlig egal, ob du untreu warst oder nicht. Die Leute können herumvögeln, so viel sie wollen, mich regt nur auf, dass du arme thailändische Frauen ausnutzt, die sich prostituieren müssen, um überleben zu können. Wie fühlt sich das denn an, jemanden zu vögeln, der es machen muss, um an Geld zu kommen, aber selbst nicht im mindesten Lust verspürt?«, fragte ich aufgebracht.
    »Na, so ist es ja nicht, dass sie keine Lust haben …«, sagte er, und ich schaute ihm wieder in die Augen, um zu sehen, ob er

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